Hallo,
schön, dass
Du wieder reinschaust!
Nachträglich
wünschen wir Euch alle noch ein schönes Ostern und dass Ihr das selbige relaxt
und geruhsam, mit vielen Ostereiern verbracht habt!
Wir sind
inzwischen ein gutes Stück westwärts gekommen, genauer gesagt, ca. 5.500km
näher am Sonnenuntergang. Aber der Winter hat das Land hier noch immer fest im
Griff, die Nächte sind bitterkalt (was unser Schorsch so gar nicht mag, da
brauchts am Morgen schon oft a bisserl Geduld, bis man ihn in Stimmung
bringt!). Aber wir hatten untertags schon auch einmal 15 ° C!!!! Seit heute
wissen wir aber definitiv, dass es doch an uns liegen muss! Eine Frau erzählte
doch tatsächlich, dass es letztes Jahr schon ab Mitte März frühlingshafte
Temperaturen hatte und heuer komischerweise der Winter so lange dauert. Kein
Kommentar!!!! Momentan ists rundherum um uns weiß und zugefroren hier in
Alberta.
Aber der
Reihe nach! Von Halifax sind wir ja erstmal nordwärts bis rauf zum St.
Lorenzstrom, dem wir dann südwärts bis nach Quebec entlanggefahren sind. Ein
sehr schönes, sehr französisch anmutendes Städtchen, dass uns sehr gut gefallen
hat.
Weiter gings nach Montreal und Ottawa, die wir aber beide nur umfahren
haben, da wir ja schon mal hier waren. Ja, und von da gings auf den Trans Kanada
Highway, den befahren wir jetzt seit fast 3 Wochen und irgendwie scheint er
kein Ende zu nehmen.
Wir haben
heut die 4. Zeitzone überfahren (8 Std. hinter euch) und sind inzwischen in der
7. Provinz angekommen. Wobei man schon sagen muss, dass die östlichen
Landstriche Nova Scotia, Quebec, New Brunswick und Ontario sehr schön und auch
sehr abwechslungsreich und interessant fürs Auge sind, genau die Landschaft,
die du dir unter Kanada vorstellst.
Birken- und
Ahornwälder, Seen und Wasserflächen, Tundra soweit das Auge reicht – wie ja
überhaupt hier alles Dimensionen hat, die einfach unbeschreiblich sind für uns
Europäer! Diese Wasserflächen, die sich hier nordwärts des HWY bis zur Hudson
Bay erstrecken, machen ein Drittel der globalen Süßwasservorräte aus!!!!
Und es ist
hier ssseeeeehhhrrrr einsam. In Anbetracht dessen, dass dieses Land die
zweitgrößte Fläche hier auf diesem Planeten sein Eigen nennt und nur 5 % der
Fläche von Kanada besiedelt ist! Was sagt uns das???? Sollte jemand mal Dreck
am Stecken haben, wäre Kanada definitiv angesagt. Da findet dich so schnell
keiner!
Es gibt
Tage, da fährst du 400 km und bist letztendlich durch drei Straßendörfer
gekommen. Von was diese Leute hier leben, das erschließt sich einem nicht so
genau.
Nach Ontario
kommt dann Manitoba und Saskatchewan und von da ab wird’s platt, plätter geht’s
gar nimmer! Da siehst am Morgen, wo du am Abend nach mehreren gefahrenen 100
Kilometern ankommst! Echt! Diese Ebene ist die Kornkammer Kanadas (eines der
größten Getreideanbaugebiete der Welt), und reicht von Winnipeg bis zu den
Rockies, über 3 Provinzen, über 1400km breit, man sagt auch „Meer aus Gras“ zu
dieser flachen Endlosigkeit. Die Highway Eintönigkeit wird höchstens
unterbrochen, von Erhebungen „like“ des Giesinger Berges (München), einer 20 °
Kurve oder ganz hie und da eine Kreuzung, ein Bahnübergang oder ganz selten von
einer Stadt. Dergleichen haben sie ja nicht viel. Da wird der Tag dann schon
lang und die Fahrt ermüdend und letztendlich langweilig.
Aber ich
denke, die nächsten Tage kommen wir in die Rockies und wer mich kennt, weiß
dass mir die Berge wesentlich lieber sind, als das Flachland. So, ich hab euch
ja letztes Mal vorgewarnt, dass ich über Land und Leute schreib!!!
Wir haben
uns inzwischen eingewöhnt und es hat sich eigentlich alles gut eingespielt. In
Winnipeg fanden wir sogar einen offenen Campground, was uns die Möglichkeit
gab, wieder alles auf Vordermann zu bringen, einschl. uns!
Winnipeg, Human Rights Museum |
Ach ja, ein
Highlight hätt ich schon noch zu erzählen. Das war noch in Ontario. Wir fahren
morgens noch schnell beim Walmart vorbei, bisschen was einkaufen. Peter steht
an der Kasse, ich pack ein, Peter wird käsweiß im Gesicht! „Was isn los?“ „Mir
fehlt eine Kreditkarte!“ Ich: „Reg dich nicht auf, die ist wahrscheinlich im
Schorsch“ War sie nicht!!!!!! Wir haben alles abgesucht. „MERDE“.
„Wann hast
du sie denn das letzte Mal gehabt?“ „Gestern beim Tanken“. Die Rechnung war da,
die Karte nicht. Ich kann euch sagen, der Tag war gelaufen! Wir haben versucht,
dort anzurufen, ging natürlich nicht, warum auch immer! Was machen wir? Es gibt
zwei Möglichkeiten – wir lassen die Karte sperren oder wir fahren zurück. Also
sperren können wir sie immer noch lassen – wir fahren zurück! Der Typ an der
Tanke hat ehrlich ausgeschaut, versuchte ich noch einen kleinen Trost
auszusprechen. Also – back to the HWY.
Peter war
relativ fertig und wer ihn kennt, weiß, dass er ja generell kein Plaudertäschchen
ist, aber jetzt war es eine nonverbale Rückfahrt!!!! Was soll ich sagen, nach
3,5 Std wurden wir erlöst. Der „ehrliche“ Typ von der Tanke winkte uns schon
mit der Karte, als wir ankamen. Da plumpste der Stein aber ganz tief! Vor
Freude haben wir unsere Tanks gleich nochmals bei ihm gefüllt und Kaffee
getrunken. Apropos Kaffee – der schmeckt uns hier sehr gut. Er ist nicht ganz
so stark geröstet, wie bei uns, und deshalb auch nicht so bitter und besser
verträglich – aber das nur am Rande vermerkt.
So, und
damit der Peter wieder ein bisschen runterkam nach dem Schreck, hab ich meinen
ganzen Mut zusammengekratzt und bin wieder zurückgefahren. Immerhin hat uns
dieser Spaß 400 km Umweg gekostet, aber es ist ja nochmal gut gegangen!
Übernachtungsplatz in Ignace |
Truckstop in Dryden, da hams gschaugt, de Grossn |
Abends waren
wir dann beide gerädert, der Peter wegen der Aufregung, ich vom Fahren!
Also, ihr
seht, wir sind hier nicht nur zum Däumchendrehen, wir sind zur rechten Zeit
auch ganz schön gefordert.
Hoffend, dass
sich auch hier der Frühling bald durchsetzen kann, grüßen wir Euch aus dem
fernen, winterlichen Kanada.
Machts gut!
Eure Conny
und Peter