Donnerstag, 5. Oktober 2017




Ich grüße Euch, wer auch immer diese Zeilen liest!

Schön, dass Ihr reinklickt!

Es ist definitiv unser letzter Reisebericht aus Nordamerika, der Schorsch ist schon abgegeben und wir sitzen schon in einem Hotel!

Aber der Reihe nach! Es ist schon eine ganze Zeit her, dass ich das letzte Mal hier was auf den Bildschirm gezaubert hab. Aber unsere letzte Etappe, ja wie soll ich das jetzt beschreiben……………….???, war ein bisschen von Höhen und Tiefen geprägt!
Den letzten Bericht hab ich in Flagstaff (Arizona) geschrieben, er war noch, oder ausschließlich von Natureindrücken geprägt. Auf unserer weiteren Fahrt nach Osten tritt jetzt die Natur etwas in den Hintergrund, diese Highlights wurden weniger! Außerdem hat sich was ergeben, das unsere Weiterfahrt dann etwas beeinträchtigt hat. Und zwar, lasst es Euch kurz erklären:
Bei unserer Buchung der Verschiffung vom Schorsch nach Südamerika, kamen wir bestürzt drauf, fragt mich nicht, warum das bis zu diesem Tag nicht wirklich aufgefallen ist, dass in unseren Fahrzeugpapieren eine falsche Fahrgestell-Nr. drinsteht. Eine falsche Zahl! In Anbetracht dessen, dass wir wissen, dass genau auf diese Nr. in Südamerika IMMER geschaut wird -  Worst case!!!!!!!!
Also, was machen????
NATÜRLICH – stellt dir das Landratsamt nicht so einfach neue Papiere aus, obwohl Vollmacht usw. alles vorhanden. Nein, nur im Austausch mit Originalpapieren! Super!!!! Wir können jetzt nicht alle Papiere nach Deutschland schicken und hier vollkommen ohne dieselben herumgurken! Also, nach einigem Überlegen, beschlossen wir nur den Fahrzeugschein nach Deutschland zu senden und uns den Neuen nach Atlanta ans Deutsche Konsulat schicken zu lassen. Einige Telefonate, ein Schweinegeld im Postoffice von Amarillo und mehrere Versprechen unserer Daniela im Landratsamt machten dies dann letztendlich doch möglich!

Auf diese Weise sind wir wenigstens nach Atlanta gekommen, wären wir nämlich sonst nicht hingefahren! Also, was lehrt uns das, es gibt nix Schlechtes, wo nicht aus was Gutes dabei rauskäme.
So waren wir wenigstens im Deutschen Konsulat im Atlanta. Unter uns – muss man aber auch nicht unbedingt gesehen haben!!!!! Wobei die Leute sehr freundlich und hilfsbereit waren.

Also, dies alles hat uns auf alle Fälle einige Nerven gekostet – nichtsdestotrotz haben wir aber auch auf diesem Teilabschnitt unserer Reise noch viel mitgenommen.

Auch das gibts noch

 Von Flagstaff/Arizona, durch New Mexico und Texas bis nach Oklahoma immer direkt neben der berühmten Route 66. Diese Straße, die so eng mit dem amerikanischen Way of Life verbunden ist und die herüben auch die „Mother of route“ genannt wird. Allerdings muss man leider sagen, dass sie heute in weiten Abschnitten nur noch ein Abklatsch ihrer selbst ist. Aber es gibt noch Ausnahmen, da versuchen die Amerikaner die Legende noch ganz liebevoll zu pflegen. Wie z.B. in Shamrock. Hier steht noch eine alte Tankstelle, nett aufgebrezelt, innen befindet sich eine Visitor Info mit Café, wie in den 50er Jahren. 









In New Mexico haben wir noch Santa Fe und Albuquerque mitgenommen. Hier in der Umgebung sind unverkennbar der indianische und mexikanische Einfluss sichtbar. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass es hier um die Natives genau so traurig aussieht, wie überall auf der Welt mit den Ureinwohnern. Armut, hohe Kriminalität, keine Arbeit, Drogen und Alkohol! 

Santa Fe hat uns sehr gut gefallen. Die Stadtväter haben immer drauf geschaut, dass alles was neu gebaut wird, im Stil der kolonialspanischen Tradition gehalten wird.
Es gibt keine Hochhäuser, alle Häuser sind im Adobestil erbaut. Den Mittelpunkt bildet eine wunderschöne Plaza, die von einstöckigen, mit Balkonen bewehrten Häusern begrenzt ist. Unter diesen Balkonen reiht sich ein Geschäft neben das andere, die wirklich außergewöhnlich schönes Kunsthandwerk anbieten. Hier bekommen auch die Navajos die Chance ihren Schmuck und ihr Handwerk zu verkaufen. Dies alles miteinander wirkt alles sehr authentisch. Es gibt wunderbare Lokale, mit Innenhof, die überbordend mit Blumen behängt sind und damit sehr südländisch gemütlich sind.





Albuquerque dagegen wird uns eher negativ im Gedächtnis bleiben, hier treten die vorher angesprochenen Probleme schon sehr offensichtlich zu Tage, außerdem hat die Stadt eine sehr unrühmliche Geschichte. Hier in der Nähe, in Los Alamos, wurde von Wissenschaftlern unter der Leitung von Robert Oppenheimer die Atombombe entwickelt. Aufgrund dessen gibt es hier ein Nuklearmuseum, wo diese Geschichte sehr interessant und anschaulich erzählt wird und man muss auch ehrlich sagen, vollkommen ohne irgendwelchen Nationalpathos! Rein sachlich und informativ! Trotzdem geht man schon sehr berührt und betreten wieder raus aus dem Museum. Umso mehr, als man weiß, dass auf der hier ansässigen Air Force Base, die meisten Nuklearwaffen Amerikas lagern!!!!! Und jede einzelne der heutigen Bomben ein vielfaches Vernichtungspotenzial von „Little und Fat Boy“ haben. 

Oklahoma City, die nächstgrößere Stadt auf unserem Weg auf der Interstate nach Osten, war jetzt auch nicht der Brüller. Diese Stadt wird ja den meisten noch durch den furchtbaren Anschlag 1995 in Erinnerung sein. Die Stadtväter haben sich zwar für die Innenstadt/Downtown einiges einfallen lassen, wie z.B. einen wunderbar gärtnerisch gestalteten Kanal, der sich durch ebendiese durchschlängelt, sogar mit Booten befahren werden kann. Aber trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Innenstadt einfach tot ist. Und ganz ehrlich, so mancher Politiker bei uns, der immer für die Ausgliederung der Geschäfte auf die grüne Wiese ist, sollte sich diese toten Innenstädte hier in USA mal zu Gemüte führen, wo nur noch Banken und Versicherungen beheimatet sind und die Preise in den inneren Bezirken bezahlen können. Diese Städte bluten aus und wünschenswert kann dieser Zustand nicht sein. Es stimmt dich eigentlich nur traurig!







 
Das Denkmal, das sie für die Ermordeten des Anschlags gebaut haben, geht auch sehr unter die Haut.
Direkt wo die Bombe damals hoch ging, gibt es heute eine große Rasenfläche, auf dieser Fläche steht für jeden ums Leben gekommenen Menschen ein Stuhl aus Glas und Kupfer, mit dem Namen desjenigen versehen. 158 leere Stühle, die neben einer großen Wasserfläche stehen, auf der sich die Uhrzeit spiegelt, an der das Attentat geschehen ist. Sehr berührend! 



Weiter gings für uns nach Arkansas. Was war gleich wieder dort? Da kommt der frühere Präsident Bill Clinton her (wer mich kennt, weiß dass ich ein großer Fan von ihm bin. Was angesichts der Typen, die heute meinen, Politiker zu sein, nicht ganz falsch ist??????)
In Hot Springs geboren und aufgewachsen, wurde er später 2 x Gouverneur von Arkansas und wohnte und hatte seinen Amtssitz in Little Rock, bevor er den großen Schritt nach Washington nahm. Ihm zu Ehren gibt es hier ein Museum, welches wir uns natürlich anschauten.

Nächste Station, der nächste tolle Typ! Memphis/Tennessee – Elvis Presley! Die wandelnde Hüfte! Da muss man natürlich nach Graceland. Vermarktung ohne Ende, aber trotzdem echt interessant! Man kommt dabei in sein Haus – ein sehr schönes Haus. Klar, die Einrichtung muss nicht jedem gefallen, das ist Geschmackssache. Aber – eigentlich ganz normal und auf keinen Fall abgehoben. Der Kerle ist halt einfach mit dem Ruhm nicht klargekommen und hatte niemanden, der ihn auffing. 




Übrigens, wie mir die Liz aus der Pfalz geschrieben hat, war der Elvis abstämmig aus Deutschland irgendwo in der Nähe von Landau (Pressler/Ur-Uropa). Hab ich nicht gewusst!


Dann kam Nashville! Country music – die Grand Ole Opry. Hier wurde Musikgeschichte geschrieben, wie überhaupt überall hier, wenn man weiter südwärts geht, Mississippidelta – New Orleans.



Blues, Rock, Country, Jazz und was weiß ich nicht noch alles! Elvis Presley, Johnny Cash, Loretta Lynn, Dolly Parton, Alan Jackson, B.B. King usw. Warum gerade hier aus dieser Ecke, soviel unterschiedliche Musikstilrichtungen entstanden sind, kann sich niemand wirklich erklären. Wir stellten uns in Nashville, ganz in der Innenstadt auf einen Parkplatz, direkt neben der Polizei und haben uns in ein wahnsinniges Nachtleben begeben. Ich natürlich, stilecht, mit meinen neuerstandenen Cowboystiefeln! Da geht’s so richtig ab, am Abend. Mein lieber Scholli! Jede Kneipe mit Livemusik, voll bis unters Dach! War auf alle Fälle ein Erlebnis!



So, und bevor wir Tennessee verließen, haben wir am nächsten Tag noch die Destillerie von Jack Daniels besucht. Diese ist in Lynchburg beheimatet und es werden Führungen durch das Werksgelände angeboten. Ich glaub, ich brings noch einigermaßen zusammen: Maiskörner, Roggen, Gerstenmalz und Wasser werden vermischt, fermentiert ca. 6 Tage lang. Die Stärke (Zucker) wandelt sich dann in Alkohol um, mit heißen Wasserdampf wird dieser dann abgesondert und tropft anschließend durch eine Art Silo, das mit Holzkohle gefüllt ist. Was dann ganz unten aus dem Silo rauskommt, wird in Eichenfässer gefüllt und in speziellen riesigen Barrelhouses gelagert. Diese sind mit Fässern von oben bis unten (mehrere Stockwerke hoch) voll. Je weiter oben, umso älter! Ich habs ja überhaupt nicht mit Whisky, aber da drin hats wirklich gut gerochen!!!!

Inzwischen hatte sich die Landschaft total verändert. Während es ja in Arizona und New Mexico – heiß und trocken, wüstenähnlich versteppt war, sind wir hier inzwischen in absolut grüner und schwüler Umgebung. Schweißtreibend schon, wenn du dir nur Gedanken machst, was du heute unternehmen könntest. Ätzend! Wer mich kennt, weiß dass mir das gar nicht liegt (mir ist doch die Schlafanzughose unter der Jeans tausendmal lieber, gell!!! Insider – Halong!) Aber hilft ja nix, das wird ja wohl in Zukunft in Südamerika noch viel schlimmer – mir graut!!!!!! Da muss ich durch!
Wir waren ja irgendwie in Lauerstellung, wann unsere Papiere in Atlanta ankommen und da wir noch nix gehört hatten, haben wir noch einen Stopp in Huntsville eingelegt. „Sweet home Alabama“ ist unser 14. Bundesstaat den wir durchfahren und ist außerdem auch die Heimat der wichtigsten Forschungsanlage der National Aeronautics and Space Administration (kurz NASA). Hier hat unter der Federführung des Wernher von Braun die Erforschung und Erbauung der Raketen stattgefunden, die es den Amerikanern ermöglichte, den ersten Menschen auf den Erdtrabanten, unseren guten alten Mond, zu schicken. Hier ist das Apolloprogramm entstanden, und weitere uns alle bekannten Programme, wie Saturn, Skylab, Space-Shuttle usw. 



An einem neuen Space-Shuttle sind sie übrigens dran, es nimmt sich zwar im Vergleich zur berühmten Discovery, Challenger, Columbia und wie sie alle hießen, wesentlich kleiner aus, aber wenigsten geben sie es nicht ganz auf!














Danach haben wir endlich Bescheid bekommen, dass unsere Papiere in Atlanta eingetroffen sind, also haben wir uns dahin auf den Weg gemacht. Diese Stadt ist ein riesiger Moloch und ich glaub, wir haben annähernd 1 ½ Std. auf der Interstate gebraucht, um vom Stadtrand in die Downtown zu kommen.
Im Konsulat lief alles problemlos ab, wir konnten aufatmen, diese Schwierigkeit war aus der Welt geschafft, aber da wir nun schon mal da waren, sind wir noch ein bisserl durch die Innenstadt und haben uns noch das Museum von Coca-Cola angeschaut. Ein gewisser Mr. John Pemberton erfand hier dieses Erfrischungsgetränk, welches von hier aus seinen unvergleichlichen Eroberungsfeldzug über die ganze Welt startete. Bis heute ist diese Zusammensetzungsformel streng geheim!

Dies war dann auch unser südlichster Punkt und für uns gings dann nordwärts. In Asheville fuhren wir auf den Blue Ridge Parkway, eine Straße, die sich von den Smokey Mountains ca. 750 km bis rauf fast nach Washington windet und schlechthin als Motorradeldorado gepriesen wird. Ein gutes Teilstück sind wir davon entlanggefahren, bis wir auf Höhe von Charlottesville Richtung Chesaspeake Bay und Baltimore abgebogen sind, wo der erste Teil unserer grandiosen Reise definitiv zu Ende geht.
Ein Teil, die Hälfte unserer vorgesehenen Tour, die wir ziemlich genau in einem halben Jahr abgefahren sind, auf dem wir doch immerhin roundabout stolze 36.000 km weit gekommen sind und 17 Staaten von Amerika durchfahren haben.
Es war ein Halbjahr mit unvergesslichen, atemberaubenden und beeindruckenden Erlebnissen, mit unwahrscheinlich netten Begegnungen von Leuten, die uns, obwohl vollkommen fremd, aber nichtsdestotrotz freundlich, offen, interessiert und herzlich entgegengekommen sind. Oft mit so netten, kleinen Gesten, die uns direkt sprachlos machten, da sie wirklich von Herzen kamen. Wie ich Euch beschrieben hab, Landschaften, die wir zu sehen bekamen, die an Größe, Schönheit, Wildheit nicht zu überbieten sind. Man muss es selbst gesehen haben!

Es bleibt uns, DANKE zu sagen, dafür, dass so viele in unseren Blog reinklicken und somit natürlich auch ein kleines bisschen mit uns mitfahren.
Auf geht’s zu neuen Ufern, wie man so schön sagt und damit auch zu neuen Abenteuern und Erfahrungen.

Wäre schön, wenn Ihr wieder dabei wärt, wenn`s Ende Oktober in Südamerika weiter geht.

Macht`s gut, bleibt gesund
C`est la vie!
Eure Conny und Peter


„DIE GRÖSSTE SEHENSWÜRDIGKEIT IST DIE WELT – DESHALB SCHAU SIE DIR AN“
 Leo Tolstoi