SERVUS
An alle, die wieder mal hereinschauen in unsere
Reiseaufzeichnungen. Freut uns! Schön dass ihr da seid!
Wir sind inzwischen wieder ein ordentliches Stück höher im
Norden und haben Kanada hinter uns gelassen. Aber langsam, auch von dort gibt’s
noch einiges zu erzählen.
Nach Quesnel gings rauf nach Prince George, an dem wir aber
nur vorbeifahren und auf den Yellowhead HWY abzweigten, den wir ja schon viele
Km befahren hatten und in Jasper verließen.
Bulkley River bei Moricetown |
Brücke bei Hazelton über den Bulkley River, 80m hoch, mit Gitterrost |
Also auf diesem gings dann weiter
bis nach Kitwanga, wo wir auf unser eigentliches Ziel kamen, den Cassiar HWY,
der uns weit rauf gen Norden bringen wird. Derselbige ist jetzt nicht der
gängige Touristen HWY und wird im Reiseführer wie folgt beschrieben:“ Der
Cassiar Highway ist eine der reizvollsten Strecken. Der Weg ist das Ziel und es
kommt nicht auf die Anzahl der gefahrenen Kilometer pro Tag an, sondern das
Gefühl, sich im Grenzbereich der Zivilisation zu befinden! Er gestattet
Einblicke in einige der schönsten Landschaften Kanadas. Wilde Flüsse, tiefe Schluchten,
klare Seen, undurchdringliche Wälder, Gletscher und jede Menge Tiere, deren
Heimat das ist.“
Er zieht sich 744 km durch mehr oder weniger Niemandsland
und bis auf den Abstecher nach Stewart, gibt es auf dieser Wegstrecke nur
einige Roadhouses und Iskut (ein ganz kleines Dörfchen mit vielleicht 50
Einwohnern). Wir sprachen dann auch mit einer vor langer Zeit ausgewanderten
Günzburgerin, die als Rangerin einen Provincial Park betreut, wo wir
übernachteten. Und sie meinte, sie wären schon noch Frontiers, sie leben
wirklich in der Wildnis.
Der Abstecher nach Stewart war auch sehr schön, da fährst du
ganz nah an der Gletscherzunge des Baer Glacier vorbei, durch eine sehr enge
Schlucht und kommst dann in Stewart, einen Grenzort zu Alaska raus. Jenseits
der Grenze gibt es nur noch Hyder, aber dann ist definitiv Schluss – also zumindest
mit der Straße. EIN Ende dieser so
wunderbaren Welt!!!!
Wieder zurück, brauchten wir noch 2 Tage, bis wir diesen HWY
abgefahren sind. Leider regnete es am zweiten Tag, folgedessen hingen die
Wolken so tief, dass wir eigentlich nix sahen. Schade!
Am Ende des Cassiar HWY gings als nächstes auf den
weltberühmten Alaska HWY. Den Anfang macht er in Dawson Creek, wo der
offizielle Marker MEILE 0 mitten in Downtown mit Fahnen und großem Denkmal
steht. Natürlich macht man da ein Foto! Da wir aber zwischendrin einsteigen,
liefern wir das nach, wenn wir wieder runterfahren nach Süden. Aber ein paar
interessanten Fakten gibt’s auf alle Fälle zu dieser Straße.
Alaska ist zu Zeiten des II. Weltkrieges eigentlich ein
vergessenes Anhängsel der USA. 1940 rücken die Sowjetunion und die Japaner
immer näher und Alaska ist total ungeschützt. Daraufhin beschließen die USA und
Kanada eine Straße zu bauen um Soldaten und Gerät nach Norden transportieren zu
können. Es wurde ein Straßenbauprojekt der Superlative! Ungeachtet der
Schwierigkeiten die sich stellten, wie die Temperaturen, Myriaden stechender
Moskitos, der Permafrostboden, der moosige Untergrund, der hier im Norden
vorherrscht. In nur 8 Monaten und 12 Tagen wird 1942 eine 2400 km lange Trasse
durch die Wildnis geschlagen und befestigt. Der Highway der von Dawson Creek,
Brititsh Colombia durch das Yukon Territory nach Alaska führt, wird zur
legendären Nordroute.
Mehr als 70 Jahre später gilt die Befahrung dieser Straße
als Krönung jedes Nordamerikaurlaubs.
Soviel zur Geschichte, ist ja auch immer ganz interessant!
Also wir haben nun British Colombia verlassen und befinden
uns im Yukon Territory. Wer Jack- London-firm ist, kennt sich jetzt voll aus!
„Wolfsblut“ oder „Ruf der Wildnis“. Außerdem Dawson City, Goldrausch, Klondike
– die guade oide Zeit halt! Wo es Tausende und Abertausende hier heraufzog, die
hofften, das ganz große Glück zu finden! Was wohl sicher den wenigsten gelang.
Feuerwehrmanndenkmal in Whitehorse |
In Whitehorse hatten wir mal wieder ein kleines- bis
mittelgroßes Malheur. Gottseidank dort, und nicht irgendwo im Nirwana (wo wir in
nächster Zeit sein werden!) Unserem Schorsch ging der Saft aus. Sprich: die
Batterien, derer wir 2 haben, gaben den Löffel ab. Toll, bis
megagalaktisch!!!!!!
Aber wir hatten Glück, just auf diesem Übernachtungsplatz
war neben uns eine Deutsche, die zeitweise hier arbeitet und die konnte uns
helfen. Telefonisch ging nicht – da die hier herüben natürlich andere Größen-
und was weiß ich -Bezeichnungen haben. Also, baute Peter die Batterie aus und
die Anja fuhr ihn mit der Batterie solange von einem Laden bis zum Nächsten bis
eine dementsprechende gefunden wurde. Anderes Maß und so genau wusste der Kanadier
jetzt auch nicht, ob sie dann auch wirklich geht!!!! Also Peter sollte sie
mitnehmen und schauen, ob sie überhaupt von den Ausmaßen ins dafür vorgesehene
Fach passt, sobald er sie aber anschließt, kann er sie nicht mehr zurücknehmen.
Naja, folglich hätten wir halt 4 Batterien die nicht gehen!!!!!
Aaabbbeerrr was soll ich sagen, sie passten zwar nicht ins
Fach, dem konnte aber mit ein paar Schnitten mit der Eisensäge an der Halterung
abgeholfen werden, aber das System stimmte überein und am frühen Nachmittag
ließ unser Schorsch wieder sein gemütliches Gebrumme ertönen. Wieder ein Sieg!
Ja, das sind immer wieder neue Erlebnisse, Überraschungen
und Wowmomente! Drum wird es nicht langweilig. Ein bisschen Glück muss auch
immer dabei sein und vor allem nette Leute, die dir helfen, wenn du Hilfe
brauchst. Aber wie wir schon in Australien aber auch hier inzwischen
festgestellt haben, die Leute sind immer sehr hilfsbereit, kommen auch sofort
und fragen, ohne groß Aufhebens davon zu machen. In solchen Gegenden, weiß ein jeder, auch er
könnte irgendwie in die Bredouille kommen und jeder ist froh, wenn dann jemand
kommt.
Ansonsten ist Whitehouse eine schöne Stadt und hat uns gut gefallen! Es gibt nette Lokale und Geschäfte, viele Wandermöglichkeiten in unterschiedlicher Länge und Höhe. Wir marschierten um den Swatka Lake und zum Miles Canyon. Dabei haben wir auch wieder was Interessantes erfahren. Der Swatka Lake ist ein künstlich aufgestauter See und damit die Lachse bei ihrer alljährlichen Wanderung flussaufwärts über den Damm kommen, hat man ihnen eine Fischtreppe gebaut.
Diese Lachse haben eine 2 monatige Reise von der Beringsee den Yukon aufwärts von schlappen 3.200 km hinter sich! Erfahrungsgemäß durchschwimmen sie diese Fischleiter Ende Juli und gelangen so zu ihrer Geburtsstätte zurück, um abzulaichen und zu sterben.
Miles Canyon |
Weiter gings für uns Richtung Alaska – amerikanische Grenze!
Vorher kamen wir noch am Kluane Nationalpark vorbei. Dieser NP, der das größte Gletscherareal
außerhalb der Arktis besitzt, ist im Verbund mit dem amerikanischen
Wrangell-St. Elias und zwei noch weiteren kleineren NP, eines der
ausgedehntesten geschützten Ökosysteme der Welt! Hier gibt’s keine Straße, am
Rand ein paar kleinere Trails, des wars dann aber schon. Ein absolut
menschenleeres Gebiet.
Kathleen Lake |
Der Grenzübertritt, immerhin auf dieser Reise unser erster,
ging problemlos vonstatten. An der kanadischen Grenze war niemand da, dort
fuhren wir einfach nur durch. Und an der amerikanischen Grenze mussten wir zwar
ins Office, aber die nette Dame war sehr freundlich. Wir mussten mal wieder
unsere Fingerabdrücke abquetschen. Jedenfalls dürfen wir jetzt bis Anfang
Dezember in den Vereinigten Staaten bleiben.
Nun waren wir in Alaska. Bis Fairbanks war der HWY, der
übrigens seit der Grenze den Veteranen der amerikanischen Soldaten gewidmet ist
und den Namen „Purple Heart HWY“ trägt, ziemlich eintönig.
Und Fairbanks war hässlich und zwar sowas von! Außerdem
spürt man hier in Alaska deutlich den sozialen Abstieg zu Kanada. Sei es, wenn
man die Leute anschaut, die Autos, Häuser – was auch immer – es ist augenscheinlich.
Aber der nächste Höhepunkt sollte bald kommen! Der Denali
NP! In dem der höchste Berg Nordamerikas beheimatet ist – der Denali! Den
meisten ist er unter dem Namen Mount Mc Kinley bekannt. Dies ist in den 1970er
Jahren geändert worden, nachdem er eigentlich schon früher unter den Natives
„der Große, oder der Großartige“ hieß, was Denali bedeutet. Allerdings muss
man, will man diesen prächtigen Berg sehen, eine Tour im Wilderness-Access-Center
des NP buchen. Auch dieser Park ist nicht frei zugänglich. Man will einfach
verhindern, dass bei dieser Menge Leute (er ist immerhin der meistbesuchteste
Park Nordamerikas) eben dieses Gebiet Schaden nimmt. Also kann man mit einer
Art Busshuttle den Park besuchen. Will man in diesem Gebiet größere Wanderungen
oder Bergtouren unternehmen, mußt du dich in der Parkverwaltung anmelden. Es
gibt verschiedene Bushaltestellen, wir sind bis zum Eielson Visitorzentrum
gefahren, dort kannst du den Denali zum ersten Mal richtig sehen. Vier Stunden
Fahrt zuerst durch dicht bewaldetes Elch-Terrain, dann wird’s immer kahler, die
Berghänge immer vielfarbiger, von grün, rostrot, braun, gelb – sämtliche
Schattierungen und es wird natürlich immer karger. Den Grizzlys gefällts, da
haben wir auch welche gesehen. Und dann siehst du IHN – majestätisch ragt er
immerhin 6.194m in die Höhe. Ein atemberaubender Anblick. Er ist sehr oft von
dicken Wolken umgeben, aber wir hatten Glück an diesem Tag, nur die etwas
kleinere Nordspitze war wolkenverhangen. Die tief unter ewigem Schnee und Eis
verdeckten Spitzen weiten sich nach unten zu einem gewaltigen Bergmassiv aus,
das von einigen Gletschern durchzogen und von vielen, direkt klein
erscheinenden 3.000 ern – 4.000ern eingerahmt ist. Klettertechnisch ist diese
Pracht eigentlich nicht sehr schwer zu erklimmen, schwierig machen ihn die
Wetterverhältnisse. Auch im Sommer kann es mitunter bis zu -40°C kalt sein und
Winde um die 100 km/h lassen das Ganze sehr ungemütlich werden. Die
Expeditionen, die diesen Berg erklimmen sind durchschnittlich 21 Tage
unterwegs!
Alles in allem ein sehr interessanter und beeindruckender
Tag für uns.
Inzwischen sind wir in Anchorage angekommen, haben heut eine
kleine Bergtour auf den Hausberg gemacht und morgen werden wir uns das Städtle
anschauen.
Das wars mal wieder von uns, auf der anderen Seite der Welt.
Machts es gut, bleibts gsund – bis zum nächsten Mal.
Eure Conny und Peter