Donnerstag, 17. August 2017




Hallo, alle miteinander!
Schön, dass ihr wieder dabei seid bei unserer nächsten Reiseetappe!

Wenn ihr jetzt sehen könntet, wo ich hier sitze – aber ich kann es euch ja beschreiben.
Wir stehen heut ein bisschen erhöht, über einem Fluss, der ganz gemütlich durch ein Hochgebirgs-
Tal des Teton NP am Rande der Rockies mäandert. Vor mir erstreckt sich nun genau dieses Hochtal, während die zackigen und schroffen Spitzen, mit ihren doch immerhin 3 – 4000m Höhe, der Teton Mountains im glühenden Abendrot zu uns rüber leuchten. Sozusagen ein Rubenshimmel!!!!
Aber das nur am Rande, denn weitergehen sollte es ja da, wo ich das letzte Mal aufgehört hab, gell!
Heut wird’s leider a bisserl geologisch-erdgeschichtlich. Da müßts jetzt durch!

Von der Küste Oregons weg, war unser nächstes angepeilte Ziel der Crater Lake. Der Ausbruch des Mt. Mazama (ist allerdings schon ewig her) ließ die Spitze des Vulkans in sich zusammenfallen und hinterließ den heute kreisrunden Kessel, der immerhin 9 km Durchmesser hat. In dieser Caldera hat sich in den darauffolgenden Jahren das Regen- und Schneewasser gesammelt und da dieser See keinen Abfluss hat, wurde daraus der tiefste See Nordamerikas mit immerhin stolzen 589 m! Das Wasser leuchtet in einem Tiefblau, das unbeschreiblich ist. Spätere Eruptionen ließen im See dann nochmal eine Insel entstehen, Wizard Island. Man kann den gesamten Crater auf dem Rimdrive umfahren, eine Straße, die dir nichts schenkt. Steil, eng, ohne Randbegrenzung, über dir drohende Geröllabhänge und eine Menge Verkehr. Dazu kommt noch die Höhe, die meiste Zeit bist du gut über 2.000m, das lässt unseren Schorsch ganz schön blasen. Aber wieder ein Erlebnis!




Weiter gings über Baker City zum Hells Canyon. Auch wieder eine wilde Landschaft, ein Stausee, der vom Snake River gespeist wird, sich immer mehr verengt, eingezwängt zwischen den bis zu 2.400m hohen Hells Devil Mountains. Auch da kann man ganz bis hinter zum Kraftwerk fahren und sich immer kleiner fühlen, zwischen den dich umgebenden Naturgewalten. Da sind die Amis ja schmerzfrei! Wie vorher schon angesprochen, keine Leitplanken an Abhängen, die hunderte Meter steil nach unten reichen oder, wie hier, die ungesicherten und bröckelnden Felsmauern, neben und unter denen du da hindurchfährst. Ganz lapidar stehen da nur Schilder – ja nicht parken oder stehen bleiben, da könnten!!!!! Felsen auf die Straße fallen. Aber gut, man müsste ja nicht durchfahren, gelle! Selber schuld!





Wenn ich euch hier immerzu von den Highlights erzähle, die wir sehen und erleben, geht eigentlich total unter, durch welche Landschaft wir fahren, um zu unseren Zielen zu kommen. Während wir nach der Küste Oregons durch viel Wald und landwirtschaftlich geprägte Gebiete gekommen sind, wird’s seit dem Crater Lake immer heißer und steppiger. 






Nach Baker City ist es Wüste – sandige Buckel, nur noch mit dürrem Gras und Sagebüschen bewachsen, die Sonne wabert über den Horizont. Unterbrochen nur von Flusstälern, die dir schon von weitem grün und oasengleich entgegen leuchten. Canyons tun sich plötzlich auf, wo am Grund ein schöner Gebirgsbach durchfließt. Dann geht’s wieder steil bergauf, ewig lang auf irgendeine Range und bis du schaust, bist schon wieder über 2000 m hoch. Also es ist die ganze Zeit sehr abwechslungsreich!

So, die nächste Station ein Nationalpark, wo du das Gefühl hast auf dem Mond zu sein. Und so heißt er auch „Craters of the Moon“. Gebildet hat sich diese Gegend aufgrund eines tiefen, Risses an der Erdoberfläche, die daraus hervorquellende Lava ergoss dich über ein riesiges Gebiet und ließ Hügel, Schlackekegel und Höhlen entstehen. Da die Lava sehr schnell abkühlte kann man heute genau die Ströme und die Struktur erkennen. Das schaut so aus, als ob sie erst gestern kalt geworden wäre. Allerdings ist das Ganze sehr fragil, darum kann man oder darf man nur auf den ausgewiesenen Wegen gehen.





In den 60er Jahren haben hier die Astronauten für ihr Apolloprogramm geübt. Wobei das Gestein des Mondes nix mit vulkanischen Ursprung, wie hier zu tun hat, sondern mit Meteoriteneinschlägen.
(Also ich selbst war leider noch nicht droben, aber so stand´s dort geschrieben!!).

Inzwischen hatten wir Idaho fast bis ans östlichste Ende durchfahren um zu dem wohl bekanntesten Nationalpark Amerikas zu kommen – den Yellowstone. Der größte Teil des Parks gehört zu Wyoming, der obere Streifen zu Montana und der westliche zu Idaho.  Er liegt auf einem bis zu 2.500m hohen Plateau, das sein heutiges Erscheinungsbild Vulkanausbrüchen zu verdanken hat, von denen Geologen sagen, dass diese zu den größten überhaupt zu rechnen sind und wahrscheinlich in der damaligen Zeit mit Klimaveränderung in der ganzen Welt einherging. Nach der letzten Eruption und dem anschließenden Zusammenbruch des Kraters bildete sich eine riesige, 350qkm große Caldera.
Die tief darunterliegende Magmakammer erzeugt bis heute Hitze, was bewirkt das die Landschaft überall brodelt, Geysire ihre heiße Fracht gen Himmel schicken, in Schlammlöchern der Matsch brodelt, aus Erdlöchern heißer Dampf zischt und Wasserlöcher in jeder Größe mit fantastischen Farbenspiel (durch die im heißen Wasser lebenden Bakterien) erzeugt. Das Ganze durchschreitest du unter der Dunstglocke von austretendem Schwefel. 


Old Faithful


Sinterterrassen in Mamoth Hot Springs


Aber nicht nur das macht den Yellowstone aus, tiefe Felsschluchten, wie der Grand Canyon (also nicht der, aber der heißt auch so – wisst´s wie ich mein??!!), viele Wasserfälle, schöne Flora und Fauna und wie gesagt, man bewegt sich immer in großer Höhe. Der höchste Pass im NP ist der Dunraven Pass, mit stolzen 2.700 m. Von dort wanderten wir auf den wiederum höchsten Berg, dem Mt. Washburn. Deswegen steht da auf dem Gipfel, könnte ja gar nicht idealer sein, ein Feuerwachturm. Von da schauen sie, ob irgendwo ein Feuer ausbricht. 

Mt. Washburn mit Feuerwachturm



Also, der Park ist großartig und in ihm könnte man sich einige Wochen mit Wanderungen und Trails beschäftigen. Was absolut nicht toll ist, sind die Menschenmassen – der Wahnsinn! Teilweise fahren sie auf den Straßen stop an go, jeder Parkplatz bis zur Halskrause voll, gar keine Chance abends einen Stellplatz auf den Campgrounds zu bekommen. Das bedeutet, du musst jeden Tag morgens rein, abends wieder rausfahren. Und wir reden hier nicht von 10-20km. Das sind dann gleich mal 50km, je nachdem wo du ein Plätzchen draußen findest, wo du stehen bleiben kannst. Wir waren 3 Tage drinnen und hatten dann, wie man so schön sagt, die Schnauze voll!
Also begaben wir uns wieder in ruhigere Gefilde, nach Wyoming. In den guten alten Wilden Westen, den echten! Und zwar nach Cody. Kann jetzt jemanden was sagen, oder auch nicht! In Cody war der Buffalo Bill zuhause. Drum gibt’s hier auch ein Zentrum gleichen Namens, mit angeschlossenen Museum, einer alten Westernstadt (wobei Cody auch heute noch nicht viel anders aussieht), Rodeos, Westernshops, wo du dich wie ein Cowboy einkleiden kannst, falls du das Bedürfnis verspürst.
Und nur damit da keine Missverständnisse aufkommen, das ist nicht ausschließlich für ein paar europäische Touris (da sind nämlich nicht viel da, liegt nicht auf der 3-4Wochen USA Hauptreiseroute), nein, hauptsächlich für die Amis selbst. Die fühlen sich auch heute noch als Cowboys, gut sie kommen nicht mehr mit dem Gaul in die Stadt, sondern auch mit Auto. Aber die Knarre haben schon noch einige im Hosenbund. Du kannst auch Gewehre oder Pistolen auf dem Flohmarkt erstehen, aber gewöhnlich gehst du dafür in den Walmart. Da gibt’s Firearms und Revolver in jeder Schattierung.
Dies Städtchen hat uns gut gefallen und ich hab mir ein schönes Mitbringsel geleistet, echte Cowboystiefel, schwarz – echte Handarbeit.
Ach ja! Das muss ich hier auch mal feststellen, eins muss man den Amis lassen, sie geben viel Geld für die Einrichtungen für die Bürger aus. Das stellten wir auch hier in Cody (wohlgemerkt für ca. 9000 Einw.) wieder fest. Die hatten eine Bücherei – vom feinsten! Da ist unsere Freisinger Stadtbücherei ein alter Hut, armselig!  Gleich am Eingang eine Lounge mit Kamin, wo du – so wie wir Internetzugang hast-, oder die tägliche Zeitung lesen kannst, die Bücherabteilungen, im hinteren Teil nochmals Computerterminals, Kaffee- und Teestuben, Räume für Vorträge und eine extra Kinderabteilung. Und das ist kein Einzelfall. Jede Gemeinde hat schöne Spielplätze, tolle Sportstätten, wir haben viel neue Schulen gesehen und Parks und Gärten, dermaßen gepflegt und schön angelegt. Ich will jetzt ganz sicher nicht, hier alles schönreden, sie haben jede Menge Probleme und mitnichten ist hier alles supertoll. Aber das sind Sachen, die einem halt so auffallen, wenn man durch fremde Länder reist.
Man darf es ja auch feststellen und sagen, gelle!
Wobei mir gleich das nächste Thema einfallen würde – Toiletten, Washrooms, Restrooms. Aber das würde heute zu weit führen, das handeln wir dann das nächste Mal ab, versprochen!!!! (Smiley!)
Eins noch, eine kleine Episode noch, dann hab ich´s, versprochen!!!

Vor ein paar Abende in einem State Park. Es wird schon fast dunkel, wir sitzen lesend draußen – kommt ein älteres Ehepaar auf uns zu. Ja, sie möchten gerne wissen, was das jetzt genau ist – unser Schorsch. Ein altes Armyfahrzeug, ein Mobilhome oder was???? Wir haben uns nett unterhalten mit Rose und Mike und ich fragte sie, ob sie auch innen reinschauen möchte? Ja, gerne! Es gefiel ihr auch innen gut, sie hatten auch ein selbstgebautes Wohnmobil. Sie erzählte davon, von ihrer Enkelin und dass sie heute beim Beerenpflücken in den Bergen waren. Auf meine Frage, wie das in den Bergen mit den Bären beim Beerensammeln wäre, meinte sie: „Oh is not a problem, we have a gun, you too??“ Worauf ich ganz lakonisch meinte: „No, we have a bearspray!!“. „Ooohhh!“ war ihre Reaktion!
 Ob ich Huckleberries kenne – Nein – na dann bringt sie uns hernach noch welche vorbei. Sie verabschiedeten sich sehr herzlich, es war nett euch kennengelernt zu haben und habt eine sichere Reise und bleibt gesund. Und die Huckleberries brachte sie auch noch vorbei. Und so was ist uns schon einige Male passiert, echt nett!

So, jetzt habt ihrs geschafft! Und weil ich meinen Bericht mit einer Beschreibung, wo ich grad sitze begonnen hab, ich diese Zeilen nicht an einem Abend ersonnen habe, drum zum Abschluss meine heutige Aussicht. Wir stehen seit gestern in der White Rock Bay auf Antelope Island.




 Das ist eine Insel im Great Salt Lake in Utah. Der Stellplatz ist eingebettet zwischen Hügeln und dazwischen weite Steppen mit richtigen Bisons drauf. Die Sonne geht jetzt rotglühend am gegenüberliegenden Ufer des Sees hinter den Bergen unter. Wir stehen hier fast allein, nur noch zwei Wohnmobile am anderen Ende der Bucht. Wunderbar!
Uns bleibt noch, Euch allen die besten Grüße zu schicken aus dem gar nicht so fernen Amerika
Eure Conny und Peter