Ciao, alle miteinander!
Ich schon wieder, mit dem nächsten Reisebericht. Das liegt
zum einen daran, dass wir Probleme hatten den vorigen Bericht wegen des
grottenschlechten Internets wegzuschicken, zum anderen, dass wir eigentlich nur
eine kurze Zeit in Bolivien waren.
Bolivien ist ja eines der kleineren Länder hier in
Südamerika, aber mit Sicherheit auch eines der ärmsten. Man kann sich nicht
vorstellen unter was für Bedingungen dieses Volk, besonders die Indigena, die
den größten Anteil der bolivianischen Bevölkerung darstellen, heute noch leben
oder besser gesagt hausen. Ganz sicher geht da auch heute noch nicht jedes Kind
zur Schule, obwohl, wie uns unser Guide in La Paz erzählte, es durchaus eine
Schulpflicht gäbe. Aber wenn man mal die Entfernungen, die Einsamkeit, die Straßen
(die außer der Panamericana fast alles Pisten sind) des Altiplano gesehen hat,
dann ist das mehr als verständlich. Die wenigsten Familien besitzen ein Auto.
Die Kinder versehen Hirtenarbeit oder aber helfen bei der Feldarbeit mit.
Wenn man an den Behausungen vorbeifährt, ist es nicht immer
ersichtlich, was Hütte oder was Stall ist. Gestampfter Boden innen, Fenster
wegen der Kälte mit Holz verschlagen, Wäsche wird oftmals im Bach oder in der
Straßenablaufrinne gewaschen.
Bolivien ist eigentlich sehr reich an Bodenschätzen, aber
wie es so ist, hilft das nur, die Reichen reicher zu machen. Das normale Volk
hat nur ganz sporadisch einen Lichtblick am Ende des Tunnels zu erwarten. Man
kennt das ja!!!!!!!!
Aber jetzt wieder zurück zu unserer Reiseroute. Wir haben
die peruanische/bolivianische Grenze im Süden des Titicacasees an einem ganz
kleinen Grenzübergang passiert. Wir wissen inzwischen aus Erfahrung, dass es an
den kleinen Übergängen immer wesentlich entspannter zugeht. Auch hier hatten
wir in null komma nix unsere sämtlichen Stempel (5 oder 6) und konnten
innerhalb einer Stunde weiterfahren. Nach Copacobana (kommt Euch bekannt vor,
gelle!). Tatsächlich hab ich irgendwo gelesen, dass diese Ortschaft der
Namensgeber des berühmten Strandes auf der anderen Seite des Kontinents ist.
Ein kleines beschauliches Nest, ein Wallfahrtsort mit
relaxter Backpacker Atmosphäre. Von denen gibt es dann auch genügend, in allen
Stadien des reisebedingten Verfalls (Smily). Das meine ich jetzt nicht böse,
aber es ist nun mal so (und das kann man durchaus auch an sich selbst
feststellen), dass man irgendwie einfach immer verlotterter ausschaut. Das geht
ganz automatisch!!!!!
Wir stellten uns hier auf einen Parkplatz vor einem Hotel,
direkt am Ufer des Titicacasees und blieben 2 Tage. Weiter gings quer durch
diese eigentliche Halbinsel, aufgrund der Höhenlage aber ziemlich öden
Landschaft. Ein kleines Highlight war das Übersetzen an einem schmalen
Seitenarm des Titicacasees.
Hier gibt es keine Fähren im üblichen Sinne, sondern
Holzboote, die ganz sporadisch Bretter über die offenen Schiffsrippen liegen
haben, die der Schiffer dann einfach da hinschiebt, wo er sie braucht.
Meine erste Reaktion war, okay hier können wir wieder
umdrehen – den ganzen Weg, einschließlich Grenze zurück und irgendeine andere Straße
nehmen. Aber kein Problem, wir wurden rauf gewunken und los gings! Ich hab
sicherheitshalber mal sämtliche wichtige Sachen in den Rucksack gestopft, um im
Falle des Absaufens wenigstens das Wichtigste gerettet zu haben. Aber nein, wir
kamen gut am jenseitigen Ufer mit Schorsch an, wenngleich es, wie ihr auf dem
Bild ersehen könnt, schon höchst fragwürdig ausgesehen hat. Peter musste dann
nur noch rückwärts über die losen Bretter wieder aus dem Kahn rausbalancieren.
Unsere nächste Station war dann La Paz. Nein, nicht die
Hauptstadt des Landes, wie ich irrtümlich angenommen hatte, sondern nur der
Regierungssitz. Die Kapitale ist Sucre! In La Paz gibt es einen Campingstellplatz
und der ist wohlbekannt bei Globetrottern, das Hotel Oberland im Süden der
Stadt. Es wird von einem ausgewanderten Schweizer betrieben, ist sauber und hat
ein sehr gutes Restaurant. Außerdem bietet es dem entwöhnten Overlander mal
wieder angenehme warme Duschen, eine Wäscheservice und Wasser zum Auffüllen der
Tanks. Es liegt direkt neben den Valle de Luna – wie der Name schon sagt, eine
Mondlandschaft. Diese seltsamen Formationen entstanden über Jahrtausende durch
Erosionen, der ganze Kessel, in dem La Paz liegt, ist von der erodierten
Landschaft und den Abbruchkanten geprägt. Diese Stadt ist nebenbei noch die
höchstgelegenste Großstadt der Welt; tiefster Punkt 3.100 m, höchster knapp
4.100 m.
Um diese Höhenunterschiede zu meistern, besteigst du
Seilbahnen (von Österreichern gebaut), die im Grunde den städtischen Nahverkehr
darstellt. Es gibt verschiedenfarbige Linien, und um jetzt von ganz unten
(Stadtteil Mallasa) nach ganz oben zu kommen (El Alto) steigst du 3 x um. Wenn
du oben aussteigst, bist du überrascht über den deutlichen Temperaturunterschied.
Wir schauten uns die Stadt mit Gert, einem Deutschen an, der
auch schon lange in der Stadt wohnt und uns von anderen Reisenden empfohlen
wurde. Und wir hatten wirklich einen sehr informativen und interessanten Tag,
wie geschrieben, wir schwebten mit den Seilbahnen über die 2 Mill. Stadt,
schauten von diversen Miradoren, die sich aus dem Talkessel an den steilen
Berghängen hinaufziehenden Häuser, Bretterbuden und sonstigen Gebäuden an.
Kamen zum etwas unheimlichen Schamanen- und noch unheimlicheren Hexenmarkt. Aßen
mittags die zu einem La Pazbesuch dazugehörenden Santinas (gefüllte
Teigtaschen), genossen einen vorzüglichen Kaffee in einem Buchladen und fuhren
abends mit einem Collectivo wieder zurück. Was uns leider verwehrt war, ist die
Aussicht auf die, die Stadt umgebenden hohen Berge, der inzwischen
abgeschmolzene Gletscher Chacaltaya, seinerzeit das höchste Skigebiet der Erde,
oder den Huayna Potosi, Mururata und Illimani. Die bei schönen Wetter, mit
ihren schneeverzierten Gipfeln natürlich einen wunderschönen Kontrast zum
rostroten Grundton der Stadt geben. Ist halt jetzt Regenzeit!
Alles in allem hat uns diese Stadt wirklich sehr gut
gefallen.
Die Straße von La Paz führte uns fast 1.000 km über Oruru
zum nächsten touristischen „Muss“ eines Bolivienreisenden - dem Salar de Uyuni.
Jeder, der sich schon mal eine Reisedokumentation über Südamerika im TV
angesehen hat, hat dieses Bild vor seinem inneren Auge. Diese riesige
Salzpfanne (Salar) ist etwa 160 km lang und 135 km breit, die Salzkruste
differiert zwischen 2 und 7 m. Damit ist der Salar die größte Salzfläche der
Erde. Die Einheimischen nennen ihn „weißes Meer“.
Man kann dieses weiße Meer normalerweise auch mit eigenem
Fahrzeug befahren, was wir aber nicht machten, da zum einen ja jetzt Regenzeit
ist, was bedeutet, dass der Salar in großen Teilen überflutet ist, zum anderen
man natürlich seinem Fahrzeug nichts Gutes tut, durch dieses hochaggressive
Salzwasser zu fahren. Man muss die schon reichlich vorhandenen Rostvorkommen
nicht auch noch fördern!
Also, buchten wir eine Tagesrundtour auf den Salar, bei
einem der zahlreich vorhandenen Agenturen.
Der Typ versicherte uns eine Tour mit höchstens 6 Leuten,
einem englischsprechenden Guide, die Rundtour einschließlich eines
Sonnenuntergangs auf dem Salar. Super!
Am nächsten Tag, wir waren pünktlich da, fuhr ein Jeep nach
dem anderen weg – nur unser Jeep einschließlich Guide glänzte durch Abwesenheit
(hat sich wohl verfahren). Na gut, man ist ja relaxt – warten wir halt noch ein
bisschen. Er kam dann auch irgendwann, aber als er schon ausstieg, war uns
schon klar, der spricht sicherlich kein Englisch! Was er dann auch zugab, als
ich ihn fragte. PRIML! Unser Lichtblick war, zwei von den Mitreisenden, ein
Professor aus Buenos Aires und sein Sohn konnten ein bisschen Englisch.
Also, quetschten wir uns zu siebt in den, schon durch sehr
viele Fahrten über den Salar mitgenommenen Jeep. Als erstes gings auf den
Eisenbahnfriedhof, wir wussten davon schon, steht er doch auch im Reiseführer
und bei der Tour wars auch erwähnt. Aber als wir da hinkamen, hätt ich fast
einen Lachanfall bekommen! Das war der Witz des Tages – irgendwo im
Wüstennirwana ein Schrotthaufen von alten vor sich hinrostenden Lokomotivengerippe.
Einfach neben den Gleisen hingestellt, rosten sie seit dem Aufkommen der
Diesellok vor sich hin. Da das ja unser erster Höhepunkt des Tages war, meinte
unser Fahrer wir hätten eine halbe Stunde Zeit uns geistig oder sonst irgendwie
mit dem edlen Rost auseinander zu setzen. Meine Stimmung fiel etwas ab!!!!!!!
Nach Ablauf dieser ¾ Stunde gings endlich weiter, bis - ja-
was kam dann, das Auto soff mitten auf der Strecke ab. Okay, nach mehrmaligen
Orgeln ließ er sich doch überreden und weiter gings.
Allerdings das nächste Problem stellte sich kurz danach auf
der eigentlich schönen Asphaltstrecke zum Salar raus. Ab einer gewissen
Geschwindigkeit schaukelte sich irgendwas an der Lenkung dermaßen auf, dass die
Lenkung nicht mehr funktionierte. Ließ sich aber auch durch flottes
Herunterbremsen beilegen. Null Problemo! Mein Text, den ich Peter zusäuselte,
war der Überlegung geschuldet, dass wir eventuell doch wärmere Sachen hätten
mitnehmen sollen, angesichts der Tatsache, dass eine Übernachtung auf dem See
inzwischen durchaus zum Worstcase Szenario gehören könnte.!!!!!!
Okay, aber wozu sich über ungelegte Eier den Kopf zu
zerbrechen. Also gings weiter im Schneckentempo und wir kamen tatsächlich auch
an auf dem Salar, schauten uns die Salzhotels aus der Ferne an, blieben bei der
Einfahrt auf die Salzfläche im Wasser stehen, weil der Motor wieder den Geist
aufgab und durften, nach erfolgreichem Start auf dem trockenen Salar aussteigen,
um die ersten Fotos zu schießen. Es ist schon beeindruckend, auf dieser gleißend
weißen mit wabenähnlichen geformten Salzausblühungen geschmückten, sich bis zum
Horizont erstreckenden Salzfläche, zu stehen. Die im Übrigen, dem Land eine
riesige Geldquelle bescheren könnte. Dieser Reichtum ist noch unausgebeutet und
wird auf ca. 9 Mio. Tonnen geschätzt, das wären 75 % des derzeit bekannten
Weltvorkommens!!!! Wir sprechen hier von einem ganz begehrten Rohstoff und zwar
von Lithium.
So, wir fuhren nun den ganzen Tag ein bisschen hier hin und
dort hin auf dem Salar, bekamen ein einfaches Mittagessen, von unserem Guide
mitgebracht. Aufgrund des Aussehens dieser Fleischfetzen beschränkte ich mich je
auf einen Schöpfer Reis und geschnipselten Gemüses, immerhin mit Majo
vermischt. Nachspeise Banane.
Da aus dem Sonnenuntergang, wegen was auch immer, die
Erklärungen des Guides überforderten unsere, zugeben sehr bescheidenen
Spanischkenntnisse bei weitem, auch nix wurde, kamen wir nach mehrmaligen
Aufschaukeln und einem Reifenwechsel wieder gut in Uyuni an. Ich war ja
durchaus gewillt, noch ein bisschen Rabatz bei der Agentur zu machen, aber
vorausschauenderweise hatten die bei unserer Ankunft geschlossen. Aber was soll
man sich aufregen, wir hatten trotzdem einen interessanten, wenn auch nicht
unbedingt informativen Tag. Und auf diesem weltbekannten Salar de Uyuni zu
stehen hat auf jeden Fall was.
Tags drauf gings für uns über eine landschaftlich
wunderschöne Strecke ganz in den Süden Boliviens, wüstenähnlich mit Kakteen,
bis in ein fruchtbares Tal, das wiederum von farbigen Sandsteinbergen geprägt
ist. Hier in diesem Tal gibt’s ein schönes Städtchen namens Tupiza. Das werden
wir auch so schnell nicht vergessen, hatten wir doch hier ein Erlebnis der
besonderen Art. Als wir dort ankamen, ging gerade ein Wolkenbruch nieder. Die Straßen
überschwemmt, da ja hier bis auf die Hauptstraßen nirgends geteert ist, hast du
dabei das Gefühl mit dem Schlamm mitzuschwimmen. Unser Zielpunkt war ein
Hostel, natürlich mitten in der Stadt, was immer sehr bedenklich ist, aufgrund
der sehr engen Gässchen und der doch beeindruckenden Größe unseres Schorschs
und der damit einhergehenden Stopselmöglichkeit!!!! Aber es ging gut bis zum
Hotel, da gings dann los, es stellte sich heraus, dass ich nur die Hälfte der
Beschreibung in der Overlander-App gelesen habe. Das Tor war ohne Wenn und Aber
zu klein für Schorsch. Also, wir brauchen einen anderen Stellplatz. Okay, am
Bahnhof hats einen Parkplatz, da kann man sich auch hinstellen. Ein paar Meter
weiter, passierte was, auf das ich eigentlich schon längst wartete. Wir
fädelten in eine tiefdurchhängende Stromleitung ein. Bei strömenden Regen
kraxelte ich aufs Dach, um die Leitung aus dem Auspuffdeckel zu pfriemeln, aber
beim langsamen Weiterfahren sahen wir, dass wir wohl noch wo hängen, die
Leitung spannte sich und peng riss sie ab. Na, bombig! Wir hingen immer noch
daran und ich konnte sie hinten nicht runterziehen. Also ich wieder aufs Dach
(wohlgemerkt es goss immer noch was runterging!) und sah, dass sich diese blöde
Leitung hinten in der Photovoltaikanlage eingezwickt hatte. Jetzt musste Peter
ran, ich bin halt für solche Aktionen einfach immer zu klein. Peter klemmte
sich durch das Dachfenster in der Nasszelle und befreite uns.
Somit konnte man das Kabel runterziehen und wir legten es
schön zusammengerollt neben dem Trottoir ab.
Jetzt was sollten wir machen – einfach weiterfahren?
Inzwischen hatte sich natürlich ein Stau hinter uns gebildet und es wurde
gehupt was das Zeug hielt. Aber nachdem uns alle klarmachten, dass wir das so
liegen lassen können und das schon in Ordnung sei, fuhren wir weiter.
Alles halb so schlimm, irgendwer räumts irgendwann schon auf
– so funktioniert das hier!
Wir gönnten uns an diesem Abend noch ein schönes Abendessen,
feierten wir doch mal wieder im Ausland einen unserer Hochzeitstage und sind am
anderen Tag in Villazon ohne Probleme nach Argentinien eingereist.
Es hätte natürlich noch die Lagunenroute gegeben, aber wie
ihr ja wisst, geht unsere Zeit hier auf diesem Kontinent dem Ende entgegen. Die
Verschiffung und unsere Heimflüge sind gebucht und somit die Deadline gesetzt.
Wir haben noch einige tausend Kilometer zu meistern und drum muss man halt auch
mal das ein oder andere auslassen.
Das wars wiedermal. Haltet die Ohren steif, da drüben im
guten alten Europa. Lasst es nicht zu sehr krachen im Fasching und vor allem
sorgt dafür, dass der Winter vorüber ist, bis wir kommen, gell!
In diesem Sinne
Helau, Alaaf oder was auch immer
Eure Conny und Peter