Servus,
an alle, die sich wieder mal Zeit nehmen um unseren
Aufzeichnungen zu folgen!
In unserem letzten Reisebericht waren wir noch im Zustand
des Hoffens………………….
Aber unser Schorsch ist tatsächlich in Kolumbien
eingetroffen. So weit – so gut!
Allerdings war das noch nicht ganz das Ende der
Fahnenstange, wie sich herausstellen sollte. Lasst euch erzählen:
Der dritte anvisierte Termin nach 5 Wochen Wartezeit war der
8. November, und tatsächlich teilte uns unser Spediteur mit, dass der LKW am
Mittwoch in Cartagena ankommt und er alles in seiner Machtstehende tun wird,
Peter den Zugang zum Hafen am Donnerstag zu ermöglichen. Sie werden gleich
morgens gemeinsam zum Zoll fahren, danach die „Bill of Lading“ bei Naves
abholen und danach müsste er eigentlich Schorsch holen können. Allerdings
sollte das alles bis Mittag erledigt sein, weil am Wochenende ein großes Fest
zur Unabhängigkeit Cartagenas gefeiert wird und damit beginnen sie schon Donnerstagmittag
und gearbeitet wird erst wieder Dienstag nächster Woche.
Oh Gott! Ich sah unsere Felle schon wieder davon schwimmen.
Aber, bis auf den Aufreger, dass die Schiffsgesellschaft sich einbildete die
„Bill of Lading“ keiner Privatperson mehr auszuhändigen, nur mehr Firmen, bekam
Peter doch tatsächlich bis zum Abend unseren etwas angeschlagenen Schorsch aus
dem Hafen. Angeschlagen deshalb, man hat versucht einzubrechen und bei diesem
Versuch das Ausstellfenster (Fahrerseite) zerschlagen, außerdem ließ er sich
nicht mehr starten, auch nicht fremdstarten und konnte nur mit einem Überbrückungskabel
angelassen werden.
Aber wir waren erstmal nur happy, ihn wieder zu haben. Peter
holte mich im Hotel ab, wir checkten aus und stellten uns nur mal auf einen
Parkplatz in der Nähe des Jachthafens. Morgen noch schnell zum Spediteur, die
restlichen Papiere holen und dann kann’s losgehen.
Pfiffkas – was soll ich sagen! Nächster Hammer, unser
Spediteur hat unsere, bei ihm georderte Versicherung versemmelt. Was für uns im
Klartext hieß, nochmals 4 Tage Cartagena. Mann, oh Mann!
Aber alles hat ein Ende, und ob man es glauben will oder
nicht, auch für uns ging unsere Zeit in Cartagena am Dienstag zu Ende und wir
fuhren los. Allerdings war inzwischen klar, dass wir nicht mehr viel von
Kolumbien sehen werden, denn uns gingen nun ganze 3 Wochen ab und da unsere
Christina am 9. Dezember zu uns rüber fliegt und in Lima/Peru ankommt. Im
Klartext bedeutet dies, für roundabout 4.000 km – 4 Wochen. Hört sich jetzt
nicht so wild an, aber bei diesen Straßen, Höhenunterschieden von 2.000m an einem
Tag, Granatenlöcher im Teer, dazwischen auch gerne mal Schotter, ein kleines
Reparatürchen, 2 Grenzübergänge usw. ein sehr sportliches Unterfangen!
Aber jetzt gings erstmal los, noch den Gastank vollmachen,
Kühlschrank füllen – Kolumbien wir kommen.
Wir querten die weite Niederung des Rio Magdalena und ließen
die karibische Küste hinter uns. Das Stadt – Landgefälle ist augenscheinlich
und sobald du der touristischen Küste den Rücken kehrst, merkt man schon sehr
deutlich, dass die Leute ärmer werden.
Es ist überhaupt ein Land der Gegensätze. Zivilisation und
Wildnis in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander, ein Land der alpinen Berge
und dampfende Dschungel, ein Land mit modernsten Metropolen auf der einen
Seite, Bambushütten und Dorfruinen auf der anderen Seite, Kühle in Hochgebirgslagen
und tropische Saunahitze an den Küsten.
Für uns hieß es jetzt auch, uns umzugewöhnen. Hier gibt es
keine Campinginfrastruktur. Campingplätze sind absolute Mangelware,
nichtsdestotrotz ist es aber dringend angeraten sich nicht einfach irgendwo im
Nirwana einen Stellplatz zu suchen, sondern nach Möglichkeit schon bei
irgendjemanden. Entweder bei einem Lokal, wo man isst und den Besitzer frägt,
ob man stehen bleiben darf, oder an einer Überlandtankstelle (Truckstop) oder aber
auch mal an einer Plaza in der Ortsmitte (falls Parkplätze vorhanden). Die Polizisten, wie auch die Leute sind immer
sehr zugänglich und erlauben dir in der Regel auch, das Auto abzustellen. Und
ganz wichtig – wenn’s dunkel wird, sollte man seinen Platz gefunden haben.
Also weiter im Text mit uns, in Kolumbien gibt es im Grunde
zwei Hauptverkehrsadern, die eine über Medellín, die andere über Bogota. Für
letztere haben wir uns entschieden und sind nun über Bosconia nach Bucaramanga
gefahren. Dort, in Floridablanca gabs einen Campingplatz, einen sehr schönen
noch dazu. Hoch am Berg mit tollem Ausblick auf die Stadt. Dort trafen wir mit
drei deutschen Paaren zusammen, die alle schon seit längerer Zeit durch
Südamerika fahren. Wir verbrachten einen interessanten und angeregten Abend
miteinander, bis uns ein tropischer Wolkenbruch schlagartig in unsere mobilen
Behausungen flüchten ließ. Vielen Dank noch mal an Euch, für Eure Ratschläge
und es war nett, Euch kennengelernt zu haben.
Für uns gings weiter nach…………… Villa de Leyva. Also –
eigentlich! ABER, und jetzt komm ich zum Reparatürchen. Irgendwo mitten im
kolumbianischen Hochland, gleich kurz nach einer Mautstelle, gab unsere schon
mal (in Oregon) kaputtgegangene Kupplungsdichtung den Geist auf.
Kennt jemand den Kluftinger? Der würde jetzt diese Sachlage
mit“ PRIML“ bezeichnen. Uns wars mehr zum Heulen! Irgendwie scheint sich dies
Südamerika gegen uns verschworen zu haben.
Also, was tun? Peter ging zurück zur Mautstelle und
versuchte dem Polizisten irgendwie radebrechend unsere Lage klar zu machen,
okay er wird einen Mechaniker anrufen, aber es dauert einen Moment. Der Moment
dauerte an die zwei Stunden, während der Zeit kam ein anderer Polizist und
meinte, wir müssten unbedingt weg hier von der Straße. Ging ja aber nicht, ohne
Kupplung kein Furz.
Wir wurden abgeschleppt, ganz großes Theater. Wir waren 25
km lang die Straßenattraktion schlechthin, ein großer Polizeiabschlepplastwagen
schleppte uns, aufgehängt an einer dicken Stahlkette über Berg und Tal nach San
Gil. Unsere zwei, inzwischen eingetroffenen Mechaniker begleiteten uns und
klärten alles mit der Polizei. Sie schleppten uns an den Straßenrand neben der
Werkstatt. Inzwischen war es dunkel geworden und mananà wird man weitersehen.
Fix und fertig schliefen wir hier am sehr befahrenen Straßenrand
von San Gil, in der Gewissheit, dass uns nur das Beschaffen eines
Originalkupplungsgebers uns hier weiterbringen wird.
Punkt acht Uhr morgens am Samstag standen die zwei
Mechaniker doch tatsächlich wieder auf der Matte, nahmen unser defektes
Dingsbums mit und was soll ich sagen, bis Mittag hatten sie doch tatsächlich
das Originalersatzteil beschafft. Ganz stolz erzählten sie uns, dass sie in
vielen Geschäften gesucht hätten. Eingebaut wars dann relativ schnell und wir
konnten kurz drauf unsere Fahrt wiederaufnehmen.
Wieder fast 1 Tag weg! Gegen Abend kamen wir in Villa de
Leyva an und suchten einen Platz zum Übernachten, als jemand auf mich zukam und
meinte: „Ja, ich glaub ich spinn – ein Freisinger!“
So klein kann die Welt manchmal sein, Stefan hat tatsächlich
mal in Oberhaindlfing gewohnt und ist seit 8 Jahren in der Welt unterwegs. Er
meinte, wir könnten uns gerne zu ihnen stellen, was wir dann auch gerne in
Anspruch genommen haben. Auch Petra und Stefan haben wir viele Tipps und
Ratschläge für unsere Weiterreise zu verdanken, die wir während unseres
gemeinsamen Stelldicheins
von ihnen erhalten haben. Auch Euch nochmal ein großes
Dankeschön!
Für uns gings danach nach Zipaquira. Diese Stadt lebt unter
anderem vom Salzabbau und hat dadurch ein großes touristisches Highlight – eine
unterirdische, avantgardistische Salzkathedrale. Die größte ihrer Art weltweit.
Die wollten wir uns zu Gemüte führen. Eine dreischiffige Höhlenkirche, eine
monumentale Halle, 8.500 qm groß, alles
in ihr ist aus Salz, auch das farblich illuminierte Kreuz (16 m hoch und 10 m
breit).
Hat uns auf alle Fälle sehr beeindruckt.
Danach gings für uns weiter nach Bogota, die Hauptstadt von
Kolumbien. Ein Moloch mit 8,4 Mio. Einwohnern und eine der absolut hässlichsten
Städte, die wir jemals gesehen haben. Laut, überbordender Verkehr, überquellend
vor Leuten, stinkend, dreckig und aufgrund der Höhe (Bogota liegt auf 2.600m
Höhe) dermaßen smogbelastet, dass dir alles vergeht. Nachdem wir uns überhaupt
nicht wohl fühlten hier, haben wir es ganz kurz gemacht und uns nur das
vielgerühmte Goldmuseum und das Barrio La Candeleria, das historische und
intellektuelle Zentrum Bogotas angeschaut.
Zum Cerro de Monserrate, der mit einer Höhe von 3.150m hoch
über Bogota wie ein Adlerhorst thront und auf dem auch das Kloster Montserrate
ist, wäre ich auch gerne gekommen. Aber wegen des Smogs und den tiefliegenden
Wolken war nichts zu sehen und deshalb schenkten wir uns diesen Abstecher.
Schade!
Mehr oder weniger fluchtartig verließen wir tags drauf
diesen Schmelztiegel wieder und fuhren unseren Weg wieder gen Süden weiter.
Unser nächstes anvisierte Ziel San Agustin, schon ziemlich weit unten im Land.
Da fällt mir doch dazwischen noch was ein, was ich euch
erzählen möchte. Ich bin hier so was von überfordert mit der Orientierung in
den Städten, ich peile nicht durch! Warum? Erklärung!
Nahezu alle Ortschaften haben ein schachbrettartiges Straßennetz.
Die Straßen tragen keine Namen, sondern haben fortlaufende Nummern. Straßen in
Nord-Süd-Richtung heißen Carreras, die Straßen in Ost-West-Richtung Calles.
Selten gibt es Straßen, die das Schachbrettmuster diagonal durchkreuzen, sie
heißen Transversales (eher wie die Carreras in N.-S.-Richtung) oder Diagonales
(eher wie die Calles in O.-W.-Richtung). Soweit – noch in Ordnung.
Jetzt kommt’s: Ein Haus mit der Adresse Cl.19A No. 45B-05
befindet sich in der Calle 19A (die ihrerseits zwischen den Calles 19 und 20
verläuft), und zwar fünf Schritt von ihrer Kreuzung mit der Carrera 45B (die
sich zwischen Carrera 45A und 46 befindet) in Richtung Carrera 46.
ALLES KLAR??????
Also mir nicht, ich hab das jetzt aus dem Reiseführer
abgeschrieben, denn kapieren tu ich es nicht.
Aber nicht nur ich nicht, auch unser Navi hat
Schwierigkeiten damit.
San Agustin hat sich einen Namen im Tourismusgeschäft
gemacht, mit den Steinskulpturen, die von einem, noch lange bevor die Spanier
über Südamerika herfielen, ausgestorbenen Volk erschaffen wurden. Die meisten
dieser Skulpturen stellen heilige Tiere dar, oder Schamanen. Dies Städtchen
erreicht man nur über eine einzige Straße, die sich ewig lang einen Bergrücken
hinaufzieht, auf 2.700m liegt es dann, eingebettet zwischen Bananen-, Palmen-
und Kaffeehainen. Sehr schön!
Hier probierten wir mal was ganz Neues aus. Bekanntlich
liegt ja“ alles Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde.“ Ihr habt richtig
gelesen! Mit einem Führer erkundeten wir diese Steinfiguren und die Landschaft
rund um uns. Es war wirklich ein Erlebnis, obwohl wir beide noch nie auf einem
Pferd gesessen sind und es hat uns echt gefallen.
Tags drauf gings für uns wieder weiter Richtung Grenze
Kolumbien – Ecuador. Über Mocoa Richtung Pasto gibt’s nur mehr einem Wege der
zur Grenze führt und der hat es in sich! Wir wussten, dass es sich um eine
steile Bergstraße handeln würde, aber was uns wirklich erwartete, davon hatten
wir keinen blassen Schimmer. Der Name dieser Straße, den wir aber erst am Abend
im Overlander lasen – el trampolin de la muerte! (Wens interessiert, im
Internet gibt’s noch mehr Fotos).
Wir brauchten für die 120 km von Mocoa nach Pasto über 8
Std. Fast die ganze Strecke übelste Schlaglochpiste, Bachdurchfuhren, die Straße
so eng, dass Schorsch`s Reifen auf der einen Seite grad so an der Felswand
entlangschrammten und auf der anderen Seite noch eine Handbreite bis zum
gähnenden Abgrund da war (selbstredend natürlich ohne Planken). An den Hängen,
du bewegst dich hier permanent auf einer Höhe zwischen 2.000 und 3.250m,
undurchdringlicher Dschungel, wir tauchten oben in die Wolken ein, kamen auf
der anderen Bergseite im Sonnenschein wieder heraus. Bergauf – bergab. Den
Gegenverkehr kann man nur in kleinen Ausbuchtungen passieren. Gefühlte Hunderte
von gefahrenen Haarnadelkurven später kamen wir spät abends erledigt am Cocha
See, kurz vor Pasto an.
Diese Straße war ein wirkliches Erlebnis und man muss echt
froh sein, wenn man hier heil drüber kommt!
Ein wirklich schöner Schlusspunkt unserer Reise durch
Kolumbien war noch die Besichtigung der wirklich sehr schönen Wallfahrtskirche
„Santuaria de Las Lajas“, in der Nähe von Ipiales. Eine Kirche, die direkt an
eine hohe Felswand angebaut wurde und in einer tiefen Schlucht, 45 m hoch über
den wild rauschenden Guaitara steht.
Wie geschrieben, dies war unsere letzte Station bevor es
über die Grenze nach Ecuador geht. Kolumbien hat uns gut gefallen und es gäbe
auf jeden Fall noch einiges mehr anzuschauen, wenn man denn Zeit hätte. Dieses
Land hat auf jeden Fall eine gute touristische Zukunft vor sich, es hat
unterschiedlichste Landschaften zu bieten, aber das mit Abstand größte Plus
hier, sind die Kolumbianer selbst. Es sind so freundliche, hilfsbereite und
offene Menschen und wir hatten hier nicht einmal das Gefühl uns irgendwie vor
irgendwas fürchten zu müssen.
Jetzt geht’s auf zu neuen Ufern und wir freuen uns jetzt
erstmal ganz narrisch auf unsere Christina, die uns am Anfang Dezember ein
Stück des Weges begleiten wird. Schade, dass nicht alle unsere Lieben kommen
können, gehen sie uns doch alle sehr ab.
So, das wars mal wieder, wir hoffen, Ihr seid alle gesund
und wohlauf. Wir wünschen Euch einen geruhsamen und schönen Advent und genießt,
nach Möglichkeit ein bisserl entspannt, die Vorweihnachtszeit!
Es grüßen Euch Eure
Conny und Peter