Donnerstag, 30. November 2017



Servus, 

an alle, die sich wieder mal Zeit nehmen um unseren Aufzeichnungen zu folgen!
In unserem letzten Reisebericht waren wir noch im Zustand des Hoffens………………….
Aber unser Schorsch ist tatsächlich in Kolumbien eingetroffen. So weit – so gut!
Allerdings war das noch nicht ganz das Ende der Fahnenstange, wie sich herausstellen sollte. Lasst euch erzählen:

Der dritte anvisierte Termin nach 5 Wochen Wartezeit war der 8. November, und tatsächlich teilte uns unser Spediteur mit, dass der LKW am Mittwoch in Cartagena ankommt und er alles in seiner Machtstehende tun wird, Peter den Zugang zum Hafen am Donnerstag zu ermöglichen. Sie werden gleich morgens gemeinsam zum Zoll fahren, danach die „Bill of Lading“ bei Naves abholen und danach müsste er eigentlich Schorsch holen können. Allerdings sollte das alles bis Mittag erledigt sein, weil am Wochenende ein großes Fest zur Unabhängigkeit Cartagenas gefeiert wird und damit beginnen sie schon Donnerstagmittag und gearbeitet wird erst wieder Dienstag nächster Woche.
Oh Gott! Ich sah unsere Felle schon wieder davon schwimmen. Aber, bis auf den Aufreger, dass die Schiffsgesellschaft sich einbildete die „Bill of Lading“ keiner Privatperson mehr auszuhändigen, nur mehr Firmen, bekam Peter doch tatsächlich bis zum Abend unseren etwas angeschlagenen Schorsch aus dem Hafen. Angeschlagen deshalb, man hat versucht einzubrechen und bei diesem Versuch das Ausstellfenster (Fahrerseite) zerschlagen, außerdem ließ er sich nicht mehr starten, auch nicht fremdstarten und konnte nur mit einem Überbrückungskabel angelassen werden.

Aber wir waren erstmal nur happy, ihn wieder zu haben. Peter holte mich im Hotel ab, wir checkten aus und stellten uns nur mal auf einen Parkplatz in der Nähe des Jachthafens. Morgen noch schnell zum Spediteur, die restlichen Papiere holen und dann kann’s losgehen.
Pfiffkas – was soll ich sagen! Nächster Hammer, unser Spediteur hat unsere, bei ihm georderte Versicherung versemmelt. Was für uns im Klartext hieß, nochmals 4 Tage Cartagena. Mann, oh Mann!

Aber alles hat ein Ende, und ob man es glauben will oder nicht, auch für uns ging unsere Zeit in Cartagena am Dienstag zu Ende und wir fuhren los. Allerdings war inzwischen klar, dass wir nicht mehr viel von Kolumbien sehen werden, denn uns gingen nun ganze 3 Wochen ab und da unsere Christina am 9. Dezember zu uns rüber fliegt und in Lima/Peru ankommt. Im Klartext bedeutet dies, für roundabout 4.000 km – 4 Wochen. Hört sich jetzt nicht so wild an, aber bei diesen Straßen, Höhenunterschieden von 2.000m an einem Tag, Granatenlöcher im Teer, dazwischen auch gerne mal Schotter, ein kleines Reparatürchen, 2 Grenzübergänge usw. ein sehr sportliches Unterfangen!

Aber jetzt gings erstmal los, noch den Gastank vollmachen, Kühlschrank füllen – Kolumbien wir kommen.

Wir querten die weite Niederung des Rio Magdalena und ließen die karibische Küste hinter uns. Das Stadt – Landgefälle ist augenscheinlich und sobald du der touristischen Küste den Rücken kehrst, merkt man schon sehr deutlich, dass die Leute ärmer werden.
Es ist überhaupt ein Land der Gegensätze. Zivilisation und Wildnis in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander, ein Land der alpinen Berge und dampfende Dschungel, ein Land mit modernsten Metropolen auf der einen Seite, Bambushütten und Dorfruinen auf der anderen Seite, Kühle in Hochgebirgslagen und tropische Saunahitze an den Küsten.



 
Für uns hieß es jetzt auch, uns umzugewöhnen. Hier gibt es keine Campinginfrastruktur. Campingplätze sind absolute Mangelware, nichtsdestotrotz ist es aber dringend angeraten sich nicht einfach irgendwo im Nirwana einen Stellplatz zu suchen, sondern nach Möglichkeit schon bei irgendjemanden. Entweder bei einem Lokal, wo man isst und den Besitzer frägt, ob man stehen bleiben darf, oder an einer Überlandtankstelle (Truckstop) oder aber auch mal an einer Plaza in der Ortsmitte (falls Parkplätze vorhanden).  Die Polizisten, wie auch die Leute sind immer sehr zugänglich und erlauben dir in der Regel auch, das Auto abzustellen. Und ganz wichtig – wenn’s dunkel wird, sollte man seinen Platz gefunden haben.

Also weiter im Text mit uns, in Kolumbien gibt es im Grunde zwei Hauptverkehrsadern, die eine über Medellín, die andere über Bogota. Für letztere haben wir uns entschieden und sind nun über Bosconia nach Bucaramanga gefahren. Dort, in Floridablanca gabs einen Campingplatz, einen sehr schönen noch dazu. Hoch am Berg mit tollem Ausblick auf die Stadt. Dort trafen wir mit drei deutschen Paaren zusammen, die alle schon seit längerer Zeit durch Südamerika fahren. Wir verbrachten einen interessanten und angeregten Abend miteinander, bis uns ein tropischer Wolkenbruch schlagartig in unsere mobilen Behausungen flüchten ließ. Vielen Dank noch mal an Euch, für Eure Ratschläge und es war nett, Euch kennengelernt zu haben.

Für uns gings weiter nach…………… Villa de Leyva. Also – eigentlich! ABER, und jetzt komm ich zum Reparatürchen. Irgendwo mitten im kolumbianischen Hochland, gleich kurz nach einer Mautstelle, gab unsere schon mal (in Oregon) kaputtgegangene Kupplungsdichtung den Geist auf.
Kennt jemand den Kluftinger? Der würde jetzt diese Sachlage mit“ PRIML“ bezeichnen. Uns wars mehr zum Heulen! Irgendwie scheint sich dies Südamerika gegen uns verschworen zu haben.
Also, was tun? Peter ging zurück zur Mautstelle und versuchte dem Polizisten irgendwie radebrechend unsere Lage klar zu machen, okay er wird einen Mechaniker anrufen, aber es dauert einen Moment. Der Moment dauerte an die zwei Stunden, während der Zeit kam ein anderer Polizist und meinte, wir müssten unbedingt weg hier von der Straße. Ging ja aber nicht, ohne Kupplung kein Furz.
 Wir wurden abgeschleppt, ganz großes Theater. Wir waren 25 km lang die Straßenattraktion schlechthin, ein großer Polizeiabschlepplastwagen schleppte uns, aufgehängt an einer dicken Stahlkette über Berg und Tal nach San Gil. Unsere zwei, inzwischen eingetroffenen Mechaniker begleiteten uns und klärten alles mit der Polizei. Sie schleppten uns an den Straßenrand neben der Werkstatt. Inzwischen war es dunkel geworden und mananà wird man weitersehen.
Fix und fertig schliefen wir hier am sehr befahrenen Straßenrand von San Gil, in der Gewissheit, dass uns nur das Beschaffen eines Originalkupplungsgebers uns hier weiterbringen wird.
Punkt acht Uhr morgens am Samstag standen die zwei Mechaniker doch tatsächlich wieder auf der Matte, nahmen unser defektes Dingsbums mit und was soll ich sagen, bis Mittag hatten sie doch tatsächlich das Originalersatzteil beschafft. Ganz stolz erzählten sie uns, dass sie in vielen Geschäften gesucht hätten. Eingebaut wars dann relativ schnell und wir konnten kurz drauf unsere Fahrt wiederaufnehmen. 



Wieder fast 1 Tag weg! Gegen Abend kamen wir in Villa de Leyva an und suchten einen Platz zum Übernachten, als jemand auf mich zukam und meinte: „Ja, ich glaub ich spinn – ein Freisinger!“
So klein kann die Welt manchmal sein, Stefan hat tatsächlich mal in Oberhaindlfing gewohnt und ist seit 8 Jahren in der Welt unterwegs. Er meinte, wir könnten uns gerne zu ihnen stellen, was wir dann auch gerne in Anspruch genommen haben. Auch Petra und Stefan haben wir viele Tipps und Ratschläge für unsere Weiterreise zu verdanken, die wir während unseres gemeinsamen Stelldicheins
von ihnen erhalten haben. Auch Euch nochmal ein großes Dankeschön!




Für uns gings danach nach Zipaquira. Diese Stadt lebt unter anderem vom Salzabbau und hat dadurch ein großes touristisches Highlight – eine unterirdische, avantgardistische Salzkathedrale. Die größte ihrer Art weltweit. Die wollten wir uns zu Gemüte führen. Eine dreischiffige Höhlenkirche, eine monumentale Halle, 8.500 qm groß,  alles in ihr ist aus Salz, auch das farblich illuminierte Kreuz (16 m hoch und 10 m breit).
Hat uns auf alle Fälle sehr beeindruckt.



Danach gings für uns weiter nach Bogota, die Hauptstadt von Kolumbien. Ein Moloch mit 8,4 Mio. Einwohnern und eine der absolut hässlichsten Städte, die wir jemals gesehen haben. Laut, überbordender Verkehr, überquellend vor Leuten, stinkend, dreckig und aufgrund der Höhe (Bogota liegt auf 2.600m Höhe) dermaßen smogbelastet, dass dir alles vergeht. Nachdem wir uns überhaupt nicht wohl fühlten hier, haben wir es ganz kurz gemacht und uns nur das vielgerühmte Goldmuseum und das Barrio La Candeleria, das historische und intellektuelle Zentrum Bogotas angeschaut.
Zum Cerro de Monserrate, der mit einer Höhe von 3.150m hoch über Bogota wie ein Adlerhorst thront und auf dem auch das Kloster Montserrate ist, wäre ich auch gerne gekommen. Aber wegen des Smogs und den tiefliegenden Wolken war nichts zu sehen und deshalb schenkten wir uns diesen Abstecher. Schade!




Mehr oder weniger fluchtartig verließen wir tags drauf diesen Schmelztiegel wieder und fuhren unseren Weg wieder gen Süden weiter. Unser nächstes anvisierte Ziel San Agustin, schon ziemlich weit unten im Land.

Da fällt mir doch dazwischen noch was ein, was ich euch erzählen möchte. Ich bin hier so was von überfordert mit der Orientierung in den Städten, ich peile nicht durch! Warum? Erklärung!
Nahezu alle Ortschaften haben ein schachbrettartiges Straßennetz. Die Straßen tragen keine Namen, sondern haben fortlaufende Nummern. Straßen in Nord-Süd-Richtung heißen Carreras, die Straßen in Ost-West-Richtung Calles. Selten gibt es Straßen, die das Schachbrettmuster diagonal durchkreuzen, sie heißen Transversales (eher wie die Carreras in N.-S.-Richtung) oder Diagonales (eher wie die Calles in O.-W.-Richtung). Soweit – noch in Ordnung.
Jetzt kommt’s: Ein Haus mit der Adresse Cl.19A No. 45B-05 befindet sich in der Calle 19A (die ihrerseits zwischen den Calles 19 und 20 verläuft), und zwar fünf Schritt von ihrer Kreuzung mit der Carrera 45B (die sich zwischen Carrera 45A und 46 befindet) in Richtung Carrera 46.
ALLES KLAR??????
Also mir nicht, ich hab das jetzt aus dem Reiseführer abgeschrieben, denn kapieren tu ich es nicht.
Aber nicht nur ich nicht, auch unser Navi hat Schwierigkeiten damit.


San Agustin hat sich einen Namen im Tourismusgeschäft gemacht, mit den Steinskulpturen, die von einem, noch lange bevor die Spanier über Südamerika herfielen, ausgestorbenen Volk erschaffen wurden. Die meisten dieser Skulpturen stellen heilige Tiere dar, oder Schamanen. Dies Städtchen erreicht man nur über eine einzige Straße, die sich ewig lang einen Bergrücken hinaufzieht, auf 2.700m liegt es dann, eingebettet zwischen Bananen-, Palmen- und Kaffeehainen. Sehr schön!
Hier probierten wir mal was ganz Neues aus. Bekanntlich liegt ja“ alles Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde.“ Ihr habt richtig gelesen! Mit einem Führer erkundeten wir diese Steinfiguren und die Landschaft rund um uns. Es war wirklich ein Erlebnis, obwohl wir beide noch nie auf einem Pferd gesessen sind und es hat uns echt gefallen. 





Tags drauf gings für uns wieder weiter Richtung Grenze Kolumbien – Ecuador. Über Mocoa Richtung Pasto gibt’s nur mehr einem Wege der zur Grenze führt und der hat es in sich! Wir wussten, dass es sich um eine steile Bergstraße handeln würde, aber was uns wirklich erwartete, davon hatten wir keinen blassen Schimmer. Der Name dieser Straße, den wir aber erst am Abend im Overlander lasen – el trampolin de la muerte! (Wens interessiert, im Internet gibt’s noch mehr Fotos).
Wir brauchten für die 120 km von Mocoa nach Pasto über 8 Std. Fast die ganze Strecke übelste Schlaglochpiste, Bachdurchfuhren, die Straße so eng, dass Schorsch`s Reifen auf der einen Seite grad so an der Felswand entlangschrammten und auf der anderen Seite noch eine Handbreite bis zum gähnenden Abgrund da war (selbstredend natürlich ohne Planken). An den Hängen, du bewegst dich hier permanent auf einer Höhe zwischen 2.000 und 3.250m, undurchdringlicher Dschungel, wir tauchten oben in die Wolken ein, kamen auf der anderen Bergseite im Sonnenschein wieder heraus. Bergauf – bergab. Den Gegenverkehr kann man nur in kleinen Ausbuchtungen passieren. Gefühlte Hunderte von gefahrenen Haarnadelkurven später kamen wir spät abends erledigt am Cocha See, kurz vor Pasto an.
Diese Straße war ein wirkliches Erlebnis und man muss echt froh sein, wenn man hier heil drüber kommt!







Ein wirklich schöner Schlusspunkt unserer Reise durch Kolumbien war noch die Besichtigung der wirklich sehr schönen Wallfahrtskirche „Santuaria de Las Lajas“, in der Nähe von Ipiales. Eine Kirche, die direkt an eine hohe Felswand angebaut wurde und in einer tiefen Schlucht, 45 m hoch über den wild rauschenden Guaitara steht. 


 
Wie geschrieben, dies war unsere letzte Station bevor es über die Grenze nach Ecuador geht. Kolumbien hat uns gut gefallen und es gäbe auf jeden Fall noch einiges mehr anzuschauen, wenn man denn Zeit hätte. Dieses Land hat auf jeden Fall eine gute touristische Zukunft vor sich, es hat unterschiedlichste Landschaften zu bieten, aber das mit Abstand größte Plus hier, sind die Kolumbianer selbst. Es sind so freundliche, hilfsbereite und offene Menschen und wir hatten hier nicht einmal das Gefühl uns irgendwie vor irgendwas fürchten zu müssen.

Jetzt geht’s auf zu neuen Ufern und wir freuen uns jetzt erstmal ganz narrisch auf unsere Christina, die uns am Anfang Dezember ein Stück des Weges begleiten wird. Schade, dass nicht alle unsere Lieben kommen können, gehen sie uns doch alle sehr ab.

So, das wars mal wieder, wir hoffen, Ihr seid alle gesund und wohlauf. Wir wünschen Euch einen geruhsamen und schönen Advent und genießt, nach Möglichkeit ein bisserl entspannt, die Vorweihnachtszeit!

Es grüßen Euch Eure
Conny und Peter

Mittwoch, 8. November 2017




Buenos Dias, Amigos!

Des hört sich doch schon mal gut an, oder? Lasst Euch aber davon auf keinen Fall täuschen, was unsere Spanischsprachkenntnisse betrifft (seufz, puh). Es geht wirklich zach,, obwohl ich jetzt zu unserer Verteidigung schon sagen muss, dass wir uns redlich bemühen. Jeden Tag – oder fast jeden- sitzen wir uns am Vormittag auf die Dachterrasse unseres zweiten Hotels hier in Cartagena und lernen!!!!!
Warum zweites Hotel und warum dies hier nur ein kurzer Zwischeneintrag wird, erzähle ich Euch nun.

Also, seit Baltimore haut eigentlich nix mehr richtig hin!
Es fing schon damit an, dass wir am vorletzten Tag vor unserer Abreise erfuhren, dass unser Weiterflug von Miami nach Cartagena gecancelt wurde. Sie haben sich entschieden, am Sonntag nicht zu fliegen! Okay, das bedeutete für uns zwei Tage Aufenthalt in der Stadt von Sonny Crocket und Ricardo Tubbs (falls sich jetzt jemand, der so alt ist, wie wir, an die zwei schnicken Typen noch erinnern kann), was wiederum bedeutete, dass wir doch ein Hotel dort buchen mussten.
Okay, wenn’s weiter nix ist.

Noch am gleichen Tag, nächste Mail von Seabrigde, das ist die Firma bei der wir die Verschiffung unseres Schorsch gebucht haben. Und jetzt blieb uns fast das Herz stehen, irgendwer hat da einen riesengroßen Fehler gemacht, wer, weiß kein Mensch – jedenfalls tuckert Schorsch zwar gerade Richtung Karibik, aber nein nicht nach Kolumbien, sondern nach Panama. Da kommt er am 14. Oktober an. Wäre jetzt ja nicht so schlimm, was aber blöd ist, dass das nächste Schiff, welches Cartagena/Kolumbien anläuft, erst Ende November dort ankommt.

So, das war jetzt definitiv ein Schlag unter die Gürtellinie. Zwar versprach uns Seabrigde alles in ihrer Machtstehende zu tun, aber versprechen können sie uns natürlich auch nix.
Was blieb uns anderes übrig, wir packten unsere Siebensachen und flogen mit 5-stündiger Verspätung, (sie mussten das Flugzeug erst richten, irgendein Teil hat den Geist aufgegeben!!!) los. Am Montag, kamen wir nun relativ frustriert hier in Cartagena an.

Allerdings hatten wir wenigstens mit unserer Unterkunft hier einen richtig guten Griff getan. Ein nettes, kleines, sehr authentisches Hotel, mit sehr netten und freundlichen Kolumbianern, die sich wirklich sehr bemühten. Es liegt eingekeilt zwischen Hochhäusern, Sandstrand und einer der Hauptstraßen, der Halbinsel Bocagrande. Diese Sandzunge, die sich südlich der Altstadt zwischen der geschützten Bahia de Cartagena und der offenen See ausstreckt, ist sozusagen der neue, moderne Stadtteil von Cartagena. Man könnte auch sagen Touristenhochburg, aufgrund der Glaspaläste, Hotels und bleistiftdünnen Wolkenkratzern. Aber wie schon gesagt, unser Hotel sticht hier ein bisschen heraus, es ist alles ein bisschen einfacher, Englisch spricht man zu unserem Leidwesen auch so gut wie gar nicht, aber ein schöner Pool unter riesigen Gummibäumen und Palmen, gleicht das wieder aus. Und wie gesagt, das Personal sehr nett! Eine Dame hatte uns sehr ins Herz geschlossen, von ihr wurden wir nach ein paar Tagen morgens immer mit Umarmung begrüßt. Wir hatten hier wirklich eine sehr schöne Zeit und falls jemand aus dem Hotel „Playa Club, Av. San Martin, Bocagrande“ dies lesen sollte. Vielen Dank für Euer liebes Geschenk, wir werden es in Ehren halten. – Muchos gracias for tu regalo de amor, nos honrarà en espera!



Wir stehen immer wieder mit Seabridge in Verbindung, inzwischen gibt es die Möglichkeit, dass doch am 21.10. ein Schiff namens „Sirius Leader“ unseren Schorsch dabeihätte. Das hebt unsere Stimmung enorm! Wir machen gleich am 19.10. einen Termin beim Spediteur aus, um die Formalitäten zu klären. Wir brauchen ja hier für jedes Land eine neue Kfz-Versicherung, die, welche wir in Nordamerika hatten, die geht hier nicht mehr. Überhaupt brauchen wir für Kolumbien, für Ecuador und für Peru jeweils eine Neue. Für die unteren Staaten können wir dann wieder eine Gesamtversicherung abschließen. Aber das nur am Rande.

Um in den Hafen zu dürfen, braucht Peter extra eine hier abgeschlossene Unfallversicherung! Wir fahren also zu Señor La Rota, geben das alles in Auftrag und bekommen für Montag nochmal einen Termin, damit alles unterschrieben wird und Peter tags darauf im Hafen unseren Schorsch abholen kann.

Montagmorgen erfuhren wir allerdings, dass unser Schorsch mitnichten hier in Cartagena angekommen ist sondern noch immer in Panama steht. Die Reederei hat kurzfristig Cartagena aus dem Fahrplan genommen. Er würde jetzt doch erst Ende November ankommen.
Señor La Rota war sehr bemüht uns in unserer Sprachlosigkeit etwas aufzumuntern und meinte es sei halt hier immer ein Abenteuer irgendetwas zu verschiffen. Die Fahrpläne stimmen nicht oder sind auch teilweise nicht vorhanden, Korruption und was weiß ich nicht noch alles. Aber irgendwann wird er schon kommen?!
Irgendwann – war für uns jetzt keine Variante mehr. Wir kamen nach dem Telefonat mit Seabridge zu der Entscheidung, dass falls die nächste aufgezeigte Möglichkeit auch nicht funktionieren sollte, wir hier an diesem Punkt unsere Reise abbrechen werden. Keinesfalls werden wir hier bis Ende November wartend, schwitzend und frustriert auf die eventuelle Ankunft unseres Schorschs im Nichtstun verbringen.
Dann wars das!  

Die Möglichkeit ist folgende und so wie es ausschaut haut das bis jetzt auch hin. Ende Oktober wurde unser LKW mit einer anderen Reederei wieder auf die Reise geschickt, ohne Schmarrn, er war vor einigen Tagen in Veracruz/Mexiko, dann in Altomiro, auch in Mexiko und anschließend über Kingston/Jamaika sollte er dann am 8.November endgültig hier in Cartagena ankommen. Ich glaubs jetzt erst, wenn ich ihn vor mir stehen seh.

Inzwischen haben wir unser Hotel gewechselt, sind nun mehr im Zentrum, in einem alten Stadtteil namens Getsemani. Noch authentischer und kleiner, eher sowas wie eine Pension. Aber wieder sehr nette und bemühte Leute. Das Haus hat in der Mitte einen Patio, der mit Pflanzen verwachsen ist, im ersten Stock verläuft ein Balkon von dem man ins Zimmer kommt und über eine kleine Wendeltreppe kommt man auf eine wunderschöne Dachterrasse, wo man abends sehr gemütlich über den Dächern von Cartagena sitzt und ein eingekühltes Bierchen zwitschern kann.

Und jetzt noch ein paar Zeilen zu Cartagena de Indias. Eine sehr alte, stolze und reiche Stadt, mit viel Geschichte. Sie ist die fünftgrößte Stadt Kolumbiens und wird auch „die Perle der Karibik“ genannt. Und spätestens, wenn du das erste Mal durch „El Centro“ des im kolonialspanischen Stils erbauten, charmanten Städtchens spazierst, weißt du warum sie so heißt. Hier sieht man weiße, gelbe und ockerfarbene Paläste mit Arkadengängen, üppig mit Bougainvilleas bewachsene Balkone, palmenbestandene Innengärten, Kirchen, Klöster, Museen, Restaurants und vieles mehr. Ein buntes Volk, Händler, die mit selbstgebauten Wägelchen ihre Waren jeglicher Art, laut schreiend anpreisen, die bunt gekleideten Frauen, die auf dem Kopf Körbe voll mit tropischen Früchten tragen, Touristen, Kutschen, Globetrotter und viele Einheimische, manche dösend, manche nervtötend jedem der vorbeikommt ihre „echten Rolex, Rye Ban Sonnenbrillen“ und was weiß ich nicht noch alles anbieten. Ein tobendes und wogendes Durcheinander. Dann gibt es natürlich auch noch die stilleren kleinen Gässchen, wo du so manches architektonische Kleinod, wie z.B. wunderschöne Türklopfer oder ganz fein ziselierte Schmiedearbeiten findest.

Diese Stadt hat eine lange Geschichte und die war beileibe nicht immer ruhmreich. Zu Reichtum kam diese Stadt nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Cartagena als einzige Stadt Südamerikas das Sklaveneinfuhrsrecht hatte. D.h. jeder afrikanische Sklave, betrat zum ersten Mal hier in Cartagena südamerikanischen Boden. Von hier wurden sie dann letztendlich über den ganzen Kontinent verkauft. Außerdem haben die Spanier hier, das den Indianern geraubte Gold, Silber und die Edelsteine, gelagert, bevor sie es nach Spanien versschifften. Dies brachte natürlich Reichtum und Ruhm, was wiederum Korsaren und Freibeuter anlockte. Auch ein Sir Francis Drake hat Cartagena überfallen.

Um dies zu unterbinden und sich zu schützen hat man in jahrhundertelanger Schufterei eine noch bestehende Stadtmauer und Festungsanlagen aus Korallenstöcken gebaut, die auch heute noch als Musterbeispiele spanischer Militärbaukunst gelten.

Also, alles in allem ein sehr lohnendes Ziel und Muss für jeden Kolumbien Reisenden.
Allerdings haben wir die Schöne nunmehr ausreichendst bestaunt und hoffen darauf, dass unsere Gebete erhört werden und wir bald wieder in unserem gemütlich brummenden, uns sehr ans Herz gewachsenen mobilen Heim durch die Gegend fahren können.

Was wir so lesen und in Reiseberichten erfahren, soll es ein sehr beeindruckendes und interessantes Weiterfahren werden.

So weit von uns, haltet uns die Daumen!

Wir schicken Euch viele tropisch-heiße Grüße

Eure Conny und Peter