Halloooo, wieder mal ein Lebenzeichen von der anderen Seite
des Atlantiks!
Schön, dass Ihr reinschaut und wir hoffen, bei Euch ist
alles paletti und Ihr seid alle gesund?!
Es wird Zeit, dass ich hier mal wieder was in die Tastatur
reinhämmere, damit Ihr auch wisst – uns gibt’s noch, gelle!
Wir haben inzwischen Kanada schon einige Zeit verlassen und
sind sozusagen schon mitten in den Staaten, in den Lower 48, wie sie hier
sagen. Es wurde ein gefühlt relativ langer Ritt in Kanada nach Süden. Zumindest
kam es uns länger vor, als beim Rauffahren. Aber wir können jetzt mit ein
bisschen Stolz behaupten, den kompletten Alaska-Highway, den Alcan mit seinen
stolzen 2.235 km gefahren zu sein. Von Dawson Creek bis nach Delta Junction.
Ein Irrsinnsweg und zum Schluss, wäre es dann bald unendlich geworden, obwohl
wir noch einige sehr schöne Landschaften und freilebende Bisons gesehen haben.
Ach ja, und dann wäre da noch die kleine Episode in Dawson
Creek zu erzählen. Als wir da ankamen, setze sich Peter in den Visistorcenter
und schickte unseren Blog 6 auf die Reise, den ich am Abend vorher geschrieben
hab, Peter pfriemelt dann noch immer die Bilder ein und schickt ihn dann weg.
Also hatte ich Zeit und beschloss kurzentschlossen nach so
langer Zeit könnte es nicht schaden, die Frisur ein bisschen aufzumöbeln (nach
einem Vierteljahr vielleicht nicht zu früh). Also ging ich in den nächstbesten
Barbershop in der Hauptstraße. Ich geh da rein und alle schauen mich an, als ob
ich vom anderen Stern komme. Ui;Ui – da stimmt was ned, denk ich mir noch und
da klärt mich die Dame auch schon auf, dass ein Barbershop nur der Friseur für
Männer sei!!!!!! Jaaaaaa….ähm, da hab ich wohl irgendwann im letzten Jahrhundert
in der Schule nicht so aufgepasst. Die Dame geht in den
Hairstylingsalon!!!????? Okay, mich kennt ja hier keiner, also auf die andere
Seite der Straße zu eben diesem.
Ja, ohne Termin – ganz schlecht! Ich habe ihr erklärt, dass
ich nur auf der Durchreise bin und dringend eines Haarschnittes bedürfe. Also,
wenn mir des nix ausmacht, dann könnte mir die Auszubildende die Haare
schneiden. Ich ned feig, passt! Lange Rede, kurzer Sinn, dabei kam ein
astreiner 1a Topfschnitt heraus. Mein Göttergatte meinte hernach beschwichtigend,
hm…. Naja hinten a bisserl kurz, aber sonst passts scho!!!!!!!!!
Ich habe halt abends selbst die Schere genommen und noch a
bisserl nachgebessert und meinem Peter bei Todesstrafe angedroht, dass er mich
die nächsten 14 Tage nicht fotografieren darf!!!!!
Leider machte uns dann unsere verbleibende Zeit in Kanada
das aus den Fugen geratene Buschfeuer einen ziemlichen Strich durch die
Rechnung. Was natürlich nichts bedeutet, im Vergleich zu dem, was jetzt da bei
den Kanadiern los ist und in Anbetracht dessen, dass viele Leute ihr gesamtes
Hab und Gut dadurch verlieren und auf der Flucht sind. Wir haben es mit eigenen
Augen gesehen, wie ganze Berghänge in lodernden Flammen stehen, der Rauch zieht
hunderte Kilometer weit. Furchtbar!
Und wenn man bedenkt, wie lange es braucht, bis sich die
Natur davon wieder erholt. Wir sind oft durch Gebiete gefahren, wo es vor 30
Jahren gebrannt hat. Das sieht man immer noch. Da ja hier auf den Flächen, die
nicht bewirtschaftet sind, alles Urwald ist, sieht man die verkohlten Stämme,
bis sie umfallen und verfaulen. Das ist Natur – aber es sieht halt lange
traurig und öde aus!
Wir haben Kanada dann über das Okanagan Valley, das wir
schon mal durchfahren haben, verlassen.
In Kanada waren wir jetzt ein gutes Vierteljahr und es wird
uns als wunderbare Reisedestination in Erinnerung bleiben. Es war eine Zeit
voller toller und atemberaubender Natur, dem Kennenlernen vieler freundlicher
und offener Leute, vielen Begegnungen mit wilden Tieren in ihrem angestammten
Refugium, traumhaften Übernachtungsplätzen, dem Befahren so manchmal unendlich
erscheinenden, einsamen Straßen, nichtsdestotrotz aber wunderschön und last but
not least diese Ruhe und Stille, die einem umgibt und die man in dieser
Intensität bei uns gar nicht mehr findet. Wenn du abends an einem ruhigen See
sitzt, umhüllt sie dich wie Watte und lässt dich tief in dich selbst reinhören.
Wir sind dann an einem kleinen Grenzübergang in die Staaten
gefahren und es war, wie vermutet, richtig chillig. Die üblichen Fragen, diesmal
nicht mal die Fingerabdrücke, dafür schaute eine freundliche Grenzbeamtin in
den Schorsch, machte die ein oder andere Türe auf und vor allem den
Kühlschrank. Dann fragte sie uns noch nach unserem Woher und Wohin. Wow – von
so was würde sie auch träumen, und das wars auch schon und wir waren drin im
Trumpland.
Wir sind bis jetzt durch den Staat Washington gefahren und
sind jetzt in Oregon. Zwei eher unbekannte Regionen, zumindest in Europa. Denn
wo fährt der Deutsche hin, wenn er nach Amerika fährt? Nach Kalifornien,
Florida und noch an die Ostküste (wie wir ja selbst ja auch). Aber diese Region
hier oben im linken Eck hat es allemal verdient, dass man es sich anschaut.
Über den North Cascade NP, der auch wieder wunderschöne
Ausblicke, mit den jetzt schon gewohnten, aber immer wieder schönen
türkisfarben leuchtenden Bergseen und schroffen Bergzinnen mit so Namen wie
„Liberty Bell“, fuhren wir nach Everett. Das sagt einem jetzt so wahrscheinlich
auf die Schnelle nix! Aber in Everett ist die Flugzeugfirma Boeing beheimatet.
Also mal ein bisschen Kontrastprogramm zur Nature!
In der größten Montagehalle der Welt (Grundfläche 40 ha!!)
mit riesigen Toren, werden die Flugzeugtypen Boeing 747, 767, 777, 787 gebaut.
Bei einer Führung konnten wir uns das tatsächlich in dieser Halle anschauen.
Das sind wiedermal Dimensionen, wenn du da einen Jumbo neben den anderen stehen
siehst. Emirates hat z.B. 100 Stück von einem sich noch in der Entwicklung
befindenden neuen Flugzeugtypen (ich glaub, ein neuer Dreamliner, aber nagelts
mich nicht fest) bestellt. Einer davon kostet die winzige Kleinigkeit von 400
MIO Dollar! Soviel zum Thema!
Der Tag war wirklich sehr interessant und mal so ganz was
anders.
Weiter gings zum Mount Rainier NP. Haben hier 3 sehr schöne
Wanderungen rund um den stolzen Mt. Rainier, der mit 4.392m doch sehr
beeindruckende Aus- und Anblicke bieten kann.
Die Bergwiesen sind um diese Zeit mit Frühlingsblumen, in
allen Farben und Schattierungen bedeckt und dann die schnee- und eisbedeckten
Gipfel dazu, das mutet auf alle Fälle schon kitschig schön an.
Der Mount Rainier steht, wie der Mount Helens, den wir im
Anschluss daran angeschaut haben, auf dem berühmt berüchtigten „Ring of Fire“.
Demzufolge sind das Vulkane und zwar „schlafende“.
Es wird noch fast jedem im Gedächtnis sein, wie der St.
Helens im Jahre 1980 ausgebrochen ist. Mein lieber Scholli, wenn du das heute
siehst, nach fast 40 Jahren, wie langsam sich die Natur von so was erholt. Man
kann die Ausmaße dieser Katastrophe auch jetzt noch ganz gut erkennen.
Am 18. März 1980, lässt eine Beule, die sich schon seit
längerer Zeit an der Bergseite gebildet hatte, den ganzen nördlichen Berghang
talabwärts rutschen, und im selben Moment explodiert der Vulkan förmlich. Man
hatte diese Entwicklung schon seit Monaten in beobachtet, aber dass es so dick
kommt, war dann doch unverhofft.
Das Ergebnis war schrecklich – 57 Menschen kamen ums Leben
(obwohl das Gebiet schon seit Wochen evakuiert war), 600 qkm Wald niedergemäht,
die Schlammlawinen reißen 27 Brücken, Häuser und 300 km Straßen weg. Der
geschmolzene Schnee und Eis fließen mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h bis
weit ins Land.
Einen tollen Ausblick hat man vom Johnston Ridge
Observatory, das in den Jahren nach dem Ausbruch gebaut worden ist. Benannt
wurde es nach eben diesem David Johnston, ein Vulkanologe, der damals genau von
dieser gegenüberliegenden Stelle den Vulkan beobachtete. Als er sah, wie der
Hang abrutschte war ihm offensichtlich klar, was kommen würde. Er konnte noch
die Worte „Vancouver, Vancouver das ist es““ durchfunken und das war das letzte
was man von ihm hörte. Er überlebte diese Katastrophe nicht.
Wir sind raufgefahren und haben uns die Filme angeschaut.
Wenn du ihm im Abstand von 10 Meilen, da oben so gegenüberstehst und die
Szenerie betrachtest, bleibt dir nur, einen Heidenrespekt zu haben und froh zu
sein, dass wir zuhause so was nicht haben!!!!!
Inzwischen fahren wir die Küste Oregons entlang und waren
gestern auf einen Abstecher in Portland. Allerdings haben wir heute beide
festgestellt, direkt froh zu sein aus diesem lauten und hektischen
Großstadtverkehr und -betrieb wieder raus zu sein. Wobei man schon feststellen
muss, dass es hier an der Küste für uns auch täglich schwieriger wird ein
Plätzchen zu finden zum Übernachten. Da die Amerikaner momentan auch Ferien
haben, ist alles belegt und da es hier eine reine Urlaubgegend ist, kannst dich
auch nicht einfach irgendwo hinstellen. Jede Waldeinfahrt, jeder Parkplatz und
Strand sowieso ist abgesperrt. Die wissen genau, wo sich die Pappenheimer
hinstellen würden!!!!
So, das waren wiedermal ein paar Zeilen und Bilder von uns,
damit ihr uns nicht vergesst – nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn!“
Wir wünschen Euch noch einen schönen Sommer und machts es
gut,
das wünschen Euch
Conny und Peter