Montag, 29. Januar 2018



Ciao, alle miteinander!

Ich schon wieder, mit dem nächsten Reisebericht. Das liegt zum einen daran, dass wir Probleme hatten den vorigen Bericht wegen des grottenschlechten Internets wegzuschicken, zum anderen, dass wir eigentlich nur eine kurze Zeit in Bolivien waren. 

Bolivien ist ja eines der kleineren Länder hier in Südamerika, aber mit Sicherheit auch eines der ärmsten. Man kann sich nicht vorstellen unter was für Bedingungen dieses Volk, besonders die Indigena, die den größten Anteil der bolivianischen Bevölkerung darstellen, heute noch leben oder besser gesagt hausen. Ganz sicher geht da auch heute noch nicht jedes Kind zur Schule, obwohl, wie uns unser Guide in La Paz erzählte, es durchaus eine Schulpflicht gäbe. Aber wenn man mal die Entfernungen, die Einsamkeit, die Straßen (die außer der Panamericana fast alles Pisten sind) des Altiplano gesehen hat, dann ist das mehr als verständlich. Die wenigsten Familien besitzen ein Auto. Die Kinder versehen Hirtenarbeit oder aber helfen bei der Feldarbeit mit.

Wenn man an den Behausungen vorbeifährt, ist es nicht immer ersichtlich, was Hütte oder was Stall ist. Gestampfter Boden innen, Fenster wegen der Kälte mit Holz verschlagen, Wäsche wird oftmals im Bach oder in der Straßenablaufrinne gewaschen.
Bolivien ist eigentlich sehr reich an Bodenschätzen, aber wie es so ist, hilft das nur, die Reichen reicher zu machen. Das normale Volk hat nur ganz sporadisch einen Lichtblick am Ende des Tunnels zu erwarten. Man kennt das ja!!!!!!!!

Aber jetzt wieder zurück zu unserer Reiseroute. Wir haben die peruanische/bolivianische Grenze im Süden des Titicacasees an einem ganz kleinen Grenzübergang passiert. Wir wissen inzwischen aus Erfahrung, dass es an den kleinen Übergängen immer wesentlich entspannter zugeht. Auch hier hatten wir in null komma nix unsere sämtlichen Stempel (5 oder 6) und konnten innerhalb einer Stunde weiterfahren. Nach Copacobana (kommt Euch bekannt vor, gelle!). Tatsächlich hab ich irgendwo gelesen, dass diese Ortschaft der Namensgeber des berühmten Strandes auf der anderen Seite des Kontinents ist.
Ein kleines beschauliches Nest, ein Wallfahrtsort mit relaxter Backpacker Atmosphäre. Von denen gibt es dann auch genügend, in allen Stadien des reisebedingten Verfalls (Smily). Das meine ich jetzt nicht böse, aber es ist nun mal so (und das kann man durchaus auch an sich selbst feststellen), dass man irgendwie einfach immer verlotterter ausschaut. Das geht ganz automatisch!!!!!
Wir stellten uns hier auf einen Parkplatz vor einem Hotel, direkt am Ufer des Titicacasees und blieben 2 Tage. Weiter gings quer durch diese eigentliche Halbinsel, aufgrund der Höhenlage aber ziemlich öden Landschaft. Ein kleines Highlight war das Übersetzen an einem schmalen Seitenarm des Titicacasees.

Hier gibt es keine Fähren im üblichen Sinne, sondern Holzboote, die ganz sporadisch Bretter über die offenen Schiffsrippen liegen haben, die der Schiffer dann einfach da hinschiebt, wo er sie braucht.
Meine erste Reaktion war, okay hier können wir wieder umdrehen – den ganzen Weg, einschließlich Grenze zurück und irgendeine andere Straße nehmen. Aber kein Problem, wir wurden rauf gewunken und los gings! Ich hab sicherheitshalber mal sämtliche wichtige Sachen in den Rucksack gestopft, um im Falle des Absaufens wenigstens das Wichtigste gerettet zu haben. Aber nein, wir kamen gut am jenseitigen Ufer mit Schorsch an, wenngleich es, wie ihr auf dem Bild ersehen könnt, schon höchst fragwürdig ausgesehen hat. Peter musste dann nur noch rückwärts über die losen Bretter wieder aus dem Kahn rausbalancieren. 




Unsere nächste Station war dann La Paz. Nein, nicht die Hauptstadt des Landes, wie ich irrtümlich angenommen hatte, sondern nur der Regierungssitz. Die Kapitale ist Sucre! In La Paz gibt es einen Campingstellplatz und der ist wohlbekannt bei Globetrottern, das Hotel Oberland im Süden der Stadt. Es wird von einem ausgewanderten Schweizer betrieben, ist sauber und hat ein sehr gutes Restaurant. Außerdem bietet es dem entwöhnten Overlander mal wieder angenehme warme Duschen, eine Wäscheservice und Wasser zum Auffüllen der Tanks. Es liegt direkt neben den Valle de Luna – wie der Name schon sagt, eine Mondlandschaft. Diese seltsamen Formationen entstanden über Jahrtausende durch Erosionen, der ganze Kessel, in dem La Paz liegt, ist von der erodierten Landschaft und den Abbruchkanten geprägt. Diese Stadt ist nebenbei noch die höchstgelegenste Großstadt der Welt; tiefster Punkt 3.100 m, höchster knapp 4.100 m.

Um diese Höhenunterschiede zu meistern, besteigst du Seilbahnen (von Österreichern gebaut), die im Grunde den städtischen Nahverkehr darstellt. Es gibt verschiedenfarbige Linien, und um jetzt von ganz unten (Stadtteil Mallasa) nach ganz oben zu kommen (El Alto) steigst du 3 x um. Wenn du oben aussteigst, bist du überrascht über den deutlichen Temperaturunterschied.  




Wir schauten uns die Stadt mit Gert, einem Deutschen an, der auch schon lange in der Stadt wohnt und uns von anderen Reisenden empfohlen wurde. Und wir hatten wirklich einen sehr informativen und interessanten Tag, wie geschrieben, wir schwebten mit den Seilbahnen über die 2 Mill. Stadt, schauten von diversen Miradoren, die sich aus dem Talkessel an den steilen Berghängen hinaufziehenden Häuser, Bretterbuden und sonstigen Gebäuden an. Kamen zum etwas unheimlichen Schamanen- und noch unheimlicheren Hexenmarkt. Aßen mittags die zu einem La Pazbesuch dazugehörenden Santinas (gefüllte Teigtaschen), genossen einen vorzüglichen Kaffee in einem Buchladen und fuhren abends mit einem Collectivo wieder zurück. Was uns leider verwehrt war, ist die Aussicht auf die, die Stadt umgebenden hohen Berge, der inzwischen abgeschmolzene Gletscher Chacaltaya, seinerzeit das höchste Skigebiet der Erde, oder den Huayna Potosi, Mururata und Illimani. Die bei schönen Wetter, mit ihren schneeverzierten Gipfeln natürlich einen wunderschönen Kontrast zum rostroten Grundton der Stadt geben. Ist halt jetzt Regenzeit!
Alles in allem hat uns diese Stadt wirklich sehr gut gefallen. 




Die Straße von La Paz führte uns fast 1.000 km über Oruru zum nächsten touristischen „Muss“ eines Bolivienreisenden - dem Salar de Uyuni. Jeder, der sich schon mal eine Reisedokumentation über Südamerika im TV angesehen hat, hat dieses Bild vor seinem inneren Auge. Diese riesige Salzpfanne (Salar) ist etwa 160 km lang und 135 km breit, die Salzkruste differiert zwischen 2 und 7 m. Damit ist der Salar die größte Salzfläche der Erde. Die Einheimischen nennen ihn „weißes Meer“.
Man kann dieses weiße Meer normalerweise auch mit eigenem Fahrzeug befahren, was wir aber nicht machten, da zum einen ja jetzt Regenzeit ist, was bedeutet, dass der Salar in großen Teilen überflutet ist, zum anderen man natürlich seinem Fahrzeug nichts Gutes tut, durch dieses hochaggressive Salzwasser zu fahren. Man muss die schon reichlich vorhandenen Rostvorkommen nicht auch noch fördern! 





Also, buchten wir eine Tagesrundtour auf den Salar, bei einem der zahlreich vorhandenen Agenturen.
Der Typ versicherte uns eine Tour mit höchstens 6 Leuten, einem englischsprechenden Guide, die Rundtour einschließlich eines Sonnenuntergangs auf dem Salar. Super!
Am nächsten Tag, wir waren pünktlich da, fuhr ein Jeep nach dem anderen weg – nur unser Jeep einschließlich Guide glänzte durch Abwesenheit (hat sich wohl verfahren). Na gut, man ist ja relaxt – warten wir halt noch ein bisschen. Er kam dann auch irgendwann, aber als er schon ausstieg, war uns schon klar, der spricht sicherlich kein Englisch! Was er dann auch zugab, als ich ihn fragte. PRIML! Unser Lichtblick war, zwei von den Mitreisenden, ein Professor aus Buenos Aires und sein Sohn konnten ein bisschen Englisch. 

Also, quetschten wir uns zu siebt in den, schon durch sehr viele Fahrten über den Salar mitgenommenen Jeep. Als erstes gings auf den Eisenbahnfriedhof, wir wussten davon schon, steht er doch auch im Reiseführer und bei der Tour wars auch erwähnt. Aber als wir da hinkamen, hätt ich fast einen Lachanfall bekommen! Das war der Witz des Tages – irgendwo im Wüstennirwana ein Schrotthaufen von alten vor sich hinrostenden Lokomotivengerippe. Einfach neben den Gleisen hingestellt, rosten sie seit dem Aufkommen der Diesellok vor sich hin. Da das ja unser erster Höhepunkt des Tages war, meinte unser Fahrer wir hätten eine halbe Stunde Zeit uns geistig oder sonst irgendwie mit dem edlen Rost auseinander zu setzen. Meine Stimmung fiel etwas ab!!!!!!!
Nach Ablauf dieser ¾ Stunde gings endlich weiter, bis - ja- was kam dann, das Auto soff mitten auf der Strecke ab. Okay, nach mehrmaligen Orgeln ließ er sich doch überreden und weiter gings.
Allerdings das nächste Problem stellte sich kurz danach auf der eigentlich schönen Asphaltstrecke zum Salar raus. Ab einer gewissen Geschwindigkeit schaukelte sich irgendwas an der Lenkung dermaßen auf, dass die Lenkung nicht mehr funktionierte. Ließ sich aber auch durch flottes Herunterbremsen beilegen. Null Problemo! Mein Text, den ich Peter zusäuselte, war der Überlegung geschuldet, dass wir eventuell doch wärmere Sachen hätten mitnehmen sollen, angesichts der Tatsache, dass eine Übernachtung auf dem See inzwischen durchaus zum Worstcase Szenario gehören könnte.!!!!!!

Okay, aber wozu sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen. Also gings weiter im Schneckentempo und wir kamen tatsächlich auch an auf dem Salar, schauten uns die Salzhotels aus der Ferne an, blieben bei der Einfahrt auf die Salzfläche im Wasser stehen, weil der Motor wieder den Geist aufgab und durften, nach erfolgreichem Start auf dem trockenen Salar aussteigen, um die ersten Fotos zu schießen. Es ist schon beeindruckend, auf dieser gleißend weißen mit wabenähnlichen geformten Salzausblühungen geschmückten, sich bis zum Horizont erstreckenden Salzfläche, zu stehen. Die im Übrigen, dem Land eine riesige Geldquelle bescheren könnte. Dieser Reichtum ist noch unausgebeutet und wird auf ca. 9 Mio. Tonnen geschätzt, das wären 75 % des derzeit bekannten Weltvorkommens!!!! Wir sprechen hier von einem ganz begehrten Rohstoff und zwar von Lithium.
So, wir fuhren nun den ganzen Tag ein bisschen hier hin und dort hin auf dem Salar, bekamen ein einfaches Mittagessen, von unserem Guide mitgebracht. Aufgrund des Aussehens dieser Fleischfetzen beschränkte ich mich je auf einen Schöpfer Reis und geschnipselten Gemüses, immerhin mit Majo vermischt. Nachspeise Banane. 

Da aus dem Sonnenuntergang, wegen was auch immer, die Erklärungen des Guides überforderten unsere, zugeben sehr bescheidenen Spanischkenntnisse bei weitem, auch nix wurde, kamen wir nach mehrmaligen Aufschaukeln und einem Reifenwechsel wieder gut in Uyuni an. Ich war ja durchaus gewillt, noch ein bisschen Rabatz bei der Agentur zu machen, aber vorausschauenderweise hatten die bei unserer Ankunft geschlossen. Aber was soll man sich aufregen, wir hatten trotzdem einen interessanten, wenn auch nicht unbedingt informativen Tag. Und auf diesem weltbekannten Salar de Uyuni zu stehen hat auf jeden Fall was. 





Tags drauf gings für uns über eine landschaftlich wunderschöne Strecke ganz in den Süden Boliviens, wüstenähnlich mit Kakteen, bis in ein fruchtbares Tal, das wiederum von farbigen Sandsteinbergen geprägt ist. Hier in diesem Tal gibt’s ein schönes Städtchen namens Tupiza. Das werden wir auch so schnell nicht vergessen, hatten wir doch hier ein Erlebnis der besonderen Art. Als wir dort ankamen, ging gerade ein Wolkenbruch nieder. Die Straßen überschwemmt, da ja hier bis auf die Hauptstraßen nirgends geteert ist, hast du dabei das Gefühl mit dem Schlamm mitzuschwimmen. Unser Zielpunkt war ein Hostel, natürlich mitten in der Stadt, was immer sehr bedenklich ist, aufgrund der sehr engen Gässchen und der doch beeindruckenden Größe unseres Schorschs und der damit einhergehenden Stopselmöglichkeit!!!! Aber es ging gut bis zum Hotel, da gings dann los, es stellte sich heraus, dass ich nur die Hälfte der Beschreibung in der Overlander-App gelesen habe. Das Tor war ohne Wenn und Aber zu klein für Schorsch. Also, wir brauchen einen anderen Stellplatz. Okay, am Bahnhof hats einen Parkplatz, da kann man sich auch hinstellen. Ein paar Meter weiter, passierte was, auf das ich eigentlich schon längst wartete. Wir fädelten in eine tiefdurchhängende Stromleitung ein. Bei strömenden Regen kraxelte ich aufs Dach, um die Leitung aus dem Auspuffdeckel zu pfriemeln, aber beim langsamen Weiterfahren sahen wir, dass wir wohl noch wo hängen, die Leitung spannte sich und peng riss sie ab. Na, bombig! Wir hingen immer noch daran und ich konnte sie hinten nicht runterziehen. Also ich wieder aufs Dach (wohlgemerkt es goss immer noch was runterging!) und sah, dass sich diese blöde Leitung hinten in der Photovoltaikanlage eingezwickt hatte. Jetzt musste Peter ran, ich bin halt für solche Aktionen einfach immer zu klein. Peter klemmte sich durch das Dachfenster in der Nasszelle und befreite uns.
Somit konnte man das Kabel runterziehen und wir legten es schön zusammengerollt neben dem Trottoir ab.
Jetzt was sollten wir machen – einfach weiterfahren? Inzwischen hatte sich natürlich ein Stau hinter uns gebildet und es wurde gehupt was das Zeug hielt. Aber nachdem uns alle klarmachten, dass wir das so liegen lassen können und das schon in Ordnung sei, fuhren wir weiter. 

Alles halb so schlimm, irgendwer räumts irgendwann schon auf – so funktioniert das hier!
Wir gönnten uns an diesem Abend noch ein schönes Abendessen, feierten wir doch mal wieder im Ausland einen unserer Hochzeitstage und sind am anderen Tag in Villazon ohne Probleme nach Argentinien eingereist. 

Es hätte natürlich noch die Lagunenroute gegeben, aber wie ihr ja wisst, geht unsere Zeit hier auf diesem Kontinent dem Ende entgegen. Die Verschiffung und unsere Heimflüge sind gebucht und somit die Deadline gesetzt. Wir haben noch einige tausend Kilometer zu meistern und drum muss man halt auch mal das ein oder andere auslassen. 

Das wars wiedermal. Haltet die Ohren steif, da drüben im guten alten Europa. Lasst es nicht zu sehr krachen im Fasching und vor allem sorgt dafür, dass der Winter vorüber ist, bis wir kommen, gell!


In diesem Sinne
Helau, Alaaf oder was auch immer
Eure Conny und Peter

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