Montag, 19. Februar 2018



Servus, 

an Euch alle daheim im kalten Deutschland! Jetzt lebt sich der Winter scheints doch noch ein bisserl aus. Habt Ihr den Fasching alle schadlos überstanden? 

Wir sind inzwischen wirklich im südamerikanischen Sommer und manches Mal auch in der sehr feuchten Regenzeit angekommen. Mit dem Grenzübergang Bolivien/Argentinien und den beiden dazugehörenden Städten Villazon/La Quiaca hat man im Grunde auch das Ende des Altiplano erreicht. Von hier geht es kontinuierlich bergab, und zwar fährt man die sogenannte Quebrada de Humahuaca hinab. Dies ist eine Schlucht, die an Farbenpracht nicht zu überbieten ist und die eben von der Grenze in einer Höhe von 3.500m beginnt und sich bis nach Jujuy zieht und dort bei 1.552m endet. Falls die Sonneneinstrahlung passt, reicht die Farbpalette des Gesteins von rot, schwarz, grün bis violett. Auch ist diese Schlucht an beiden Seiten des durchfließenden Baches sehr fruchtbar, deshalb geht’s den Bauern den Umständen entsprechend gut. 
 

Außerdem ist der Unterschied zwischen Argentinien und Bolivien augenscheinlich, sobald man über die Grenze ist, gibt es in den Läden wieder ein ausreichendes Sortiment zu kaufen und man sieht es auch den Leuten an, dass es ihnen bessergeht. Desgleichen mit den Ortschaften und Häusern, hier gibt’s wieder Farbe, gepflegte Gartenanlagen. 

Für uns geht’s direttissimo in die Stadt Salta. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz hat auch den stolzen Beinamen „La Linda“ (die Schöne). Was man wirklich nur unterschreiben kann, wenn man sich das Centro angeschaut hat. Beginnend mit der großen, schattigen Plaza die komplett von den Arkaden der umgebenden Häuser eingerahmt ist, an der Nordseite steht eine im Zuckerbäckerstil gebaute Kathedrale, rosa-beige gestrichen und innen ist das dreischiffige Gotteshaus wunderbar verziert. Es gibt überall nette Cafés, kleine Geschäfte und mehrere Fußgängerzonen. Auch uns hat diese Stadt sehr gut gefallen, hat sie doch sowas wie Flair, was man von den Städten in Peru und Bolivien so nicht sagen kann.
Außerdem für uns praktisch, einen Campingplatz ziemlich zentral gelegen, so dass wir zu Fuß in die Stadt gehen konnten.  




Von hier aus machten wir uns 2 Tage später auf, um die Rundtour Salta – Cachi- Cafayate – Salta zu fahren. Zuerst gings durch ein reines Tabakanbaugebiet mit riesigen Feldern. Die meisten Leute leben hier von Landwirtschaft und man sieht auch noch echte Gauchos, die auf ihren Pferden entlang der Felder reiten. 



Apropos „Gaucho“ – das ist jetzt nix besonderes, wie ich immer dachte. Im Grunde sind’s heute eigentlich nur Knechte der reichen Estancieros. Früher waren sie unabhängig, Nachfahren von Weißen und Ureinwohnern, sie streiften umher, lebten mit den Indianern zusammen, kleideten sich mit Silbergürtel und Silbersporen, waren schlecht ausgebildet und ignorierten im Allgemeinen die Eigentumsbegriffe. Sie nahmen sich das was sie brauchten, um zu überleben.
Aber das nur nebenbei, weil ich es ganz interessant fand.
Auf unserer Fahrt wand sich die Straße ein weiteres Mal unendliche Kehren bis auf 3.348 m zum Pass Piedra de Molino rauf. Da oben steht eine nette Kapelle, die dem hl. Raphael geweiht ist und die Einheimischen legen meistens Cocablätter oder eine frisch angezündete Zigarette auf den Altar. Wir haben ihm ein Kerzchen gespendet. 





Danach geht’s abwärts, durch den Nationalpark Los Cardones. Wir haben mal vor vielen Jahren einen Reisebericht im Fernsehen über diesen NP gesehen und jetzt waren wir doch tatsächlich da. Die Besonderheit dieses Parks sind Kandelaber-Kakteen. Zu Abertausenden wachsen sie hier auf dieser Hochebene, teilweise werden sie bis zu 10 m hoch und wie Arme strecken sie ihre Äste in die Lüfte. Wenn sie mal blühen, was sehr selten vorkommt, haben sie wunderschöne Blüten. 


 Da fällt mir doch eine kleine Scherzfrage am Rande ein:
Wie heißt die Mehrzahl? Atlas – Atlanten / Kaktus -? Kaktanten? (Smily)

Von dort kamen wir abends in Cachi an, auch ein nettes kleines Städtchen im Kolonialstil. Mit schattigem Gemeindecampplatz, auch einer schön angelegten Plaza mit kleinen Geschäften und Lokalen. Etwas Besonderes gibt’s hier noch: und zwar kommt hier die längste Straße der Welt durch – die Cuarenta, die Ruta 40. Die wäre es mal allein schon wert nach Argentinien zu kommen und sie von Anfang bis zum Ende zu befahren.
Die RN 40 in Zahlen, nur damit Ihr mal eine ungefähre Vorstellung der hiesigen Entfernungen bekommt:
Länge 5.144 km. Von Meereshöhe null steigt sie auf 4.895 m Höhe an, sie führt über 236 Brücken, kreuzt 18 der wichtigsten Flüsse, lässt 27 Pässe über die Anden links liegen und sie kommt durch 60 Orte und Städte. Sie durchmisst Argentinien von der Atlantikküste im Südosten entlang den Andenkordilleren im Westen bis rauf ins Hochland nach Norden.
Sie würde bei uns von Portugal bis zum Ural führen, immer dieselbe Straße. Das muss man sich mal vorstellen! 



Wir fahren sie dann ein kleines Stückchen, eben von Cachi nach Süden bis nach Cafayate. Sie befindet sich in einem ziemlich desolaten Zustand, was für uns im Klartext mal wieder einen Tag Welllblechpiste bedeutet. Aber die Gegend durch die wir dabei kommen ist es allemal wert.
Cafayate, zwischen großen Weingärten gelegen, stellt sich als nettes Kleinstädtchen heraus, in dem man am Abend den ein oder anderen guten Tropfen, in den zahlreich vorhandenen Bodegas geniessen kann. Der hiesige Rebensaft, ein hochklassiger Torrontes-Wein, wird sogar nach Europa geliefert.
Tags drauf beendeten wir den Loop mit der Durchfahrt einer weiteren farbig spektakulären Schlucht und kamen am Spätnachmittag wieder in Salta an.





Nun kann ich es kurz machen, denn der nächste Teilabschnitt war eigentlich nur Kilometerdreschen um von Punkt A nach Punkt B zu kommen. 600 km fast gerade durch die Pampa – leicht ätzend!
 Die Höhepunkte sind schnell genannt, zum einen der Rio Parana und der Rio Uruguay. Beide entstehen in Brasilien, beides Grenzflüsse (Parana – Paraguay/Argentinien, Rio Uruguay – Brasilien/Argentinien), beide münden in den Rio del la Plata, der Rio Uruguay mit einer Breite von 10 km!. Wir hatten an den Ufern beider Flüsse sehr schöne Übernachtungsplätze gefunden.




Waren wir die vielen Hundert Kilometer, seit wir die Andenausläufer hinter uns ließen, durch die Pampa, was soviel wie „baumlose Ebene“ bedeutet, gefahren, gings nun in die kleine, im nordöstlichsten Eck Argentiniens gelegene Provinz, Misiones. Hier wurde es wieder leicht hügelig und urwaldmäßig. Der absolute Höhepunkt und gleichzeitig auch unser Endpunkt hier in Argentinien sind natürlich die weltbekannten Iguazu Wasserfälle. Wir haben sie zwar schon mal gesehen, bei unserem ersten Besuch unserer Freunde Sonja und Valmor, aber wir wollten sie uns nochmal ansehen.

Diese Urgewalten, die sich da hinabstürzen, die tobend und gischtend, sprudelnd und rauschend, diese Kaskaden in feine Nebel einhüllend und zum Leben erwecken, gehören ganz sicher zu einem der schönsten Naturwunder auf dieser unserer Erde. 






Die Fakten dazu: in einer Gesamtbreite von etwa 2.700 m stürzen die Wassermassen des Iguazuflusses – durchschnittlich 1.700 cbm in der Sekunde, in Spitzenzeiten bis zu 7.000 cbm – in ca. 275 Einzelfällen hinab. Dabei fallen sie zwischen 57 und 72 m, allerdings in 2 Stufen. Aber diese Zahlen sagen einem nicht wirklich was, man muss es gesehen haben. Der Höhepunkt ist mit Sicherheit die Garganta del Diablo (Teufelsschlund). Das vorher noch ruhig dahinströmende Wasser stürzt in einen tobenden, an drei Seiten geschlossenen Kessel, der Wind treibt die Gischt hoch, ein infernalisches Getöse dröhnt aus der Schlucht bis rauf an den Steg, der bis an die Kante reicht. In null komma nix ist man pitschnass. Da wir ja hier momentan Regenzeit haben und es erst gestern Abend geschüttet hat, was runterging, ist der Wasserstand natürlich ergiebig und das Schauspiel noch beeindruckender.  Der Nationalpark ist sehr gut für den touristischen Andrang hergerichtet und man kann schöne Rundwanderwege mit unzähligen Aussichtspunkten, die immer wieder eine andere Sicht auf die Fälle freigeben, abwandern. Man geht hier durch „echten“ Urwald, was sich zum einem am sehr schweißtreibenden schwülen Klima festmachen lässt, zum anderen an den Tieren. Man sieht wunderbar bunte Schmetterlinge, teilweise handgroß, angeblich soll es hier auch Jaguare und Pumas geben, aber was wir gesehen haben, ein Krokodil – tatsächlich und echt! Und Vögel, leider haben wir auch keinen Tucan oder Affen gesehen. 


Man kann die Cataratas sowohl von der argentinischen Seite, als auch von der brasilianischen Seite aus bewundern. Wir habens diesmal bei der Argentinischen belassen, die auch den größeren Anteil zu bieten hat. 

Nach diesem sehr beeindruckendem Erlebnis, das es wirklich nochmal wert war, hieß es für uns den nächsten Grenzübertritt anzugehen, unserem vorletzten auf dieser Reise. 

Argentinien hätte jedenfalls noch ein Menge zu bieten, besonders im Süden, es ist ein von unendlichen Weiten und Entfernungen geprägtes Land, es hat eine bis in die jüngste Vergangenheit reichende brutale Geschichte. Nichtsdestotrotz sind die Leute sehr freundlich und offen. Wir haben leider nicht allzu viel sehen können, aufgrund unserer restlich verbleibenden Zeit, aber dies Bisschen hat uns sehr gut gefallen. 

Somit mache ich für heute Schluss, und wünsche Euch allen nur das Beste, lasst es Euch gutgehen

Bis zum nächsten Bericht Eure Conny und Peter

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