Servus,
an Euch alle daheim im kalten Deutschland! Jetzt lebt sich
der Winter scheints doch noch ein bisserl aus. Habt Ihr den Fasching alle
schadlos überstanden?
Wir sind inzwischen wirklich im südamerikanischen Sommer und
manches Mal auch in der sehr feuchten Regenzeit angekommen. Mit dem
Grenzübergang Bolivien/Argentinien und den beiden dazugehörenden Städten
Villazon/La Quiaca hat man im Grunde auch das Ende des Altiplano erreicht. Von
hier geht es kontinuierlich bergab, und zwar fährt man die sogenannte Quebrada
de Humahuaca hinab. Dies ist eine Schlucht, die an Farbenpracht nicht zu
überbieten ist und die eben von der Grenze in einer Höhe von 3.500m beginnt und
sich bis nach Jujuy zieht und dort bei 1.552m endet. Falls die Sonneneinstrahlung
passt, reicht die Farbpalette des Gesteins von rot, schwarz, grün bis violett.
Auch ist diese Schlucht an beiden Seiten des durchfließenden Baches sehr
fruchtbar, deshalb geht’s den Bauern den Umständen entsprechend gut.
Außerdem ist der Unterschied zwischen Argentinien und
Bolivien augenscheinlich, sobald man über die Grenze ist, gibt es in den Läden
wieder ein ausreichendes Sortiment zu kaufen und man sieht es auch den Leuten
an, dass es ihnen bessergeht. Desgleichen mit den Ortschaften und Häusern, hier
gibt’s wieder Farbe, gepflegte Gartenanlagen.
Für uns geht’s direttissimo in die Stadt Salta. Die
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz hat auch den stolzen Beinamen „La Linda“
(die Schöne). Was man wirklich nur unterschreiben kann, wenn man sich das
Centro angeschaut hat. Beginnend mit der großen, schattigen Plaza die komplett
von den Arkaden der umgebenden Häuser eingerahmt ist, an der Nordseite steht
eine im Zuckerbäckerstil gebaute Kathedrale, rosa-beige gestrichen und innen
ist das dreischiffige Gotteshaus wunderbar verziert. Es gibt überall nette Cafés,
kleine Geschäfte und mehrere Fußgängerzonen. Auch uns hat diese Stadt sehr gut
gefallen, hat sie doch sowas wie Flair, was man von den Städten in Peru und
Bolivien so nicht sagen kann.
Außerdem für uns praktisch, einen Campingplatz ziemlich
zentral gelegen, so dass wir zu Fuß in die Stadt gehen konnten.
Von hier aus machten wir uns 2 Tage später auf, um die
Rundtour Salta – Cachi- Cafayate – Salta zu fahren. Zuerst gings durch ein
reines Tabakanbaugebiet mit riesigen Feldern. Die meisten Leute leben hier von
Landwirtschaft und man sieht auch noch echte Gauchos, die auf ihren Pferden
entlang der Felder reiten.
Apropos „Gaucho“ – das ist jetzt nix besonderes, wie ich
immer dachte. Im Grunde sind’s heute eigentlich nur Knechte der reichen
Estancieros. Früher waren sie unabhängig, Nachfahren von Weißen und Ureinwohnern,
sie streiften umher, lebten mit den Indianern zusammen, kleideten sich mit
Silbergürtel und Silbersporen, waren schlecht ausgebildet und ignorierten im Allgemeinen
die Eigentumsbegriffe. Sie nahmen sich das was sie brauchten, um zu überleben.
Aber das nur nebenbei, weil ich es ganz interessant fand.
Auf unserer Fahrt wand sich die Straße ein weiteres Mal
unendliche Kehren bis auf 3.348 m zum Pass Piedra de Molino rauf. Da oben steht
eine nette Kapelle, die dem hl. Raphael geweiht ist und die Einheimischen legen
meistens Cocablätter oder eine frisch angezündete Zigarette auf den Altar. Wir
haben ihm ein Kerzchen gespendet.
Danach geht’s abwärts, durch den Nationalpark Los Cardones.
Wir haben mal vor vielen Jahren einen Reisebericht im Fernsehen über diesen NP
gesehen und jetzt waren wir doch tatsächlich da. Die Besonderheit dieses Parks
sind Kandelaber-Kakteen. Zu Abertausenden wachsen sie hier auf dieser
Hochebene, teilweise werden sie bis zu 10 m hoch und wie Arme strecken sie ihre
Äste in die Lüfte. Wenn sie mal blühen, was sehr selten vorkommt, haben sie
wunderschöne Blüten.
Da fällt mir doch eine kleine Scherzfrage am Rande ein:
Wie heißt die Mehrzahl? Atlas – Atlanten / Kaktus -?
Kaktanten? (Smily)
Von dort kamen wir abends in Cachi an, auch ein nettes
kleines Städtchen im Kolonialstil. Mit schattigem Gemeindecampplatz, auch einer
schön angelegten Plaza mit kleinen Geschäften und Lokalen. Etwas Besonderes
gibt’s hier noch: und zwar kommt hier die längste Straße der Welt durch – die
Cuarenta, die Ruta 40. Die wäre es mal allein schon wert nach Argentinien zu
kommen und sie von Anfang bis zum Ende zu befahren.
Die RN 40 in Zahlen, nur damit Ihr mal eine ungefähre
Vorstellung der hiesigen Entfernungen bekommt:
Länge 5.144 km. Von Meereshöhe null steigt sie auf 4.895 m
Höhe an, sie führt über 236 Brücken, kreuzt 18 der wichtigsten Flüsse, lässt 27
Pässe über die Anden links liegen und sie kommt durch 60 Orte und Städte. Sie
durchmisst Argentinien von der Atlantikküste im Südosten entlang den
Andenkordilleren im Westen bis rauf ins Hochland nach Norden.
Sie würde bei uns von Portugal bis zum Ural führen, immer
dieselbe Straße. Das muss man sich mal vorstellen!
Wir fahren sie dann ein kleines Stückchen, eben von Cachi
nach Süden bis nach Cafayate. Sie befindet sich in einem ziemlich desolaten
Zustand, was für uns im Klartext mal wieder einen Tag Welllblechpiste bedeutet.
Aber die Gegend durch die wir dabei kommen ist es allemal wert.
Cafayate, zwischen großen Weingärten gelegen, stellt sich
als nettes Kleinstädtchen heraus, in dem man am Abend den ein oder anderen
guten Tropfen, in den zahlreich vorhandenen Bodegas geniessen kann. Der hiesige
Rebensaft, ein hochklassiger Torrontes-Wein, wird sogar nach Europa geliefert.
Tags drauf beendeten wir den Loop mit der Durchfahrt einer
weiteren farbig spektakulären Schlucht und kamen am Spätnachmittag wieder in
Salta an.
Nun kann ich es kurz machen, denn der nächste Teilabschnitt
war eigentlich nur Kilometerdreschen um von Punkt A nach Punkt B zu kommen. 600
km fast gerade durch die Pampa – leicht ätzend!
Die Höhepunkte sind
schnell genannt, zum einen der Rio Parana und der Rio Uruguay. Beide entstehen
in Brasilien, beides Grenzflüsse (Parana – Paraguay/Argentinien, Rio Uruguay –
Brasilien/Argentinien), beide münden in den Rio del la Plata, der Rio Uruguay
mit einer Breite von 10 km!. Wir hatten an den Ufern beider Flüsse sehr schöne
Übernachtungsplätze gefunden.
Waren wir die vielen Hundert Kilometer, seit wir die
Andenausläufer hinter uns ließen, durch die Pampa, was soviel wie „baumlose
Ebene“ bedeutet, gefahren, gings nun in die kleine, im nordöstlichsten Eck
Argentiniens gelegene Provinz, Misiones. Hier wurde es wieder leicht hügelig
und urwaldmäßig. Der absolute Höhepunkt und gleichzeitig auch unser Endpunkt
hier in Argentinien sind natürlich die weltbekannten Iguazu Wasserfälle. Wir
haben sie zwar schon mal gesehen, bei unserem ersten Besuch unserer Freunde
Sonja und Valmor, aber wir wollten sie uns nochmal ansehen.
Diese Urgewalten, die sich da hinabstürzen, die tobend und
gischtend, sprudelnd und rauschend, diese Kaskaden in feine Nebel einhüllend
und zum Leben erwecken, gehören ganz sicher zu einem der schönsten Naturwunder
auf dieser unserer Erde.
Die Fakten dazu: in einer Gesamtbreite von etwa 2.700 m
stürzen die Wassermassen des Iguazuflusses – durchschnittlich 1.700 cbm in der Sekunde,
in Spitzenzeiten bis zu 7.000 cbm – in ca. 275 Einzelfällen hinab. Dabei fallen
sie zwischen 57 und 72 m, allerdings in 2 Stufen. Aber diese Zahlen sagen einem
nicht wirklich was, man muss es gesehen haben. Der Höhepunkt ist mit Sicherheit
die Garganta del Diablo (Teufelsschlund). Das vorher noch ruhig dahinströmende
Wasser stürzt in einen tobenden, an drei Seiten geschlossenen Kessel, der Wind
treibt die Gischt hoch, ein infernalisches Getöse dröhnt aus der Schlucht bis
rauf an den Steg, der bis an die Kante reicht. In null komma nix ist man pitschnass.
Da wir ja hier momentan Regenzeit haben und es erst gestern Abend geschüttet
hat, was runterging, ist der Wasserstand natürlich ergiebig und das Schauspiel
noch beeindruckender. Der Nationalpark
ist sehr gut für den touristischen Andrang hergerichtet und man kann schöne
Rundwanderwege mit unzähligen Aussichtspunkten, die immer wieder eine andere
Sicht auf die Fälle freigeben, abwandern. Man geht hier durch „echten“ Urwald,
was sich zum einem am sehr schweißtreibenden schwülen Klima festmachen lässt,
zum anderen an den Tieren. Man sieht wunderbar bunte Schmetterlinge, teilweise
handgroß, angeblich soll es hier auch Jaguare und Pumas geben, aber was wir
gesehen haben, ein Krokodil – tatsächlich und echt! Und Vögel, leider haben wir
auch keinen Tucan oder Affen gesehen.
Man kann die Cataratas sowohl von der argentinischen Seite,
als auch von der brasilianischen Seite aus bewundern. Wir habens diesmal bei
der Argentinischen belassen, die auch den größeren Anteil zu bieten hat.
Nach diesem sehr beeindruckendem Erlebnis, das es wirklich
nochmal wert war, hieß es für uns den nächsten Grenzübertritt anzugehen, unserem
vorletzten auf dieser Reise.
Argentinien hätte jedenfalls noch ein Menge zu bieten,
besonders im Süden, es ist ein von unendlichen Weiten und Entfernungen
geprägtes Land, es hat eine bis in die jüngste Vergangenheit reichende brutale
Geschichte. Nichtsdestotrotz sind die Leute sehr freundlich und offen. Wir
haben leider nicht allzu viel sehen können, aufgrund unserer restlich
verbleibenden Zeit, aber dies Bisschen hat uns sehr gut gefallen.
Somit mache ich für heute Schluss, und wünsche Euch allen
nur das Beste, lasst es Euch gutgehen
Bis zum nächsten Bericht Eure Conny und Peter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen