Dienstag, 2. Mai 2017



Servus, ich mal wieder!

Schön, dass Du wieder reinschaust. Wir haben inzwischen so einiges erlebt und ich muss das jetzt sozusagen auf Papier bringen, sonst bring ichs nicht mehr zusammen. Die Eindrücke hier, nehmen dich dermaßen in Anspruch, da muss man nach ein paar Tagen gleich überlegen, wo war ich, wie hats ausgeschaut????

 Also, als ich das letzte Mal schrieb, waren wir in Edmonton. Von da gings weiter Richtung Rocky Mountains. Die ewige Ebene ließen wir hinter uns und rein gings direkt in den Jasper NP. Jasper ist ein nettes kleines Städtchen, noch wesentlich ursprünglicher als sein Gegenpart Banff im gleichnamigen NP. Wir haben im Wapiti Winter Camp Ground ein schönes Plätzchen gefunden und haben uns auch gleich für 3 Tage eingetragen. (Zur Erklärung, wer es noch nicht gemacht hat: Du fährst in den NP-Camp Ground ein, nimmst dir an der Einfahrt ein Tütchen, auf dem du deine Angaben draufschreibst, tust dein Geld rein und schmeißt das selbige in einen Briefkasten, einen Abrisszettel des Tütchens steckst du an die Windschutzscheibe. Damit ist die Sache geritzt, irgendwann schaut der Ranger nach, ob da auch jeder bezahlt!) Die Plätze sind i.d. Regel absolut naturbelassen direkt im Wald oder am See, mit Feuerstelle, Tisch-Bänke Kombination und manchmal kannst auch noch Strom anschließen. Sehr einfach – aaaabbbeeerrr meistens wunderschön, Natur pur!
So, weiter im Text!
Wer in Jasper ist, muss das Oberhighlight den Maligne Lake gesehen haben. Wer sich schon mal Bilder von Kanada angeschaut hat, dem ist dieses Bild sicherlich schon begegnet. Türkisblauer See, vor Wahnsinnsbergkulisse und ein kleines Inselchen mittendrin – die Spirit Island. Wir jetzt in Natura leider nicht, weil See restlos zugefroren!!!!!! Aber trotzdem sehenswert, auch im Winter. Wir haben eine wunderbare Wanderung gemacht. 

Weiter gings dann auf dem Highway zum nächsten Superlativ. Den Icefield Parkway.
Leute, ich kann’s Euch sagen, wir waren abends direkt geplättet von unbeschreiblichen, wirklich atemberaubenden Eindrücken. Diese Bergstraße (immerhin 233km lang), windet sich durch Hochgebirge, überwindet an seiner höchsten Stelle den Sunwapta Pass mit stolzen 2080m (was unseren Schorsch ganz schön blasen lies!!), schlängelt sich an der Gletscherzunge des Athabasca Glacier vorbei, der ein Teil des Columbia Icefields ist (das größte Eisfeld der Rocky Mountains). Von da geht’s dann kontinuierlich bis nach Lake Louise bergab. Es war ein Traumtag mit Traumwetter (der Petrus hatte ein Einsehen mit uns), beeindruckenden, tiefverschneiten, teilweise gletscherbedeckten 3000 m Gipfeln. Gleißende, schroffe und steile Giganten, beidseits der Straße.
Die Gletscherzunge des Athabasca, geht natürlich auch zurück, wie alle Gletscher, aber sie hat immer noch beeindruckende Zahlen zu liefern. Sie ist 1 km breit, 6 km lang und bis zu 300m dick!  


                            
Vor dem Athabascagletscher
            

                            







Wenn man hier entlangfährt, kann man sich an der wilden Schönheit gar nicht satt sehen. Es würde in den beiden Nationalparks (Jasper und Banff) Unmengen Wandertrails, Hochgebirgstouren und Natursehenswürdigkeiten geben. Leider aber nur im Sommer. Momentan ist das meiste ja noch zugefroren, hoffnungslos zugeschneit und gesperrt. 

Am Emerald Lake im Yoho NP
Im Yoho NP


Was es allerdings schon gibt und wer schon unterwegs ist, das sind die Bären! Am Anfang meinten wir noch, wer weiß, was die Kanadier da für eine Hektik machen, aber Leute, wir können Euch sagen, es gibt sie und nicht zu wenig!!! Definitiv mehr Bären als Elche! Wir haben schon zwei gesichtet, einen Grizzly- und einen Schwarzbären. Inzwischen haben wir unseren Rucksack mit einem Bärenglockerl versehen und auch ein Bärenspray im Gepäck!



An jedem Wanderweg, an jedem Rastplatz und Camp Ground wirst darauf aufmerksam gemacht, dass du im Bärenland bist und aufpassen sollst. Bei Sichtung sofort melden!
Interessant wird’s, was du machen sollst, wenn du einen Bären triffst! Folgende Ratschläge liegen überall aus.


  1.     Beim Wandern immer laut reden, singen oder pfeifen (Des machst mal, wenn du ein paar Stunden wanderst!!!!) 
  2.   „Bär“ steht unvermutet hinter der Ecke und du überrascht ihn: Stehen bleiben, moderat reden mit ihm, nicht drohend erscheinen und dabei rückwärts von ihm weggehen. 
  3.  Falls 2 nicht klappt und er geht dir nach, lauter sprechen, rufen und versuchen ihn einzuschüchtern (Boxstellung einnehmen, oder was???) 
  4. Bärenspray einsetzen (ich vermute – dann wird er richtig stinkig!) 
  5.  Jetzt kommt’s! Falls das alles nix hilft, bleibt dir nur die Todmannstellung. Du legst dich auf den Bauch, verschränkst die Hände hinter dem Nacken und wartest, ob dich der Bär frisst, oder nicht!!!?? Nein Schmarrn, anscheinend verliert er dann irgendwann die Lust und trollt sich. Fällst ja eigentlich nicht in sein Beuteschema.

Sie schauen ja wirklich ganz putzig aus, diese Zottelkameraden, aber wir hoffen, dass wir eine Begegnung beim Wandern mit diesen drolligen Bärchen nicht in unseren Lebensalmanach schreiben brauchen. Bitte Sichtung nur aus dem Auto!





In Banff hat uns der Winter wieder fest im Griff gehabt. Es hat die ganze Nacht geschneit und am Morgen lagen bestimmt 30 cm Neuschnee da. Was uns aber nicht abhielt eine wunderschöne Wanderung in den Johnston Canyon zu machen. Die Wasserfälle sind jetzt um diese Zeit teilweise gefroren, was aber wunderschöne gefrorene Eisgebilde entstehen lässt.







                               
                               

                           

 Weiter gings nach Radium Hot Springs, wo wir uns einen angenehmen Nachmittag lang im 39° C warmen Wasser genehmigten. Inzwischen sind wir in Revelstock, einem kleinen Städtchen, das wir über den Rogers Pass im Glacier NP erreichten. Übernachten tun wir heute am aufgestauten Revelstock Lake. Ganz einsam, direkt am See. Die einzigen Lebewesen, die außer uns hier sind, ist ein Gänsepaar. Dieser See wird vom Columbia River gespeist und hat eine Länge von rund 130 km! Revelstock liegt am Beginn des Sees und am Ende gibt’s noch ein kleines Dörfchen mit ein paar Einwohnern, das wars, dazwischen niemand. 


Am Revelstoke Lake

 Also, Ihr seht, wir haben Platz!

So, das wars mal wieder. Wir schicken Euch ganz liebe Grüße aus einem Land, mit einer unbeschreiblichen Fülle an Natur, Einsamkeit, Bergen, Wasser und Wildheit.

Eure Conny und Peter

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen