Montag, 29. Januar 2018



Ciao, alle miteinander!

Ich schon wieder, mit dem nächsten Reisebericht. Das liegt zum einen daran, dass wir Probleme hatten den vorigen Bericht wegen des grottenschlechten Internets wegzuschicken, zum anderen, dass wir eigentlich nur eine kurze Zeit in Bolivien waren. 

Bolivien ist ja eines der kleineren Länder hier in Südamerika, aber mit Sicherheit auch eines der ärmsten. Man kann sich nicht vorstellen unter was für Bedingungen dieses Volk, besonders die Indigena, die den größten Anteil der bolivianischen Bevölkerung darstellen, heute noch leben oder besser gesagt hausen. Ganz sicher geht da auch heute noch nicht jedes Kind zur Schule, obwohl, wie uns unser Guide in La Paz erzählte, es durchaus eine Schulpflicht gäbe. Aber wenn man mal die Entfernungen, die Einsamkeit, die Straßen (die außer der Panamericana fast alles Pisten sind) des Altiplano gesehen hat, dann ist das mehr als verständlich. Die wenigsten Familien besitzen ein Auto. Die Kinder versehen Hirtenarbeit oder aber helfen bei der Feldarbeit mit.

Wenn man an den Behausungen vorbeifährt, ist es nicht immer ersichtlich, was Hütte oder was Stall ist. Gestampfter Boden innen, Fenster wegen der Kälte mit Holz verschlagen, Wäsche wird oftmals im Bach oder in der Straßenablaufrinne gewaschen.
Bolivien ist eigentlich sehr reich an Bodenschätzen, aber wie es so ist, hilft das nur, die Reichen reicher zu machen. Das normale Volk hat nur ganz sporadisch einen Lichtblick am Ende des Tunnels zu erwarten. Man kennt das ja!!!!!!!!

Aber jetzt wieder zurück zu unserer Reiseroute. Wir haben die peruanische/bolivianische Grenze im Süden des Titicacasees an einem ganz kleinen Grenzübergang passiert. Wir wissen inzwischen aus Erfahrung, dass es an den kleinen Übergängen immer wesentlich entspannter zugeht. Auch hier hatten wir in null komma nix unsere sämtlichen Stempel (5 oder 6) und konnten innerhalb einer Stunde weiterfahren. Nach Copacobana (kommt Euch bekannt vor, gelle!). Tatsächlich hab ich irgendwo gelesen, dass diese Ortschaft der Namensgeber des berühmten Strandes auf der anderen Seite des Kontinents ist.
Ein kleines beschauliches Nest, ein Wallfahrtsort mit relaxter Backpacker Atmosphäre. Von denen gibt es dann auch genügend, in allen Stadien des reisebedingten Verfalls (Smily). Das meine ich jetzt nicht böse, aber es ist nun mal so (und das kann man durchaus auch an sich selbst feststellen), dass man irgendwie einfach immer verlotterter ausschaut. Das geht ganz automatisch!!!!!
Wir stellten uns hier auf einen Parkplatz vor einem Hotel, direkt am Ufer des Titicacasees und blieben 2 Tage. Weiter gings quer durch diese eigentliche Halbinsel, aufgrund der Höhenlage aber ziemlich öden Landschaft. Ein kleines Highlight war das Übersetzen an einem schmalen Seitenarm des Titicacasees.

Hier gibt es keine Fähren im üblichen Sinne, sondern Holzboote, die ganz sporadisch Bretter über die offenen Schiffsrippen liegen haben, die der Schiffer dann einfach da hinschiebt, wo er sie braucht.
Meine erste Reaktion war, okay hier können wir wieder umdrehen – den ganzen Weg, einschließlich Grenze zurück und irgendeine andere Straße nehmen. Aber kein Problem, wir wurden rauf gewunken und los gings! Ich hab sicherheitshalber mal sämtliche wichtige Sachen in den Rucksack gestopft, um im Falle des Absaufens wenigstens das Wichtigste gerettet zu haben. Aber nein, wir kamen gut am jenseitigen Ufer mit Schorsch an, wenngleich es, wie ihr auf dem Bild ersehen könnt, schon höchst fragwürdig ausgesehen hat. Peter musste dann nur noch rückwärts über die losen Bretter wieder aus dem Kahn rausbalancieren. 




Unsere nächste Station war dann La Paz. Nein, nicht die Hauptstadt des Landes, wie ich irrtümlich angenommen hatte, sondern nur der Regierungssitz. Die Kapitale ist Sucre! In La Paz gibt es einen Campingstellplatz und der ist wohlbekannt bei Globetrottern, das Hotel Oberland im Süden der Stadt. Es wird von einem ausgewanderten Schweizer betrieben, ist sauber und hat ein sehr gutes Restaurant. Außerdem bietet es dem entwöhnten Overlander mal wieder angenehme warme Duschen, eine Wäscheservice und Wasser zum Auffüllen der Tanks. Es liegt direkt neben den Valle de Luna – wie der Name schon sagt, eine Mondlandschaft. Diese seltsamen Formationen entstanden über Jahrtausende durch Erosionen, der ganze Kessel, in dem La Paz liegt, ist von der erodierten Landschaft und den Abbruchkanten geprägt. Diese Stadt ist nebenbei noch die höchstgelegenste Großstadt der Welt; tiefster Punkt 3.100 m, höchster knapp 4.100 m.

Um diese Höhenunterschiede zu meistern, besteigst du Seilbahnen (von Österreichern gebaut), die im Grunde den städtischen Nahverkehr darstellt. Es gibt verschiedenfarbige Linien, und um jetzt von ganz unten (Stadtteil Mallasa) nach ganz oben zu kommen (El Alto) steigst du 3 x um. Wenn du oben aussteigst, bist du überrascht über den deutlichen Temperaturunterschied.  




Wir schauten uns die Stadt mit Gert, einem Deutschen an, der auch schon lange in der Stadt wohnt und uns von anderen Reisenden empfohlen wurde. Und wir hatten wirklich einen sehr informativen und interessanten Tag, wie geschrieben, wir schwebten mit den Seilbahnen über die 2 Mill. Stadt, schauten von diversen Miradoren, die sich aus dem Talkessel an den steilen Berghängen hinaufziehenden Häuser, Bretterbuden und sonstigen Gebäuden an. Kamen zum etwas unheimlichen Schamanen- und noch unheimlicheren Hexenmarkt. Aßen mittags die zu einem La Pazbesuch dazugehörenden Santinas (gefüllte Teigtaschen), genossen einen vorzüglichen Kaffee in einem Buchladen und fuhren abends mit einem Collectivo wieder zurück. Was uns leider verwehrt war, ist die Aussicht auf die, die Stadt umgebenden hohen Berge, der inzwischen abgeschmolzene Gletscher Chacaltaya, seinerzeit das höchste Skigebiet der Erde, oder den Huayna Potosi, Mururata und Illimani. Die bei schönen Wetter, mit ihren schneeverzierten Gipfeln natürlich einen wunderschönen Kontrast zum rostroten Grundton der Stadt geben. Ist halt jetzt Regenzeit!
Alles in allem hat uns diese Stadt wirklich sehr gut gefallen. 




Die Straße von La Paz führte uns fast 1.000 km über Oruru zum nächsten touristischen „Muss“ eines Bolivienreisenden - dem Salar de Uyuni. Jeder, der sich schon mal eine Reisedokumentation über Südamerika im TV angesehen hat, hat dieses Bild vor seinem inneren Auge. Diese riesige Salzpfanne (Salar) ist etwa 160 km lang und 135 km breit, die Salzkruste differiert zwischen 2 und 7 m. Damit ist der Salar die größte Salzfläche der Erde. Die Einheimischen nennen ihn „weißes Meer“.
Man kann dieses weiße Meer normalerweise auch mit eigenem Fahrzeug befahren, was wir aber nicht machten, da zum einen ja jetzt Regenzeit ist, was bedeutet, dass der Salar in großen Teilen überflutet ist, zum anderen man natürlich seinem Fahrzeug nichts Gutes tut, durch dieses hochaggressive Salzwasser zu fahren. Man muss die schon reichlich vorhandenen Rostvorkommen nicht auch noch fördern! 





Also, buchten wir eine Tagesrundtour auf den Salar, bei einem der zahlreich vorhandenen Agenturen.
Der Typ versicherte uns eine Tour mit höchstens 6 Leuten, einem englischsprechenden Guide, die Rundtour einschließlich eines Sonnenuntergangs auf dem Salar. Super!
Am nächsten Tag, wir waren pünktlich da, fuhr ein Jeep nach dem anderen weg – nur unser Jeep einschließlich Guide glänzte durch Abwesenheit (hat sich wohl verfahren). Na gut, man ist ja relaxt – warten wir halt noch ein bisschen. Er kam dann auch irgendwann, aber als er schon ausstieg, war uns schon klar, der spricht sicherlich kein Englisch! Was er dann auch zugab, als ich ihn fragte. PRIML! Unser Lichtblick war, zwei von den Mitreisenden, ein Professor aus Buenos Aires und sein Sohn konnten ein bisschen Englisch. 

Also, quetschten wir uns zu siebt in den, schon durch sehr viele Fahrten über den Salar mitgenommenen Jeep. Als erstes gings auf den Eisenbahnfriedhof, wir wussten davon schon, steht er doch auch im Reiseführer und bei der Tour wars auch erwähnt. Aber als wir da hinkamen, hätt ich fast einen Lachanfall bekommen! Das war der Witz des Tages – irgendwo im Wüstennirwana ein Schrotthaufen von alten vor sich hinrostenden Lokomotivengerippe. Einfach neben den Gleisen hingestellt, rosten sie seit dem Aufkommen der Diesellok vor sich hin. Da das ja unser erster Höhepunkt des Tages war, meinte unser Fahrer wir hätten eine halbe Stunde Zeit uns geistig oder sonst irgendwie mit dem edlen Rost auseinander zu setzen. Meine Stimmung fiel etwas ab!!!!!!!
Nach Ablauf dieser ¾ Stunde gings endlich weiter, bis - ja- was kam dann, das Auto soff mitten auf der Strecke ab. Okay, nach mehrmaligen Orgeln ließ er sich doch überreden und weiter gings.
Allerdings das nächste Problem stellte sich kurz danach auf der eigentlich schönen Asphaltstrecke zum Salar raus. Ab einer gewissen Geschwindigkeit schaukelte sich irgendwas an der Lenkung dermaßen auf, dass die Lenkung nicht mehr funktionierte. Ließ sich aber auch durch flottes Herunterbremsen beilegen. Null Problemo! Mein Text, den ich Peter zusäuselte, war der Überlegung geschuldet, dass wir eventuell doch wärmere Sachen hätten mitnehmen sollen, angesichts der Tatsache, dass eine Übernachtung auf dem See inzwischen durchaus zum Worstcase Szenario gehören könnte.!!!!!!

Okay, aber wozu sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen. Also gings weiter im Schneckentempo und wir kamen tatsächlich auch an auf dem Salar, schauten uns die Salzhotels aus der Ferne an, blieben bei der Einfahrt auf die Salzfläche im Wasser stehen, weil der Motor wieder den Geist aufgab und durften, nach erfolgreichem Start auf dem trockenen Salar aussteigen, um die ersten Fotos zu schießen. Es ist schon beeindruckend, auf dieser gleißend weißen mit wabenähnlichen geformten Salzausblühungen geschmückten, sich bis zum Horizont erstreckenden Salzfläche, zu stehen. Die im Übrigen, dem Land eine riesige Geldquelle bescheren könnte. Dieser Reichtum ist noch unausgebeutet und wird auf ca. 9 Mio. Tonnen geschätzt, das wären 75 % des derzeit bekannten Weltvorkommens!!!! Wir sprechen hier von einem ganz begehrten Rohstoff und zwar von Lithium.
So, wir fuhren nun den ganzen Tag ein bisschen hier hin und dort hin auf dem Salar, bekamen ein einfaches Mittagessen, von unserem Guide mitgebracht. Aufgrund des Aussehens dieser Fleischfetzen beschränkte ich mich je auf einen Schöpfer Reis und geschnipselten Gemüses, immerhin mit Majo vermischt. Nachspeise Banane. 

Da aus dem Sonnenuntergang, wegen was auch immer, die Erklärungen des Guides überforderten unsere, zugeben sehr bescheidenen Spanischkenntnisse bei weitem, auch nix wurde, kamen wir nach mehrmaligen Aufschaukeln und einem Reifenwechsel wieder gut in Uyuni an. Ich war ja durchaus gewillt, noch ein bisschen Rabatz bei der Agentur zu machen, aber vorausschauenderweise hatten die bei unserer Ankunft geschlossen. Aber was soll man sich aufregen, wir hatten trotzdem einen interessanten, wenn auch nicht unbedingt informativen Tag. Und auf diesem weltbekannten Salar de Uyuni zu stehen hat auf jeden Fall was. 





Tags drauf gings für uns über eine landschaftlich wunderschöne Strecke ganz in den Süden Boliviens, wüstenähnlich mit Kakteen, bis in ein fruchtbares Tal, das wiederum von farbigen Sandsteinbergen geprägt ist. Hier in diesem Tal gibt’s ein schönes Städtchen namens Tupiza. Das werden wir auch so schnell nicht vergessen, hatten wir doch hier ein Erlebnis der besonderen Art. Als wir dort ankamen, ging gerade ein Wolkenbruch nieder. Die Straßen überschwemmt, da ja hier bis auf die Hauptstraßen nirgends geteert ist, hast du dabei das Gefühl mit dem Schlamm mitzuschwimmen. Unser Zielpunkt war ein Hostel, natürlich mitten in der Stadt, was immer sehr bedenklich ist, aufgrund der sehr engen Gässchen und der doch beeindruckenden Größe unseres Schorschs und der damit einhergehenden Stopselmöglichkeit!!!! Aber es ging gut bis zum Hotel, da gings dann los, es stellte sich heraus, dass ich nur die Hälfte der Beschreibung in der Overlander-App gelesen habe. Das Tor war ohne Wenn und Aber zu klein für Schorsch. Also, wir brauchen einen anderen Stellplatz. Okay, am Bahnhof hats einen Parkplatz, da kann man sich auch hinstellen. Ein paar Meter weiter, passierte was, auf das ich eigentlich schon längst wartete. Wir fädelten in eine tiefdurchhängende Stromleitung ein. Bei strömenden Regen kraxelte ich aufs Dach, um die Leitung aus dem Auspuffdeckel zu pfriemeln, aber beim langsamen Weiterfahren sahen wir, dass wir wohl noch wo hängen, die Leitung spannte sich und peng riss sie ab. Na, bombig! Wir hingen immer noch daran und ich konnte sie hinten nicht runterziehen. Also ich wieder aufs Dach (wohlgemerkt es goss immer noch was runterging!) und sah, dass sich diese blöde Leitung hinten in der Photovoltaikanlage eingezwickt hatte. Jetzt musste Peter ran, ich bin halt für solche Aktionen einfach immer zu klein. Peter klemmte sich durch das Dachfenster in der Nasszelle und befreite uns.
Somit konnte man das Kabel runterziehen und wir legten es schön zusammengerollt neben dem Trottoir ab.
Jetzt was sollten wir machen – einfach weiterfahren? Inzwischen hatte sich natürlich ein Stau hinter uns gebildet und es wurde gehupt was das Zeug hielt. Aber nachdem uns alle klarmachten, dass wir das so liegen lassen können und das schon in Ordnung sei, fuhren wir weiter. 

Alles halb so schlimm, irgendwer räumts irgendwann schon auf – so funktioniert das hier!
Wir gönnten uns an diesem Abend noch ein schönes Abendessen, feierten wir doch mal wieder im Ausland einen unserer Hochzeitstage und sind am anderen Tag in Villazon ohne Probleme nach Argentinien eingereist. 

Es hätte natürlich noch die Lagunenroute gegeben, aber wie ihr ja wisst, geht unsere Zeit hier auf diesem Kontinent dem Ende entgegen. Die Verschiffung und unsere Heimflüge sind gebucht und somit die Deadline gesetzt. Wir haben noch einige tausend Kilometer zu meistern und drum muss man halt auch mal das ein oder andere auslassen. 

Das wars wiedermal. Haltet die Ohren steif, da drüben im guten alten Europa. Lasst es nicht zu sehr krachen im Fasching und vor allem sorgt dafür, dass der Winter vorüber ist, bis wir kommen, gell!


In diesem Sinne
Helau, Alaaf oder was auch immer
Eure Conny und Peter

Freitag, 26. Januar 2018




Servus,
alle beieinander, alle, die Ihr Zeit findet unseren Ausführungen zu folgen.

Wir hoffen, Euch geht’s allen gut und es ist alles paletti bei Euch?!

Hier nun der zweite Teil unserer Reise durch Peru.

Zuerst fuhren wir noch ein gutes Stück die Panamericana die Küste entlang, durch richtiges Wüstengebirge. Hier gibt es übrigens die höchsten Sanddünen des gesamten amerikanischen Kontinents, bis zu 1.000 m hoch. Bevor es für uns aber ins Hochland ging, kamen wir noch an den weltbekannten Nazca-Geoglyphen vorbei. Diese Bodenmarkierungen im ariden Küstengebiet von Nazca umfassen ein Gebiet von etwa 700 qkm. Hier wurden in die praktisch regenlose Pampa über 100 geometrische Figuren, Spiralen, etwa 1000 gerade Linien und über 30 große tier- und menschengestaltige Abbildungen eingekratzt. Welche genaue Bedeutung diese mysteriösen Erdzeichen haben, liegt bis dato im Dunkeln. Urheber war ein Volk, das heute Nazca genannt wird und das ca. 200 Jahre v. Ch. lebte.
Also, soviel zur Wissenschaft! Ich vermute mal, da die Gegend absolut ätzend ist, weil heiß, trocken und es nix aber auch gar nix anderes als außer Steine gibt, hatten die einfach ewig Zeit, um da ein bisschen herum zu ritzen!!!!!
Nein, Schmarrn – das ist wieder mal mein absolut nicht fundierter Kommentar. Archäologe wäre sicher nie ein Job für mich gewesen. Meine Fantasie würde nie ausreichen!!!

Was auf jeden Fall schon sehr beeindruckend ist, die enorme Größe dieser Tier- und Menschenfiguren. Die sind so groß, dass man sie vom Boden aus als solche überhaupt nicht erkennen kann. Da bleibt dann natürlich schon die Frage, wie haben denn die das gemacht?



Nun gings für uns rauf in die Hochebenen der Anden und zwar gscheit. Über die Pampa Galeras rauf zum Pass Condorcenca mit seinen 4.330 m. Mein lieber Scholli, trotz literweise Wasser und zum Frühstück Mate de Coca hat mir die Höhe ganz schön zugesetzt. Dröhnende Kopfschmerzen, hämmernder Pulsschlag und trockene Augen knockten mich ganz schön aus, gottseidank nur mich, Peter gings gut. Als wir am Ende des zweiten Tages endlich wieder auf angenehme 2.000m in einem netten Tal runterkamen, legten wir einen Erholungstag ein, der mir sichtlich gutgetan hat. Um nach Cusco zu kommen, mussten wir nochmals über einen 4.000er Pass rüber, aber da gings mir dann schon besser. Man muss das halt einfach langsam angehen, der eine hälts aus, der andere nicht. Und bevor da irgendein schräger Kommentar kommt, mit Kondition hat des gar nix zu tun! Grins!

4500 m über NN


Es ist unwahrscheinlich, welche Berg- und Talfahrten man hier in diesem Land fährt, drum dauert jede Fahrt auch bedeutend länger, man kann sich nicht nach den angegebenen Kilometern richten. Es kommt natürlich auch noch dazu, dass unser Schorsch auch nicht der Schnellste ist und je dünner die Luft wird, umso mehr reduziert sich auch die Motorleistung. Auch wirkt sich die immense Höhe auf anderweitige Sachen aus. Heizung geht nicht mehr (obwohl wir vor unserer Abfahrt extra einen Höhenkit einbauen ließen), morgens springt der Motor schlecht an. Aber diese Probleme haben viele, auch die mit neueren Fahrzeugen. 

In Cusco gibt’s gottseidank einen sehr schönen Campingplatz, der sehr günstig gelegen ist. Man kann in einem 20minütigen Spaziergang direkt runter in die Stadtmitte gehen.
Cusco ist wohl der bekannteste Ort Perus und ist der Ausgangspunkt um ins heilige Tal der Inkas und somit zum weltbekannten Machu Picchu zu kommen. Was natürlich zur Folge hat, dass es wohl auch der touristischste und überlaufendste Ort von ganz Peru ist. Allerdings gereicht dieser Stadt, die auf stolzen 3.430m Höhe liegt, diese Tatsache nicht zum Nachteil. Im Gegenteil, es ist die schönste und abwechslungsreichste Stadt dieses Landes (lt. Reiseführer). 



Auch uns gefiel sie sehr gut, mit ihrer doch sehr beeindruckenden Geschichte, den Museen, unendlich vielen kleinen Lädchen und Restaurants, der herausragenden Kathedrale (die eigentlich mehr ein Kunstmuseum, denn eine Kirche ist) und der besondere Baustil. Diese Stadt (die Hauptstadt des Inkareiches) war zu deren Zeiten unermesslich reich, die Paläste sollen damals teilweise mit Gold verkleidet gewesen sein. Bis die Spanier kamen, die die Stadt und die Inkas schleiften, das Gold einschmolzen und ihren kolonialspanischen Baustil auf die erdbebensicheren Grundmauern der Inkapaläste und Tempel drauf pflanzten. 
Wir blieben 4 Tage hier und tauchten sozusagen in Cusco ein. Erwähnenswert wäre natürlich auch noch, dass Peter hier endlich zu seinem Cuy (Meerschweinchen!) kam. Wer ihn kennt, weiß dass er da nicht feig ist und die landestypischen Sachen auch probiert. Okay, mir wäre der Appetit schon vergangen, wies da so auf dem Teller gelegen hat, einschließlich sämtlicher Zähnchen und was weiß ich nicht noch alles, aber Peter meinte, man kanns durchaus essen. Ich hab auch ein Fitzelchen probiert, ist nicht direkt greißlig!!!!!!

Von Cusco aus machten wir uns auf den Weg ins Valle Sagrado de los Incas nach Pisaq, oder einfacher ausgedrückt ins Urumbambatal. Pisaq ist ein nettes Städtchen mit großem Markt und einem weitläufigen Ruinenkomplex hoch über der Stadt. Auf einem schmalen Bergvorsprung, ca. 500m über dem Tal errichteten die Inka nicht nur eine Festung, sondern eine regelrechte Stadt, die durch Befestigungsmauern und Tore geschützt war. Die Häuser, Tempel und Paläste kleben manches mal direkt in den Felswänden. Um sich zu ernähren, wurden zu allen Ruinenanlagen unendlich viele künstliche Terrassen gebaut. Die Flächen zwischen den Mauern sind leicht geneigt und werden durch ein raffiniertes Kanalsystem gerade so stark be- und entwässert, dass die fruchtbare Erde nicht weggespült wird. Diese Terrassen werden auch heute noch bepflanzt.  Schon sehr beeindruckend, wie die das damals alles bewerkstelligt haben. 








Wir reden ja hier von Anlagen in über 3.000 m Höhe, an sehr steilen Berghängen. Oder, wie z.B. bei der nächsten Ruine, die wir besichtigten. Die Tempelburg Ollantaytambo, hier haben sie eine Mauer für einen Sonnentempel (der übrigens nie vollendet wurde) gebaut, die aus sechs tonnenschweren, kunstvoll glatt geschliffenen roten Granitsteinen besteht. Jeder dieser Steine wiegt an die 50 Tonnen. Kein Mensch kann sich heute vorstellen, wie die Inkas dies ohne Flaschenzug oder Rad auf den steilen Berg rauf brachten.



Aber wir waren vorher bei Pisaq. Wir machten uns auf den Weg, eingedenk der Höhe, die einem schon bei kleinster Anstrengung schnaufen lässt wie ein D-Zug, fuhren wir mit dem Taxi rauf in die Ruinenstadt, bestaunten sie und wanderten dann auf einem herrlichen Weg wieder runter ins Tal. Wo wir am Marktplatz Bella und Yves aus der Schweiz trafen. Da es einen ja so weit weg von zuhause immer förmlich reißt, wenn jemand deutsch spricht, haben auch wir angehalten und sie angesprochen. Irgendwie haben wir uns gleich gut verstanden und uns zu einem gemeinsamen Abendessen verabredet. Die Beiden sind total innovativ, bauen z.Zt. grad in Nicaragua so eine Art Hotel. Wir hatten einen echt tollen Abend und falls Ihr Zwei das lesen sollt: wir hoffen, Ihr habt einen ganz schönen Aufenthalt in La Paz und ganz viel Glück bei all Euren Ideen, die Ihr verwirklichen wollt. Ich denk, wir hören auf jeden Fall wieder was voneinander, gell!

Für uns gings auf dem Rückweg aus dem hl. Tal der Inkas noch bei den spektakulären Salzterrassen bei Maras vorbei. Das sind ca. 4.000 gleißend weiße Becken, die von einer stark salzhaltigen Quelle gespeist werden. Sie stapeln sich kunstvoll einen steilen Berghang hoch. Es dauert ungefähr einen Monat, bis sich in einem Becken durch Verdunstung 250 kg Salz gebildet haben.



Nach Cusco gings jetzt für uns durch das letzte Drittel Perus. Auch dieser Teilabschnitt hatte noch einiges zu bieten. Wie z.B. eine der letzten Hängebrücken, die heute noch nach der Bauart der Inkas gebaut werden. Die Hängebrücke Queswachoca, die über dem reißenden Rio Apurimac gespannt ist.
Diese Brücke wird alle 2 Jahre, am Beginn der Regenzeit von den Bauern der Umgebung aus Pflanzenfasern erneuert. Dies dauert knapp 2 Wochen. Aus Agavenfasern werden 3 Hauptseile gemacht, Querhölzer gelegt und mit Pflanzenfaserschnüren aus Ichu-Gras verbunden. Man geht dann über Äste, Zweige und Tierhäute. Sieht toll aus, es ist aber ein bisschen abenteuerlich darüber zu gehen.



Auf dem Weg dorthin, hatten wir auch noch das Glück an einem samstäglichen Viehmarkt, der Menge nach zu schließen, wohl der ganzen Region vorbei zu kommen. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, dies aus der Nähe zu betrachten. Sozusagen eine „Genialtouristenfotomöglichkeit“
(das ist mal wieder eine Wortschöpfung, gelle!!!). Hier gab es alles zu kaufen, was des Bauers Herz begehrt. Rinder, Schafe, Pferde, Lamas, Alpakas und Esel. Daneben noch eine Dult, gut bestückt mit Töpfen, Geschirr, Hüte, den bunten Röcken, die Frauen hier tragen, Wolle, Stricksachen und, und…….




Aufgefallen sind eigentlich nur wir, da wir die absoluten Exoten auf dem Markt waren und mindestens genau so angeschaut wurden, wie die Viecher ihrer Wahl!!!!!! War ein Erlebnis!
Nach dem Pass La Raya (4.330m) beginnt das Altoplano. Diese andine Hochebene zwischen 3.500 m und 4.000 m Höhe zieht sich über den Titicacasee bis weit nach Bolivien rein. Hier grasen überall jede Menge Lamas, Alpakas, Vikumas und Guanakos, es wächst das Büschelgras „Ichu“, nachts sinken die Temperaturen bis zum Gefrierpunkt. Eine unwirkliche Gegend und trotzdem gibt es jede Menge Siedlungen hier. Unverhofft sieht man immer wieder irgendwo einen Schäfer (m/w) zwischen den Grasbüscheln sitzen. Die Landschaft zieht sich bis zum Horizont, wo sich die richtig hohen Berge mit ihren weißen Schneekuppen aufreihen. Sie zieht einen schon in ihren Bann, wenngleich das Leben hier mit Sicherheit unwahrscheinlich hart ist.


Unsere letzte Station hier in Peru ist Puno. Nicht wirklich bekannt, aber von hier kommt man zu den schwimmenden Schilfinseln. Auch wir haben beschlossen, uns dies anzusehen und haben eine Tagestour gebucht. Morgens um 7 Uhr gings los und es wurden zuerst die Urosinseln angefahren.
Diese Inseln des gleichnamigen Volkes den „Uros“ ankern sozusagen in der Lagune des Titicacasees direkt vor Puno. Hier breitet sich ein großer Totora-Schilfgürtel aus, und darauf baut dieses Volk ihre Inseln. Aus diesem Totora-Schilf bauen sie ihre Inseln, ihre Schilfhütten und ihre Boote. Einige Teile dieser Pflanze werden auch gegessen. Anschaulich wurde uns gezeigt, wie der Aufbau so einer Insel vor sich geht. Zuerst werden Blöcke (ein knapper Kubikmeter) aus ausgewachsenen Totorawurzeln ausgesägt, diese werden miteinander verzurrt. Auf dieser entstandenen Plattform werden nun schichtweise Totora gestapelt, bis zu einem Tiefgang der Insel von 80 cm. Auf der etwas erhöhten Inselmitte wird zum Schluss eine bedachte Schilfhütte gesetzt. Jede Insel beheimatet eine Familie.
Das Ganze ist natürlich total touristisch aufgezogen, aber davon leben die Familien heute ausschließlich. Es fahren täglich mehrere Boote hinaus zu den Inseln, jedes Boot fährt zu einer anderen Familie. Die winken dann schon von weitem. Du landest an und dann wird dir eben die Insel gezeigt, sogar in die Hütten darf man reinschauen (in einer Hütte von vielleicht höchstens 20 qm, leben, wie uns die Tochter erzählte, Mama und Papa und sie mit einem Geschwister!), gekocht wird im Freien. Anschließend verkaufen sie natürlich Stickereien, kleine Strohschiffchen und was weiß ich nicht noch alles. Ist bestimmt auch das ein oder andere „Made in China“ dabei.




Die zweite Insel die wir besuchten, liegt ein gutes Stück draußen im Titicacasee und war lange Zeit ein Geheimtipp unter Peru-Reisenden, heute ist Taquile sehr bekannt und ein fast so beliebtes Ziel wie Cusco. Die ganze Insel besteht aus Terrassenanlagen, auf denen Kartoffel, Getreide und Mais gedeiht. Die Bewohner leben auch heute noch ziemlich autark, die Sitten sind streng und die Tradition ungebrochen. Ein Spaziergang über die Insel vermittelt dir auch einen Eindruck, was für ein stolzes Volk dies ist. Sie handeln mit Strickwaren, die nach ganz speziellen und überlieferten Mustern gestrickt werden und wer strickt dies – die Männer!!!!!! Ohne Schmarrn, dies ist traditionell die Sache der Männer. Die Frauen weben. Und noch was Interessantes gibt’s auf dieser Insel – eine Pflanze (Namen weiß ich nicht mehr) die verarbeiten sie zu Shampoo. Von klein auf wird dieses Shampoo zur Haarpflege hergenommen, mit dem Ergebnis, dass es dort keine Leute mit grauen Haaren gibt. Die haben alle bis ins hohe Alter einen richtig pechschwarzen Wuschel auf.
Ihre oberste Priorität ist, im Einklang mit der Natur zu leben, darum gibt es auch nur ein paar Schafe und Kühe (Milch), die die nichtbebauten Terrassen abgrasen. Die Terrassen werden nur 3 Jahre hintereinander bepflanzt, dann gibt man ihnen 3 Jahre Zeit sich zu regenerieren. Also nicht Landwirtschaft auf Teufel komm raus! Und ganz ehrlich, beim Spaziergang über diese Insel hat sich mir schon der Eindruck aufgedrängt, dass diese Insel vielleicht noch eins der letzten Paradiese dieser so geschundenen Welt darstellt. 

Also war dieser Tag, der unser letzter hier in Peru war, morgen geht’s weiter im Süden des Titicacasees nach Bolivien, ein sehr schöner und interessanter, wenngleich leider regnerisch und saukalt. Überhaupt ists hier ziemlich zapfig, obwohl wir uns ja im südamerikanischen Sommer befinden, aber es ist auch Regenzeit und natürlich die Höhe, wir befinden uns hier permanent knapp unter 4.000 m. Puno hat eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8°C.



Ja, das war unsere Reise durch Peru. Dieses Land hat uns viele Eindrücke beschert, sei es im positiven wie aber auch im negativen Sinne. Es gibt hier eine grandiose Bergwelt, die extremen Berg- und Talfahrten, die Inkakultur, die abenteuerlichen Straßen, nette, aber zurückhaltendere Leute als z.B. in Kolumbien, die Tierwelt, archäologische Schätze und die Geschichte dieses Landes.

Als negativ fallen dir halt vor allem die vermüllten Landstriche, die bis auf wenige Ausnahmen absolut chaotischen, dreckigen und stinkenden Städte und der gefährliche Verkehr auf. Schade!
So, ich hoffe, hier nicht zu viele Fakten reingeschrieben zu haben und Euch nicht gelangweilt zu haben. Bolivien wird hauptsächlich Natur sein und was wir von so vielen Globetrottern schon gehört haben, muss Bolivien einmalig schön sein. Wir sind gespannt und lassen Euch dann wieder daran teilhaben. 

Danke, fürs Reinschauen, bleibts gesund und fit.

Das wünschen Euch, die momentan unter dem Stern des Südens verweilenden
Conny und Peter