Sonntag, 7. Januar 2018




Hola, hier sind wir wieder!

Schön, dass Ihr wieder dabei seid. Wir hoffen, Ihr habt sämtliche Festtage gut und in angenehmer Atmosphäre überstanden, seid gut ins Neue Jahr gerutscht (ohne große, sowieso nicht zu erreichende Vorsätze!) und könnt nun das selbige mit neuem Elan anpacken, gell!!!

Für uns hat jetzt unser letztes Vierteljahr in der Ferne begonnen und es wird sich in nächster Zeit rausstellen, wie weit wir hier in Südamerika noch kommen. 

Aber der Reihe nach, wir haben ja im „alten“ Jahr noch a bisserl was erlebt, was auch nicht von schlechten Eltern war und drum hier von mir erzählt wird.

Als erstes hatten wir natürlich eine wunderbare Zeit mit unserem Schneckerl, unserer Christina. Ich denke zwar, der momentane Kulturschock hat ihr doch ein bisschen zugesetzt, dies wurde aber durch unsere gemeinsame Zeit und vor allem durch das gemütliche Beisammensein in unserem so griabigen fahrbaren Heim absolut ausgeglichen.

Der Grenzübergang bei Macara ging absolut problemlos über die Bühne und von da tauchten wir sozusagen aus den Bergen in die Tiefebene bei Sullana und Piura ein. Gefühlt tauchten wir aber erstmal in unvorstellbare Mengen Müll ein. Leider, muss man sagen, dass es, zumindest hier in Nordperu, entlang der Panamericana sehr zugemüllt ist. Ich dachte eigentlich, dass wir in Asien diesbezüglich schon einiges gesehen hätten, aber das ist mit der Gegend hier gar kein Vergleich!
Übel, übel und ganz offensichtlich macht sich kein Peruaner über dieses Problem irgendeinen Gedanken. Die Gerüche, die dich manchmal im Vorbeifahren begleiten sind schwer erträglich und mit Sicherheit der Gesundheit nicht förderlich. 



 Wir parkten in unserer ersten Nacht in Peru in Sullana, direkt auf einem Parkplatz einer Shoppingmall, wo wir unseren wegen des Grenzübergangs gähnend leeren Kühlschrank wieder vollpackten. Danach gings über Piura die alte Panamericana entlang durch eine trockene Savannenlandschaft bis nach Olmos, wo wir abzweigten und wieder den Weg ins Gebirge nahmen.
Sobald du dich wieder zwischen Berghängen befindest, wird’s gleich angenehmer, da kühler, landschaftlich wird’s ansprechender – die Berghänge der Cordillera auf der Pazifikseite sind bis in große Höhen sehr fruchtbar und du wirst sehr lange von Bananen-, Mango- und Kakaofeldern begleitet. Wir fuhren über den ersten Pass (mit seinen 2.144m der niedrigste Andenpass), weitere und höhere Pässe sollten auf diesem Schwenk, den wir geplant hatten, folgen. Auf der anderen Seite sah die Welt schlagartig anders aus. Alles sehr trocken und versteppt bis ins Tal! Erst dort wird es wieder grün. Lange Zeit fuhren wir das Tal des Rio Maranon entlang, in dem gewaltige Flächen von Reis angebaut werden. Für uns gings weiter nach Pedro Ruiz, wo sich die Straße gabelt und du entweder ins Amazonas Tiefland fahren kannst, oder wie wir, das enge Tal des Rio Utcubamba aufwärtsfährst. Unser erstes Ziel sollte der Catarata Gocta sein. Der angeblich vierthöchste Wasserfall der Welt, der mit seinen 774m Fallhöhe von einem Deutschen entdeckt wurde und an einem Steilabfall der Anden ins Amazonastiefland nördlich von Chachapoya zu bewundern ist. Allerdings war die Anfahrt ins Dörfchen Cocachimba nur bedingt „schorschfähig“. Ein kleiner steiniger, steiler Schotterweg, der sich sehr steil den Berghang hinaufzog. Aber wir kamen oben an, durften uns direkt vors Rangerbüro parken, wo wir auch übernachteten. Von hier aus schnürten wir unsere Bergstiefel und machten uns auf den 2,5 Std-Weg direkt in den dampfend schwülen Dschungel zum wirklich sehr beeindruckenden Wasserfall.
Ich kanns euch sagen, da flossen die Schweißperlen, puh! Aber die Ansicht war jeden Tropfen wert – sehr schön!




Unser nächstes Ziel war die Bergfestung der Chachapoya – Kuèlap. Laut Reiseführer die zweite überragende archäologische Sehenswürdigkeit Perus neben Machu Picchu. Die alten Steinhaufen (ich bin jetzt nicht so der archäologische Typ – Smiley!!!) liegen auf 3.000 m und wurden weit vor der Inkazeit vom Volk der Chachapoya geschaffen und thronen auf einer Bergkuppe über dem Tal des Rio Utcubamba. Den Inkas gelang es nie, dieses Volk gänzlich zu unterwerfen.
Also, da wollten wir rauf! Hätte man eigentlich auch ganz einfach haben können, es gibt nämlich seit ein paar Monaten eine Bergbahn – aber nicht für uns, weil sie just an diesen Tagen nicht fuhr – warum auch immer. Für uns natürlich kein Problem, Peter meinte „nun sind wir da, jetzt schauen wir uns des auch an“. Okay, ich weiß nicht, ob ihn das im Nachhinein nicht gereut hat. Es war nämlich eine seeeehhrrrr anstrengende Fahrerei und wir brauchten für die 38 km, sage und schreibe 3 Stunden. Schlaglöcher zu tausenden, Schlamm und sehr tiefe Abgründe, an denen es sich entlang zu schlängeln galt.
Die Anlage selbst, ja was soll ich da jetzt schreiben……….. Ich denke Machu Picchu ist definitiv was anderes!
Aber man weiß es ja nie im Voraus und hätten wir es nicht gemacht, hätte es uns sicher gereut. Außerdem wäre erwähnenswert, dass wir bei dieser Gelegenheit echte und lebendige Vogelspinnen gesehen haben. Riesenviecher!



Straße nach Kuelap

So, Leute, also wenn ich jetzt schon geschrieben hab, dass die Straße etwas gewagt war, war sie doch gar nichts im Vergleich was kommen sollte! Unser Bogen, den wir geschlagen hatten und welcher uns wieder zurück zur Panamericana führen sollte, beinhaltete die Querung der Central Cordillera.
Das kommende Teilstück verlangte nun Peters und Schorsch ganzes Können. Christina und ich wurden immer stiller und ganz ehrlich, mir ging nur mehr noch im Kopf rum, dass hoffentlich nicht noch die eine Engstelle kommt, wo wir letztendlich nicht mehr durchkommen, weil zu groß oder zu hoch oder was weiß ich!


 In unserem Reiseführer wird es so beschrieben – eine abenteuerliche, schmale Strecke, die starke Nerven erfordert. Für Landschaftsfreunde und Abenteuerlustige empfehlen wir die Route aber unbedingt, sie belohnt mit einmaligen Ausblicken!
Zuerst fährst du von Leimebamba durch fruchtbares Weideland bis zum Pass Abra Barro Negro (3.680m), bei uns hatte es so dichten Nebel, dass du vielleicht die ersten 5 m vor dem Auto sehen konntest. Gut dann sieht man natürlich auch den Abgrund nicht, aber wenn dir auf der absolut einspurigen Straße, die Schorsch mit seinen Reifen zur Gänze und manches mal auch halb darüber ausfüllt, einer entgegenkommt, ist Schluss mit lustig, außerdem ist dir natürlich diese gähnende Leere auf einer Seite des LKWs permanent bewusst. Nach Passieren des Passes fährst du stundenlang, die sich in engen und unzähligen Kehren windende Straße bergab, bis nach Balsas (845 m). Wo wir erschöpft und glücklich, unbeschadet am Abend ankamen und am Marktplatz übernachteten.
Dieses fruchtbare Tal, das vom breiten Rio Maranon durchflossen wird und ein sehr heißes und feuchtes Klima hat, gleicht einer Oase und an den Bäumen hängen unvorstellbare Mengen an Mangos und Bananen.

Reisanbau am Rio Jequetepeque

Nächsten Tag gings wieder rauf in schwindelnde Höhen (auf 3.700m), aber gottseidank war die Straße auf dieser Seite des Tales besser und meistens breiter und hatte mehr Ausweichbuchten.
Über Cajamarca gings ewig lange das sehr fruchtbare Tal des Rio Jequetepeque entlang bis wir in Pacasmayo wieder auf die Panamericana kamen und von nun an, am Pazifik entlangfuhren.
Paneria in Cajamarca

Metzgerauslieferung
 



















Bei Trujillo besuchten wir Chan Chan. Diese einstige Großstadt war Heimat der Chimu (ca. 1000 – 1450 n.Chr.) und war mit bis zu 80.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt Südamerikas zu dieser Zeit, sondern wahrscheinlich der ganzen Welt. Es gibt und gab keine größere Stadtanlage, die nur aus Lehmziegeln errichtet wurde. Leider nagt natürlich der Zahn der Zeit beträchtlich an den Mauern dieser Häuser und es stehen nur mehr die Grundfesten. Allerdings ist man fleißig dabei, dies zu erhalten und baut Dächer und restauriert, die mit verschiedensten Tieren, verzierten Mauern.



Da Weihnachten vor der Tür stand, beschlossen wir uns für die Feiertage einen richtigen 
Campingplatz zu suchen, was ja hier nicht so einfach ist, und zwar möglichst am Meer. Wir wurden tatsächlich auch fündig – in Huanchaco.
Huanchaco ist bei den Peruanern ein beliebter Ferienort, hat eine nette Meerespromenade, einige Restaurants und einen breiten Strand. Wir fanden unseren Stellplatz auf der Rasenfläche hinter einem Hotel, wo wir es uns gemütlich machen konnten. Hier blieben wir über die Feiertage und verbrachten sie mit Spazieren- und Essengehen, viel Lesen und da wir ein wirklich gut funktionierendes Wifi hatten konnten wir gut und ausführlich mit unseren Lieben zu Hause telefonieren. Jedenfalls wars echt gemütlich und hat uns nach der doch sehr anstrengenden Fahrt auch gutgetan.





 Weiter gings danach die Küste südwärts, den eigentlich angedachten nächsten Schwenk ins Hinterland nach Huaraz konnten wir leider nicht mehr durchziehen, da Christinas Urlaub dem Ende zu ging und wir schauen mussten, runter nach Lima zu kommen. Und da der Weg bis dahin eigentlich recht unspektakulär war, verschone ich Euch mit einer genaueren Beschreibung. Das einzige was noch erwähnenswert wäre, ist die Landschaft hier am Pazifik entlang. Hier windet sich die Panamericana durch eine knochentrockene Küstenwüste, die mit riesigen Sanddünen aufwartet und sehr menschenfeindlich ausschaut.



Ja und dann waren wir in Lima, das eine nochmalige Steigerung zu Bogota ist – was Schmutz, Dreck und Lärm betrifft. Ein 10 Mill. Einwohnerschmelztiegel, die Hauptstadt des Landes und Hoffnungsträger vieler Indigena, die meinen, hier ein besseres Leben zu haben, als auf dem Land. Dass dem nicht so ist, merkt man an den, die Stadt kilometerweit umgebenden Slums, die natürlich den ersten Blick auf die Stadt auch sehr eintrüben. Apropos eintrüben – die Stadt liegt von April bis November unter einem dichten, depressiven Nebel, der oft auch mit Nieselregen einhergeht. Also alles in allem ein nicht sehr erstrebenswerter Ort.

Und deshalb gaben wir beide dann auch gleich wieder Fersengeld, als wir schweren Herzens unsere Christina wieder Richtung Heimat ziehen lassen mussten. Aber hilft ja bekanntlich nix und wir hatten eine tolle Zeit, haben viel gesehen und hatten noch mehr Spaß miteinander. Sie ist wohlbehalten zwei Tage später daheim angekommen. 

Wir haben dann nochmal richtig Gas gegeben und sind am letzten Tag des für uns so aufregenden und interessanten Jahres noch bis nach Pisco gefahren, wo wir einen wirklich super Stellplatz, direkt am Strand bei einer Kite School fanden. Hier standen schon ein paar Overlander, ein Fürstenfeldbrucker auch mit einem umgebauten alten Magirus Feuerwehrauto (sogar noch in rot!), ein Paar aus Graz, ein Schweizer und ein australisches Paar. Mit denen allen setzten wir uns abends am Strand zusammen und ließen das alte Jahr still und gemütlich mit dem Erzählen vieler Reiseerlebnissen ausklingen. War schön! 



So, und für uns geht’s jetzt wirklich auf zum Endspurt unserer Reise und den werden wir mit dem etwas mehr touristischen Peru beginnen und zwar geht’s wieder rauf in die Berge Richtung Cusco.
Und hier beende ich diesen Blog, damit es nicht zu lang wird. 

Geht das Neue Jahr nicht gleich zu gach an, Rom ist bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut worden!!!!!!! 
Wir wünschen Euch nur das Beste, machts es gut, bis zum nächsten Mal
Eure Conny und Peter


PS. Zwei Sachen fallen mir jetzt noch zu Peru ein, die ich nicht mehr nachträglich einpfriemeln will in den Text, als da wären:
Der peruanische Verkehr -  wenn man sagen würde, alle Peruaner sind schneidige Fahrer, wäre das eine Megauntertreibung. Sie schaffen es in größeren Städten auf 3-spurigen Straßen locker zu fünft nebeneinander her zu fahren und es ist vollkommen unerheblich ob sie dich links oder rechts überholen, die Tuk-Tuks nehmen dann auch noch den linken oder rechten Randstreifen. Auf kurvenreichen Landstraßen ist es durchaus normal, dass sie dir wegen zu schnellen Fahrens oft auch auf deiner Seite entgegenkommen. Überholt wird generell vorzugsweise vor Kuppen und Kurven – woanders kanns ja jeder. Offensichtlich geht der Peruaner davon aus, den Aufprall zweier sich aufeinander zubewegender Fahrzeuge durch reines Hupen verhindern zu können. HUPE ist überhaupt ganz, ganz wichtig. Ist Hupe kaputt – ist Auto kaputt!!!!
Dieser ganze Fahrstil drückt sich im Gesamterscheinungsbild sämtlicher Fahrzeuge hier sehr stark aus. Von abgefahrenen Reifen, die eher die Ähnlichkeit mit einem samtenen Babypopo, als mit einem fahrtüchtigen Pneu haben, lassen sich direkte Rückschlüsse auf die Fahr- und Bremsfähigkeit der Fahrzeuge im Allgemeinen ziehen.
Also „Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ triffts sicher eher und ich muss meinem Göttergatten einmal mehr Achtung zollen, wenn ich an seine vielen gefahrenen Kilometer denke, besonders in dem nervenaufreibenden Verkehr der hiesigen Großstädte. Das musste jetzt schon mal gesagt werden!
Und das zweite Thema ist wieder ein Besonderes. Aber nachdem ich das auch in Nordamerika abgehandelt habe und ich finde es ist die normalste Sache der Welt, muss ich das auch in Südamerika beschreiben.
Und ihr vermutet wahrscheinlich schon was kommt – richtig die Toilettenkultur! Heißen tun sie Banos für Damas und Hombres/Caballeros.  Sollte es jemanden von Euch hier nach Peru verschlagen, oberste Regel – vergiss nie dein Papier überall mit hin zu nehmen. Das ist nämlich in den seltensten Fällen vorhanden.
Außerdem ist sehr angebracht, sich von irgendwelchen Standards der westlichen Welt, wie z.B. immer fließend Wasser oder überhaupt Wasser, Türen auch nicht immer vorhanden, Toilettendeckel eigentlich nie vorhanden, Vorsicht beim Aufdrehen des Wasserhahns, oft nicht verschraubt – dann hast du den selben ganz in der Hand, falls geputzt, dann schwimmt alles. Also, alles in allem – empfindlich darf man nicht sein und falls es mal ganz schlimm kommt und dies zu einem Härtetest ausartet, du dich fragst „muss ich wirklich, oder doch nicht“ gewinnt trotz allem meistens das Bedürfnis (Smily)!

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